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Wie auch im Jahr 2023 fand im Januar die Death Metal Night in Lingen statt. Was es damit auf sich hat, welche Bands dort gespielt haben, wie die Stimmung war und vieles mehr erfahrt ihr in diesem Artikel.
Was ist die Death Metal Night?
Als wäre die Death Metal Night 2023 nicht genug gewesen, haben uns das Runner der Herzen Team auch dieses Jahr wieder dieses atemberaubende Event gebracht. Wie auch letztes Jahr haben im Januar vier Metal Bands, die düsterer nicht klingen könnten, den Schlachthof in Lingen zum beben gebracht. In einem Interview mit den Veranstaltern konnte ich einen Einblick zu den Hintergründen und der Organisation der Veranstaltung erfahren. Auch war es mir möglich mit den vier Gruppen kurze Gespräche zu führen, aber dazu später mehr…
Ursprünglich dadurch entstanden, dass drei der vier Bands 2023 sowieso zusammen auf Tour waren und diese die Organisatoren gut kennen, entstand dann die Idee der Death Metal Night. Gerade Death Metal ist laut den Veranstaltern im Emsland unterrepräsentiert, woran sie etwas ändern wollen. Nachdem die erste Death Metal Night mit rund 200 Besuchern ein voller Erfolg war, stand die Entscheidung der Wiederholung sofort fest. Dieses Jahr waren nochmal rund 50 Besucher mehr dort.
Da die beiden Mitglieder von Runner der Herzen selbst schon langen im Schlachthof arbeiten und aus dem Emsland kommen, stand der Schlachthof als Veranstaltungsort früh fest. Auch proben sie selbst mit ihrer Metalband dort. Somit stand die Location für das Event ohne viel nachzudenken fest.
Startschuss für die erste Band: Terra Builder bei der Death Metal Night
Die Ende 2019 in Münster gegründete Metalband Terra Builder, die aus einer Partyidee von Freunden entstand, kam über Bekannte ins Lineup der Death Metal Night. Selbst beschreiben sie sich als Deathgrind Metal. Ihre Musik entsteht aus vielen unterschiedlichen Einflüssen anderer Deathmetal Bands und die Idee des Genre an sich. Sie wollen hart, düster und dystopisch klingen. Auch wenn man es nicht direkt raus hört, handeln ihre Songs vom Thema Weltraum. Ihr Anspruch an ihre Musik ist simpel: Dystopischer, hypnotischer Metal auf die Fresse!
Am Beginn des Abends war vor den Türen eine recht ruhige Stimmung. Ich war zunächst erstaunt über die geringe Anzahl an Besuchern. Von den 250 Personen war noch nicht viel zu sehen. Das zeigte sich auch, als Terra Builder mit ihrem Auftritt starteten. Vor der Bühne war wenig los. Die meisten Leute hielten sich zu dem Zeitpunkt noch weiter im Hintergrund auf. In meinen Augen hat die Band es nicht wirklich geschafft die Leute zu begeistern. Das mag daran liegen, dass sie den Abend nun mal eröffneten und die Besucher noch nicht aufgewärmt waren. Jedoch sah ich bereits einige Leute, die sich zur Musik bewegten. Da die Gruppe aber auch keinen Kontakt mit dem Publikum aufgebaut hat, indem sie beispielsweise die Crowd animieren oder mit dem Publikum sprachen, blieb es auch dabei. Das hat aber nichts mit der Musik von Terra Builder zutun. Diese hat schnelle Beats, starke Gitarrenriffs und ist voller Energie. Musikalisch haben sie genau das hinbekommen, was sie mir zuvor im Interview erzählten.
Brutale Klänge bei Embedded
Die 1994 gegründete Deathmetal Band Embedded aus Osnabrück spielte an diesem Abend einen bewegenden Auftritt. Ihr Gründungsmitglied, von welchem sie sich vor 13 Jahren trennten, spielte an diesem Abend erstmalig wieder mit den anderen Künstlern. Ins Lineup der Deathmetal Night Vol. 2 kamen sie ganz simpel über die Suche nach Deathmetal Bands des Runner der Herzen Teams. Auch ist Embedded in der Underground Deathmetal Szene schon bekannter, weswegen der Kontakt einfach entstanden ist. Embedded spielen Deathmetal, da sie damit aufgewachsen sind und in den 90er, während der Gründung, Deathmetal allgemein sehr populär war. Wichtig für sie ist die Ernsthaftigkeit bei ihrer Musik und ihrer Liveshow. Hierbei setzten sie sich mit den schwierigen Themen der Gesellschaft auseinander und dabei wollen sie düster und standhaft bleiben.
