Man sieht sich immer zweimal im Leben
9. November 20203 Tipps, um durch die kalte Jahreszeit zu kommen
23. November 2020Bis nach Meppen und zurück – ob man sein Hochdeutsch im Emsland wohl verloren bringt?
Dass das Emsland seine ganz eigene Kultur hat, fällt dem Emsländer vor allem dann auf, wenn er auf Nicht-Emsländer trifft. Ich muss nur den Mund aufmachen und schon werde ich darauf hingewiesen, dass meine Art zu sprechen für manche kurios ist.
Ein Beispiel: beim gemütlichen Beisammensitzen und dem Leeren einiger Weinflaschen erwähnte ich, dass ich womöglich am nächsten Tag Kopfschmerzen „bis nach Meppen“ haben werde. Meine nicht-emsländischen Freunde schauten mich daraufhin verdutzt an und meinten: „Ja, von Lingen ist das ja nicht so weit“. Gerade im Emsland wird die im Landkreis liegende Stadt Meppen auch gerne mal als größtmögliche Maßeinheit verwendet, um Aussagen den regionalen Touch zu verleihen. Diese Maßeinheit ist nicht auf Auswirkungen des Alkohols begrenzt, sondern kann auf alle möglichen alltäglichen Situation angewandt werden.
Auch als ich meinen Kommiliton*innen von meinem „verloren gebrachten“ Fahrradschlüssel berichten wollte, erhielt ich als Antwort nur eine hochgezogene Augenbraue. „Wie kann man einen Fahrradschlüssel verloren bringen?“ war die nächste Reaktion, die mir auf mein Problem entgegenkam. Wie merkwürdig es für Nicht-Emsländer ist, „etwas verloren zu bringen“, war mir bis dahin wohl nicht klar.
Und damit wären wir schon bei der nächsten Eigenart für Nicht-Emsländer: das kleine Wörtchen „wohl“. Dieses Wort hat einen besonderen Platz im Herzen eines jeden Emsländers. Man könnte meinen, es ist sogar das am häufigsten gesagte Wort im gesamten Emsland. Es verleiht jedem Satz das gewisse Etwas und lässt Spielraum für Interpretationen. „Ich glaub’ wohl“ – „Ich mach das wohl“ – „Das kann wohl sein“, das sind nur einige Beispiele für die Verschönerung eines Satzes durch dieses Füllwort. Aber auch im Alleingang kann das Wort überzeugen. „Wohl“ kann für den Emsländer auch so viel bedeuten wie „doch“.
Wenn ich so über meine Eigenart zu sprechen nachdenke, fallen mir noch weitere Situationen ein, in denen vor allem meine Kommiliton*innen aus entfernten Regionen mich auf meine emsländischen Traditionen hingewiesen haben. Vom Kranzabtreten bis zum Boßeln werden wir – als waschechte Emsländerinnen – euch in den kommenden Wochen bei „Guten Morgen Lingen“ auf den emsländischen Stand der Dinge bringen.
Gutes GeLingen und bis dahin,
Eure Wiebke und Jacky