Vergiftet statt gepflegt?
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28. September 2019Von der Angst zu versagen
Jedes Jahr passiert es aufs Neue. Immer und immer wieder bricht sie aus: die große Panik, Furcht und Schrecken. Die Angst vieler Studenten, sich ihr Leben durch einen falschen Praktikumsplatz für immer zu versauen. Denn, seien wir doch mal ehrlich: Was kann es Schlimmeres geben, als in einem falschen Unternehmen tätig gewesen zu sein?
Nichts! Es wird einem vermittelt, dass durch eine falsche Praxiserfahrung alles vorbei ist. Die restlichen viereinhalb Jahre bis zum heißersehnten - seit der ersten Klasse angestrebten Master - kann man eigentlich gleich vergessen. Jeder Fehltritt wird als Schande abgestempelt, jede Schande ist ein Versagen und wer versagt, der kann sein Studium gleich schmeißen, denn wirklich niemand mag Versager.
So zumindest wird es überall vermittelt. In der Schule heißt es, nur die Besten der Besten könnten und dürften studieren. An den Hochschulen und Universitäten wird in jeder Erstsemesterveranstaltung verkündet, man könne sich schonmal von seinen Sitznachbarn verabschieden, sie werden zum Ende des Studiums sowieso nicht mehr da sein. BAföG bekommt man nicht, wenn man auch nur ein Semester länger braucht als von irgendeinem Institut vorgesehen und auf dem Arbeitsmarkt hat man sowieso keine Chance, wenn man nicht mindestens einen oder besser gleich zwei Doktortitel hat. Jeder Fehltritt wird als Schande abgestempelt, jede Schande ist ein Versagen und wer versagt, der kann sein Studium gleich schmeißen, denn wirklich niemand mag Versager.
Was einmal als etwas Besonderes angesehen galt, ist heute die Mindestanforderung. Das Studium selbst wird zur Pflicht, um auch nur auf eine gute Bezahlung hoffen zu können. Auch auf dem Arbeitsmarkt scheint es immer mehr Zugangsbeschränkungen zu geben. So wird verlangt, mindestens 10 Jahre Berufserfahrung vorweisen zu können. Der Bewerber sollte keinesfalls länger als eine Woche die Hochschule abgeschlossen haben und am besten auch noch keine 19 Jahre alt sein. Jeder Fehltritt wird als Schande abgestempelt, jede Schande ist ein Versagen und wer versagt, der kann sein Studium gleich schmeißen, denn wirklich niemand mag Versager.
Dieser Druck ist im Hochschulalltag allgegenwärtig. Es ist also kein Wunder, dass sich zunehmend viele Studenten schon mit eigentlich einfachen Aufgaben völlig überfordert fühlen. Um genug Berufspraxis nach dem Abschluss vorweisen zu können, wird häufig spätestens bereits vor dem dritten Semester das erste Pflichtpraktikum anberaumt. Das sorgt dafür, dass sich völlig unerfahrene, überforderte und verängstigte Studenten in Rudeln auf die Suche nach Praktikumsplätzen begeben. Sie tippen und tippen, sie klicken und klicken und am Ende? Da war das alles meist gar nicht so schlimm!
Kein Fehltritt wird als Schande abgestempelt, sehr selten ist Versagen eine Schande und wer versagt, der braucht sein Studium doch nicht gleich schmeißen, denn wirklich niemand kann verlangen, alles beim ersten Versuch zu schaffen.
Warum zur Hölle machen wir uns also ständig so verrückt?
Warum muss denn immer alles perfekt sein und sofort geschehen?
Warum verstehen wir nicht endlich, dass es immer mehrere Wege zum Ziel gibt und wir nur bereit sein müssen, sie zu suchen und auch zu beschreiten?
Ich denke, wenn wir verstehen, dass alles eigentlich gar nicht so schlimm ist, wie es immer scheint, dann können wir unser Studium endlich wieder mit mehr Motivation, weniger Druck und vielleicht auch ein bisschen mehr Spaß angehen.
von Gesa Schrot
Nichts! Es wird einem vermittelt, dass durch eine falsche Praxiserfahrung alles vorbei ist. Die restlichen viereinhalb Jahre bis zum heißersehnten - seit der ersten Klasse angestrebten Master - kann man eigentlich gleich vergessen. Jeder Fehltritt wird als Schande abgestempelt, jede Schande ist ein Versagen und wer versagt, der kann sein Studium gleich schmeißen, denn wirklich niemand mag Versager.
So zumindest wird es überall vermittelt. In der Schule heißt es, nur die Besten der Besten könnten und dürften studieren. An den Hochschulen und Universitäten wird in jeder Erstsemesterveranstaltung verkündet, man könne sich schonmal von seinen Sitznachbarn verabschieden, sie werden zum Ende des Studiums sowieso nicht mehr da sein. BAföG bekommt man nicht, wenn man auch nur ein Semester länger braucht als von irgendeinem Institut vorgesehen und auf dem Arbeitsmarkt hat man sowieso keine Chance, wenn man nicht mindestens einen oder besser gleich zwei Doktortitel hat. Jeder Fehltritt wird als Schande abgestempelt, jede Schande ist ein Versagen und wer versagt, der kann sein Studium gleich schmeißen, denn wirklich niemand mag Versager.
Was einmal als etwas Besonderes angesehen galt, ist heute die Mindestanforderung. Das Studium selbst wird zur Pflicht, um auch nur auf eine gute Bezahlung hoffen zu können. Auch auf dem Arbeitsmarkt scheint es immer mehr Zugangsbeschränkungen zu geben. So wird verlangt, mindestens 10 Jahre Berufserfahrung vorweisen zu können. Der Bewerber sollte keinesfalls länger als eine Woche die Hochschule abgeschlossen haben und am besten auch noch keine 19 Jahre alt sein. Jeder Fehltritt wird als Schande abgestempelt, jede Schande ist ein Versagen und wer versagt, der kann sein Studium gleich schmeißen, denn wirklich niemand mag Versager.
Dieser Druck ist im Hochschulalltag allgegenwärtig. Es ist also kein Wunder, dass sich zunehmend viele Studenten schon mit eigentlich einfachen Aufgaben völlig überfordert fühlen. Um genug Berufspraxis nach dem Abschluss vorweisen zu können, wird häufig spätestens bereits vor dem dritten Semester das erste Pflichtpraktikum anberaumt. Das sorgt dafür, dass sich völlig unerfahrene, überforderte und verängstigte Studenten in Rudeln auf die Suche nach Praktikumsplätzen begeben. Sie tippen und tippen, sie klicken und klicken und am Ende? Da war das alles meist gar nicht so schlimm!
Kein Fehltritt wird als Schande abgestempelt, sehr selten ist Versagen eine Schande und wer versagt, der braucht sein Studium doch nicht gleich schmeißen, denn wirklich niemand kann verlangen, alles beim ersten Versuch zu schaffen.
Warum zur Hölle machen wir uns also ständig so verrückt?
Warum muss denn immer alles perfekt sein und sofort geschehen?
Warum verstehen wir nicht endlich, dass es immer mehrere Wege zum Ziel gibt und wir nur bereit sein müssen, sie zu suchen und auch zu beschreiten?
Ich denke, wenn wir verstehen, dass alles eigentlich gar nicht so schlimm ist, wie es immer scheint, dann können wir unser Studium endlich wieder mit mehr Motivation, weniger Druck und vielleicht auch ein bisschen mehr Spaß angehen.
von Gesa Schrot