Metal auf die Fresse
Nachdem Terra Builder mit ihrem Auftritt fertig waren, war eine kurze Verschnaufpause. In der 15 minütigen Umbauzeit konnte man gut frische Luft schnappen oder ein neues Getränk holen. Dann starteten Embedded auch schon mit ihrem brutalem Auftritt. Mittlerweile war der Schlachthof gut gefüllt. Zwar waren noch keine 250 Personen im Saal, aber es ging in die Richtung. Somit konnte ich ohne viel Gedränge den Auftritt genießen.
Vor Allem hat der Sound von Embedded mehr Leute dazu bewegt, zu Headbangen. Die Band hat mehr Interaktion mit dem Publikum gehabt. Ein paar Sätze zwischen den Songs haben die Zuschauer mehr in den Auftritt integriert. Als Zuschauer hat man den Künstlern auf der Bühne angesehen, dass sie mit vollem Einsatz bei ihrer Musik waren. Besonders die Ernsthaftigkeit, die sie im Interview hervorgehoben haben, hat man auf der Bühne gemerkt. Kein wildes rumspringen, kein lachen. Todernst wird einem hier die Schattenseite der Existenz gezeigt. Trotz gestikulierter Aufforderung des Sängers kam es noch nicht zu Mosh- oder Circlepits. Dieses sollten sich später jedoch in ihrer Gänze zeigen…
Home Reared Meat als eigentlicher Headliner der Death Metal Night
Die 2008 im Emsland gegründete Redneck-Deathmetal Band Home Reared Meat haben ihr Image als Hinterwäldler mehr als verfeinert. Mit Songs wie „Hackebeil Bernd“ und „Stabbing in your Back“ bringen sie den amerikanischen Südstaatenflair hier ins Emsland – für sie „die Südstaaten mit schlechterem Wetter“. Ein paar der Bandmitglieder sind sogar miteinander verwandt und auf abgelegenen Bauernhöfen großgeworden. Da Chicken, einer der Sänger der Gruppe, bereits letztes Jahr mit Fleshworks bei der Death Metal Night spielte, wurde dort bereits letztes Jahr beschlossen, dass er dieses Jahr mit Home Reared Meat dort auftritt. Die Band Home Reared Meat ist hier im Emsland bereits bekannt und sie spielen in Meppen ausverkaufte Shows. Zudem kann man sie deutschlandweit auf Konzerten und Festivals sehen.
Was mir bei dem Interview mit Home Reared Meat aufgefallen ist: Es war ein großes Familientreffen. Viele der Künstler kennen sich untereinander, da sie sich immer wieder bei Veranstaltungen in der Region treffen. Das scheint mir in dem lokalen Musikbereich eine wirklich tolle Sache zu sein. Als Zuschauer merkt man da nichts von, für die Künstler muss es jedoch immer wieder ein schönes Erlebnis sein.
Ein Auftritt der anderen Art
Wie auch in der ersten 15 Minuten Pause hatte man hier die Zeit wieder kurz runter zu kommen. Und das war auch wichtig. Denn was dann folgte war der pure Wahnsinn. Eine Redneck-, Comedy-, Deathmetal Band habe ich bisher noch nicht gesehen. Aber das, was ich in der folgenden dreiviertel Stunde erlebte, war fantastisch. Nachdem die Hinterwäldler mit einem spaßigem Country Intro starteten, wobei jedes Bandmitglied einen gut gefüllten Becher Bier in der Hand hielt, ging es mit unglaublicher Energie in den Auftritt. Ganz im Gegensatz zu Embedded war hier eine Comedy- / Deathmetal Band am Werk. Der Alte Schlachthof war nun auch prall gefüllt. Die 250 angekündigten Personen waren definitiv da.
