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19. Juni 2024Ehrenamt als gelebte Demokratie

Ehrenamtliche Tätigkeiten sind freiwillig und ohne Vergütung, so definiert es das Deutsches Ehrenamt. Die Gründe für den Antrieb der Menschen, Gutes zu tun, sei vielfältig. In Deutschland sind 31 Millionen Menschen ehrenamtlich tätig. Das bedeutet sie engagieren sich in ihrer Freizeit:
für Sport, Kultur und Bildung, den sozialen Bereich, für Umweltprojekte, für die Nachbarschaftshilfe, für die Kommunalpolitik, für Bürgervereinen und Stadtteilinitiativen. Für all diese Bereiche steht fest, dass jede helfende Hand die Gesellschaft bereichert und Lebenssituationen positiv beeinflussen kann.
Wie komme ich also zum Ehrenamt? Wo kann ich ehrenamtlich arbeiten? Was will ich eigentlich machen?
Unser Gast Holger von Zoest hat uns am Tag der offenen Tür in der WieL-Redaktion besucht und gibt einen Einblick in seinen Weg ins Ehrenamt bei dem Technischen Hilfswerk (THW) im Ortsverband Meppen.
Ein Gastbeitrag von Holger von Zoest

2022 habe ich, im Zusammenhang des Angriffs auf die Ukraine, eine Schlagzeile über die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder eine allgemeine Dienstpflicht in Deutschland gesehen. Ich habe mir die Fragen gestellt:
„Sollten es nicht, gerade in der aktuellen Lage der Welt, so etwas wie eine Dienstpflicht für junge Leute geben, ähnlich der Wehrpflicht, aber mit mehr Möglichkeiten?“
„Wenn ich persönlich, mit meinen 29 Jahren, so etwas von ‚jungen Leuten‘ verlangen würde, sollte ich dann nicht auch etwas tun?“.
DRK, Johanniter, ASB, Freiwillige Feuerwehr, DLRG, Deutsche Seenotrettung – Alles ehrenamtliche Organisationen in Deutschland, aber keine davon sprach mir ernsthaft zu.
Ich bin gelernter Metallbauer und arbeite als Schlosser. Ich bin ein praktisch veranlagter Mensch und würde meine Fähigkeiten gerne sinnvoll in ein solches Hobby einbringen.
Da fiel mir wieder ein, dass ich einige Zeit vorher an einem Infostand des Technischen Hilfswerk (THW) gestanden habe. Ich hatte mich dort mit einem Mitarbeiter unterhalten, in erster Linie nur aus Spaß.
Der erste Schritt ins Ehrenamt
Der erste Schritt war gemacht: ich wusste wo ich hinwollte. Als nächstes musste ich herausfinden, wo der nächste THW Ortsverband war, das Emsland hat 3 Ortsverbände: Lingen, Papenburg und Meppen.
Da ich in Meppen wohne, war das die naheliegendste Wahl.
Der nächste Schritt war die Kontaktaufnahme. Auf meine Anrufe und E-Mails wurde bis heute nicht reagiert.
Aber Dienstag abends um 19:00 Uhr ist laut Internet Dienst – also einfach mal hingehen?
Nun ja, ich hätte Zeit und einfach mal gucken, kann nicht schaden oder?
Also stieg ich in mein Auto und fuhr gegen 19:00 Uhr zum THW Ortsverband Meppen. Mir war mulmig, alleine hinzugehen, ohne jemanden zu kennen.
Vorstellung beim THW Meppen
Ich stellte mich vor und fragte mich durch die Menge. Ich wurde dem stellvertretenden Ortsbeauftragten vorgestellt. Dieser erzählte mir einiges über das THW, den OV Meppen und das, was der Rest der Gruppe in der Zwischenzeit begonnen hatte zu tun.
Bergung einer Person mittels Seilbahn unter zu Hilfenahme eines Greifzug. Der stellvertretende Ortsbeauftrage entschuldigte sich kurz darauf und ich durfte den anderen bei der Arbeit zu sehen.
Das Schönste an diesem Abend?
Obwohl ich keine dieser Personen kannte, wurde ich herzlich begrüßt. Wir unterhielten uns, sie fragten, wer ich bin, was ich mache und wo ich herkomme.
Damit war meine Entscheidung gefallen: ich würde zum THW gehen.
Einarbeitung beim THW
In den folgenden Wochen und Monaten nahm ich regelmäßig an Diensten teil. Ich trat in das THW ein. Ich durchlief die Grundausbildung und bekam alles Weitere, was für meine Grundausbildungsprüfung wichtig war:
Impfungen, Funkenlehrgang, Brandschutz und Brandbekämpfung und noch ein paar weitere Dinge.
Im April 2023 war es dann so weit. Ich nahm an der Grundausbildungsprüfung teil.
Ich bestand und wurde zum „Helfer“ (nachdem ich noch eine letzte Impfung nachgeholt hatte).
Also zu einer vollwertigen Einsatzkraft im THW.
Und jetzt?
Grundausbildung bestanden, alles erreicht?
Nicht wirklich! Nach der bestandenen Grundausbildung kommt die 1-2 Jahre dauernde Fachbefähigung für die jeweilige Gruppe oder Fachgruppe, der man angehört.
Ich kann auch an Bereichsausbildungen teilnehmen, in denen ich für die verschiedenen Einsatzmittel des THW aus- und weitergebildet werde. Das THW hat Aufstiegschancen für einen Helfer, sodass ich Trupp-, Gruppen- oder Zugführer werden könnte.
In verschiedenen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Krisen habe sich das Ehrenamt als krisenresistent erwiesen, so Julia Simonson. Sie ist die Forschungsleiterin des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA). Auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hält in Studien seit 2015 fest, dass es eine hohe Hilfsbereitschaft in Krisen wie z. B der Geflüchteten aus Syrien 2015 und aus der Ukraine 2022 gibt.
Das Ehrenamt ermöglicht also sowohl den Ehrenamtlichen selbst, aber auch denjenigen, die unterstützt werden, die soziale Integration und Partizipation. Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) bezeichnet das Ehrenamt als gelebte Demokratie. Ehrenamtliche gestalten Zusammensein und welche Werte wichtig sind. Es sei ein Motor der Demokratie, der sie stärkt. Diese Werte sollten Ehrenamtliche und alle Bürger und Bürgerinnen in der anstehenden EU-Wahl zeigen.
Mehr zu den anstehenden EU-Wahlen findet ihr hier.
Wenn ihr jetzt mehr über die ehrenamtliche Arbeit des THW im Emsland erfahren wollt, könnt ihr das hier nachlesen.