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Kathi im Interview über die Auswirkungen der Corona-Krise auf ihren Auslandsaufenthalt in Australien
Die Corona-Krise hat die ganze Welt fest im Griff. Minimierung sozialer Kontakte und Selbstisolation bestimmen von nun an den Tagesablauf in Deutschland und der Welt. Viele Länder haben Einreisebeschränkungen verhängt und Flüge werden laufend gestrichen, sodass es für Reisende fast unmöglich erscheint nach Hause zu kommen. Ich habe mich daher gefragt, wie sich Reisende aus Deutschland fühlen, die sich zurzeit am anderen Ende der Welt befinden und mich daher mit Kathi zu einem Online-Interview verabredet.
Kathi ist 35 und studiert Modedesign in Hamburg. Ihre Masterarbeit bereitet sie nun seit einigen Wochen in der kleinen Stadt Townsville im australischen Bundesstaat Queensland vor. Nachdem sie bereits letztes Jahr die gesamte Ostküste Australiens bereisen konnte, zog es sie nun ein zweites Mal nach „Down Under“. Mittlerweile wurden aber auch hier Maßnahmen getroffen, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Die Grenzen zu anderen Staaten wurden geschlossen und Reiseverbote ausgesprochen. Im Interview berichtet sie, wie sich das Virus bisher auf ihren Auslandsaufenthalt ausgewirkt hat.
In Europa wird die Lage immer ernster. Wie schätzt du die Situation in Bezug auf die Lebensmittelversorgung und das Bewusstsein der Menschen vor Ort ein?
„Viele Supermärkte, unter anderem „Coles“ suchen gerade dringend Personal. Köche wiederum werden laufend gekündigt, da sich viele Restaurants bereits jetzt am Existenzminimum befinden. Dort kann man das Essen nur noch zum Mitnehmen bestellen. Die Eisdielen haben noch geöffnet, allerdings gibt es keine Sitzplätze mehr. Die Menschen versammeln sich dann ganz einfach vor der Eisdiele und hocken am Ende doch dicht aufeinander. Die Versorgung in den Großstädten scheint besser zu sein, wie ich gehört habe. Ich stand in Townsville allerdings oft vor leeren Regalen, Toilettenpapier ist besonders schwer zu finden. Reis und Kokosmilch habe ich schon seit zwei Wochen nicht gesehen. Auch Pasta ist ständig ausverkauft. Das Bewusstsein der Menschen ist minimal, auch beim Einkaufen kommen die Leute unglaublich nah, obwohl Warnschilder aushängen. Ich kann dabei natürlich nur für Townsville sprechen.“
Wie und wann ist dir bewusst geworden, dass du dir Gedanken um einen Heimflug machen solltet?
„Ich habe mich als allererstes um eine Visa-Verlängerung gekümmert, da ich gar nicht heim fliegen will. Mein Plan war bis August hierzubleiben, weshalb meine Wohnung in Deutschland bereits gekündigt ist. Um eine Rückreise kümmere ich mich, wenn mein Visum nicht verlängert wird. Ich habe mich für alle Fälle für das Rückholprogramm nach Deutschland eingetragen, allerdings findet eventuell auch gar kein Rückholprogramm statt. Das steht noch in den Sternen. Heimflüge sind überteuert und die Preise kann sich kein normaler Mensch leisten. Flüge, die am Anfang 1000 Euro kosteten, liegen nun bei mehreren tausend Euro. Und der Flug kann am nächsten Tag auch schon wieder abgesagt sein.“
In vielen Facebook-Gruppen für Backpacker wird bereits wild diskutiert und sich über die aktuelle Lage an den Flughäfen ausgetauscht. Wirst du den Heimweg antreten oder weiterhin im Ausland bleiben?
„Sollte mein Visum verlängert werden, bleibe ich definitiv hier. Auf dem Heimflug ist die Wahrscheinlichkeit viel höher sich mit dem Virus anzustecken, da die Leute an den Flughäfen einfach keinen Abstand halten. Ich bin nicht sonderlich scharf drauf, jetzt nach Hause zu fliegen. Flüge, die gerade angeboten werden, belaufen sich teilweise auf 40 bis 60 Stunden Flugzeit, da fühle ich mich in meiner Unterkunft besser aufgehoben.“
Die Zahlen steigen und das weltweit. Leider kann niemand von uns in die Glaskugel schauen, allerdings können wir alle unseren persönlichen Beitrag für die langsamere Verbreitung des Virus leisten.
Ich wünsche Kathi alles Gute und drücke die Daumen für die Genehmigung des Visums. Vielen Dank für unser Interview und deine offenen Worte.