Lingen grüßt die Welt- Der Blick aus dem Fenster (Tag 3)

Das Fenster der Marienstraße

Tag 3 der Isolation

Es ist Mittwoch, der 18.03.20. Der Tag startet mit einer Online-Vorlesung. So richtig den Dreh raus habe ich noch nicht. Jeden Tag neue Mails, neue Infos, neue Aufgaben, neue Zoom Links. Vieles an das man sich erst gewöhnen muss. Vielleicht hatte Karl Lagerfeld Recht: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, so fühlt es sich momentan auf jeden Fall an. So oder so, heute heißt es zusammenreißen. Ich habe gleich ein Bewerbungsgespräch für mein Praktikum im Sommer, da wird dann auch mal die Jeans und das Hemd aus dem Schrank hervor gekramt.

Nach dem Bewerbungsgespäch nutzen wir es noch einmal aus, dass die Mensa geöffnet hat. Die Kochvorhaben verschieben wir auf die nächsten Tage. Tatsächlich hatten wir den richtgen Riecher, denn wie wir später feststellen durften, war das der vorletzte Tag, an dem die Mensa uns mit Essen versorgt hat.

Wenn man schonmal draußen ist, kann man das auch direkt nutzen und noch eine Runde am Kanal drehen. Ich treffe auf Freunde, die beim Alten Schlachthof gerade Basketball spielen. Wir umarmen uns und setzen uns später zusammen, von Mindestabstand noch keine Spur. Ich erzähle von den Skatern im Park, „skaten wollte ich schon immer mal ausprobieren.“.

Öfter mal etwas Neues

Skaten. Gesagt, getan! Ich leihe mir kurzer Hand das Skateboard von einem Freund aus, morgen geht es los. Endlich nehme ich mir mal Zeit dafür. Wo wir gerade bei neuen Dingen sind. Wir haben heute unseren eigenen Beamer gebaut. Ist sehr einfach und für alle, denen das nötige Kleingeld fehlt, eine super Alternative. Alles was ihr braucht ist ein alter Schuhkarton, eine Lupe, ein Cuttermesser und euer Handy. An den unteren Rand der kürzeren Seite des Kartons legt ihr die Lupe an, schneidet nun mit dem Cuttermesser entlang der Umrisse. Sobald ihr den Kreis ausgeschnitten habt, setzt ihr die Lupe einfach an die ausgeschnittene Stelle und fertig ist euer selbstgebauter Beamer. Handy rein, Abstand anpassen und Video ab. Bevor ihr jedoch zu sehr der Euphorie verfallt, die Video Qualität ist nicht HD, eher das Gegenteil, aber um die richtige Atmosphäre zu schaffen, reicht es.

Später am Abend hält Frau Merkel eine Ansprache an die Nation, ist es denn schon Weihnachten? Nein, aber die Situation ist ernst, das betont sie mehrfach. Sie appeliert an unsere Solidarität, in solch einer Lage hätten wir uns seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr befunden. Ihre Worte sitzen, es ist ernst. Menschen sterben und immer noch gehen viel zu viele von uns fahrlässig mit der Situation um. Wir sind jung, wir überleben das schon, aber was ist mit denen, die zu einer Risikogruppe gehören, was ist mit denen, die über 60 sind, was ist mit unseren Großeltern? Solidarität ist gefragt, Achtsamkeit und Vorsicht sind oberstes Gebot.

Wenn du jetzt zuhause sitzt und dir denkt, dass du gerne helfen würdest, aber nicht weißt wie, dann schau mal auf „https://wirhelfen.eu/„. Unter anderem wird darüber zum Beispiel ein Einkaufsservice koordiniert, über den du für Menschen, die der Risikogruppen angehören, einkaufen gehen kannst.

In diesem Sinne, werdet kreativ mit eurer freien Zeit, probiert mal was Neues aus und wenn ihr könnt, bietet eure Hilfe an!

Sonnige Grüße aus der Marienstraße!