Lingen grüßt die Welt – Der Blick aus dem Fenster (Tag 13)
16. April 2020Lingen grüßt die Welt – Der Blick aus dem Fenster (Tag 15)
20. April 2020Lingen grüßt die Welt – Der Blick aus dem Fenster (Tag 14)
Das Fenster am Gievenbach in Münster
Es ist Tag 14 und somit nun Sonntag der 29. März 2020. Hier ist mein Blick aus dem Fenster! Die zweite Woche der Online-Lehre ist zu Ende. Das heißt mit anderen Worten auch, dass ich mich nun seit zwei Wochen in der Wohnung verschanze. Ich bekomme immer mehr das Gefühl, ich würde in meiner persönlichen Blase leben. Ihr wollt wissen warum das so ist? Also gut, vorher stelle ich mich aber noch vor.
Get To Know Me!
Ich bin Dayna, bin 23 Jahre alt und studiere im sechsten Semester Kommunikationsmanagement. Ich wohne zusammen mit meinem Freund in einem kleinen Anbau in Münster. Fun Fact: Früher war dieser Anbau ein Taubenschlag! Meine gesamte Studienzeit bin ich (fast) täglich von Münster bis nach Lingen mit dem Zug gependelt. Und obwohl die allermeisten mir nicht zustimmen werden, muss ich sagen, dass mir das Pendeln irgendwie gefällt. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich die Zeit im Zug nicht zur Vor- oder Nachbereitung für die Uni genutzt habe, sondern mich mit guter Musik am Fenster sitzend, abgelenkt habe. Dieser Alltag mit Vorlesungen, Seminaren und Übungen (und dem Pendlerleben), wie ich ihn zweieinhalb Jahre gekannt habe, ist jetzt aber vorbei. Klar spielt das Coronavirus in diesem Zusammenhang auch eine Rolle, aber vielmehr ist es so, weil im sechsten Semester ohnehin keine Präsenzlehrveranstaltungen mehr stattfinden. Manche Professoren haben uns Studierenden sogar vor den Semesterferien ein „schönes Leben“ gewünscht. Fällt dieser Satz, wird einem erst bewusst, dass nun nur noch eines auf einen wartet: das wissenschaftliche Projekt und die Bachelorarbeit. Ich mache also, unabhängig von Corona, genau das! Schreiben. Zumindest versuche ich das. Im ganzen Literaturdschungel kann es schon einmal schwierig werden, den Überblick zu behalten.
Mein „neu auferlegter Trott“
In der ersten Woche der Isolation fiel es mir zugegebenermaßen sehr schwer einen angemessen Tagesrhythmus zu finden. Das unstrukturierte „in den Tag hinein leben“, welches ich aus den vergangenen Jahren noch kannte, ist in dieser Zeit nicht besonders hilfreich. Am Ende des Tages macht man alles, aber nicht das, was man sich vornimmt. Also musste eine Routine her! Die habe ich in der zweiten Woche gefunden. Nicht einmal die Zeitumstellung konnte mich heute morgen aus meinen neu auferlegten Trott bringen. Ich mache mich also fertig für den Tag. Bis zur Mittagszeit arbeite ich für WieL und schreibe an einem Artikel, der sich schwieriger schreiben lässt, als ich angenommen habe. Mein Home-Office habe ich mir zu Anfang der Isolation am Küchentisch eingerichtet. Mit Blick in den Garten. Während ich vormittags ausschließlich an Beiträgen für WieL schreibe, arbeite ich in der Regel nach der Mittagspause an meinem wissenschaftlichen Projekt. Heute ist aber Sonntag und so arbeite ich nur an dem WieL Artikel und habe den Rest des Tages „frei“.
Ich nutze also den freien Nachmittag und begebe mich in den Garten. Auch wenn der Garten zum Haupthaus gehört, dürfen wir diesen, zu unserem Glück, mitbenutzen. In einer kleinen Ecke habe ich bereits letztes Jahr eine Sitzgelegenheit eingerichtet, welche jetzt aus dem Winterschlaf geholt wird. Die ist über den Winter ganz schön verwittert.
Ich sehe mich schon bei schönem Wetter draußen sitzen. Dann wird natürlich mein Home-Office direkt ins Freie verlegt! Wie sagt man so schön: Es sind die kleinen Dinge im Leben! Ganz genau. So viel steht nämlich fest: Ich werde das restliche Semester an dem wissenschaftlichen Projekt und der Bachelorarbeit arbeiten. Ich sehe das ganze daher positiv und versuche mir die Arbeitszeit so „schön“ (wie es eben geht) zu gestalten. Also warum nicht das beste daraus machen?
Über Essen und die Seifenblase
Mit der gesamten Situation komme ich überraschenderweise besser klar, als ich es jemals angenommen habe. Mein Sozialleben findet nur noch digital statt. Lediglich zum Wocheneinkauf gehe ich aus dem Haus. Der ist übrigens morgen wieder fällig! Seitdem ich auch nicht mehr in den Genuss des Mensaessens kommen kann, koche ich sogar jeden Tag. Da hatte ich vor der Krise einfach nie Lust zu! Heute probiere ich eine Reispfanne aus. Und siehe da: Es fühlt sich irgendwie gut an, seinen eigenen Rhythmus in der Krise gefunden zu haben. Aber scheinbar ist mein Corona-Alltag doch irgendwie ein wenig anders. An Tag 13 konntet ihr ja bereits lesen, welche Erfahrungen Vanessa gerade macht. Der Unterschied ist, dass das Coronavirus mir Routine gegeben hat, statt sie mir zu nehmen.
Und genau deshalb lebe ich gerade in einer kleinen Blase. Zumindest fühlt es sich so an. Ob das gut oder schlecht ist, kann ich nicht einmal genau sagen. Ich denke die vielen Einschränkungen durch das Coronavirus, helfen mir aber, mich auf eines ganz besonders zu fokussieren. Der erfolgreiche Studienabschluss. Natürlich macht mich die aktuelle Situation auch nervös und stellt mich noch dazu vor unzählige Fragen. Besonders Abends beschäftigen mich diese Gedanken. Ich schiebe diese Gedanken aber beiseite, zumindest für heute. Stattdessen fällt mir auf, dass die Sonne später unter geht! Endlich werden die Tage merkbar länger. Ein Hoch auf die Sommerzeit.
Ich lasse den Tag mit zwei Folgen der neuen Staffel „Narcos: Mexico“ ausklingen. Übrigens eine klare Empfehlung meinerseits. Wer die Serie noch nicht kennt, sollte aber definitiv erst einmal mit „Narcos“ starten. Narcos ist für mich mit Abstand eine der besten Serien überhaupt. So absurd manche Handlungsstränge auch erscheinen mögen, basieren viele Elemente auf wahren Begebenheiten. Des Öfteren werden auch Originalaufnahmen gezeigt. Super spannend! Aber wahrscheinlich kennt ihr die Serie ohnehin schon. Wenn nicht, definitiv Sehenswert.
Es ist nun 23.30 Uhr. Zeit schlafen zu gehen. Meinen Wecker brauche ich schon nicht mehr stellen, der klingelt, wie jeden Tag, um 8.30 Uhr. Morgen beginnt dann Woche 3 der Isolation. In diesem Sinne: bleibt gesund und macht das Beste aus der aktuellen Situation!