Während die Metalgruppe sich auf der Bühne über sich selbst lustig machte, gingen auch die Mosh- und Circlepits so richtig los. Für den Schlachthof waren diese auch ziemlich groß und wild. Dazu kommt noch, dass der Boden extrem rutschig wurde und man wirklich aufpassen musste, dass man nicht ausrutscht. Das war jedoch nicht zu vermeiden, weswegen immer wieder Leute aufm Boden lagen und sofort wieder hochgeholt wurden. Zum Teil sind Menschen wie ein Bayblade durch die Pits geflogen. Neben der vielen Energie gab es auch eine gehörige Portion Spaß für die Crowd dazu. Durch Aussagen wie „Ich bin zu fett hierfür geworden“ oder ein selbst ironisches „was muss ich jetzt eigentlich nochmal sagen“, haben ich und viele Leute um mich herum herzhaft gelacht. Allgemein habe ich sehr viele lachende Gesichter, mit einer Kombination aus wildem Headbangen, erlebt. Die Kostüme der Künstler rundeten den Auftritt perfekt ab.
Ich freue mich bereits jetzt auf das neue Album der Rednecks, welches im Sommer erscheint. Wer die Band unbedingt live sehen will: sie spielen am 17. Februar im Jam Center in Meppen. Tickets gibt es HIER.
Ein würdiges Ende mit Apallic
Die im Jahr 2014 in Emden gegründete Melodic-Deathmetal Band Apallic, die durch einfachen E-Mail Kontakt bei der Death Metal Night ins Lineup gerutscht sind, haben damit ihren ersten Auftritt in Lingen abgelegt. Inspiration für ihre Musik bekommen sie durch viele unterschiedliche Bands aus dem Genre des Melodic-Deathmetal. Hierbei sollen die skandinavischen Gruppen einen besonderen Einfluss haben. Wichtig für Apallic ist es, dass die Leute ihre lokalen Bands und Spielstätten unbedingt unterstützen sollen. In der Regel sind lokale Veranstaltungen nicht teuer, man hat einen guten Abend und hilft dabei, dass die Szene nicht ausstirbt. Überzeugen wollen sie mit der düsteren Atmosphäre ihrer Liveshow.
Nachdem Home Reared Meat das Publikum in Ihren Bann gezogen haben, kam die letzte Band des Abends auf die Bühne. Melodischer als die anderen, haben Apallic zum Schluss noch einmal ordentlich abgerissen. Auch wenn vor der Bühne weniger los war als bei Home Reared Meat, war die Stimmung noch ziemlich energiegeladen. Das war unter anderem daran zu erkennen, dass es einen kleineren Frauen dominierten Moshpit gab. Jedoch haben sich einige wenige Männer es nicht nehmen lassen auch da einmal durch zu fliegen. Apallic selbst war mit voller Energie dabei. Ich habe ganz hinten im Schlachthof noch Leute zu Musik viben gesehen. Zugegeben, die Songs von Apallic klangen zwischenzeitlich etwas monoton und einseitig. Auch war nicht mehr soviel Energie im Publikum. Diese wurde vermutlich bei der vorherigen Band abgelassen. Dennoch war es eine toller Auftritt. Apallic haben den Abend, nach einigen guten Bands, würdig beendet.
Fazit
Die Death Metal Night Vol.2 war ein guter Start ins Jahr. Vier tolle Bands haben über vier Stunden den Schlachthof zum beben gebracht. Wenn jemand gerne neue Sachen ausprobieren will, lohnt es sich allemal. Sollte man aus der Gegend kommen und Metal hören, war das eine großartige Veranstaltung. Ich und auch andere Besucher verstanden zwar nicht ganz, warum Home Reared Meat nicht als letztes gespielt haben. Aus reiner stimmungstechnischer Sicht hätte das vermutlich mehr Sinn gemacht. Alles in allem war es ein spaßiger Metalabend, mit guter Musik, netten Leuten und guten Getränken. Aber das wars noch nicht…
Wie geht’s weiter?
Es steht fest! Es geht in Runde drei. Wie mir die beiden Organisatoren mitteilten ist die Death Metal Vol. 3 für den 11.01.2025 geplant. Es soll bei der aktuellen Größe und im Alten Schlachthof bleiben, mit Bands aus der Region. Wer diese genau sein werden ist noch unklar, aber es werden lokale Gruppen aus dem Emsland und Umgebung sein. Auch bei dem Genre soll es beim Deathmetal bleiben, jedoch sind Abschwankungen zu verwandten Genres wie Deathcore o.Ä nicht auszuschließen.
Das war es mit der Death Metal Night Vo.2. Doch die Rock- und Metalkultur in Lingen ist vielfältig und nicht zu unterschätzen. Weitere Artikel zur Lingener Kultur findet ihr HIER.
– alle Infos stammen aus den geführten Interviews und eigenen Erfahrungen –