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28. April 2023Studieren ohne Abitur – geht das überhaupt?
Bereits in der zehnten Klasse werden Jugendliche in Schulen vor die Wahl gestellt, ob sie in den darauffolgenden Jahren das Abitur oder eine Ausbildung absolvieren möchten. Das schließt nicht nur ein, dass sie sich im klaren darüber sein müssen, für welchen Lebensweg sie sich entscheiden, sondern auch, welche Möglichkeiten der jeweilige Lebensweg zu bieten hat. In meiner Generation hieß es dabei immer: „Wer irgendwann einmal studieren möchte, der muss das Abitur gemacht haben.“ Aber stimmt das wirklich oder kann man auch ohne Abitur studieren gehen?
Welche Studienformen gibt es?
Bevor wir zu den Voraussetzungen kommen, die man für ein Studium ohne Abitur braucht, lohnt es sich einmal anzuschauen, welche Abschlüsse und Studienformen es in Deutschland gibt und inwiefern sie sich unterscheiden.
- Bachelor Studium: Von Wissenschaft über Kunst und Kultur bis hin zur Germanistik gibt es unzählige Bachelor-Studiengänge. Die Zulassungskriterien hängen dabei von der jeweiligen (Fach-)Hochschule ab, an der man sich einschreiben lassen möchte.
- Master Studium: Anschließend an das Bachelor Studium kann man sich für einen Master entscheiden. Die Anforderungen eines Masters (Credits, Pflichtfächer etc.) decken sich dabei weitestgehend mit dem dazu passenden Bachelor.
- Duales Studium: Wer sich für ein praxisnahes Studium interessiert, wählt hierfür meist das duale Studium, bei dem man sich neben den Modulen innerhalb der Studienphase auch auf eine Ausbildung im Rahmen des Studiums einlässt
- Fernstudium: Gerade für berufstätige ist das Fernstudium eine der flexibelsten Varianten, um alles unter einen Hut zu bringen. Auch hier entscheidet sich je nach Hochschule, ob weitere Kriterien (neben beruflichen Qualifikationen) erforderlich sind.
Regelungen zum Studieren ohne Abitur
Bereits in den 1970er-Jahren vereinfachte das Bundesland Niedersachsen die Voraussetzungen für Nicht-Abiturienten für den Zugang zu einer Hochschule. Rund 40 Jahre später regte die Kultusministerin dazu an, diese Regelung eines Hochschulzugangs ohne Abitur auf Bundesebene auszuweiten. Somit ist es heutzutage keine Seltenheit mehr auch ohne ein Abitur an einer Hochschule zugelassen zu werden. Dennoch gibt es einen Unterschied im Aufnahmeverfahren derer, die ein Fachabitur vorweisen können und derer, die keine direkte Hochschulzugangsberechtigung haben.
Welche Voraussetzungen braucht, um studieren zu dürfen?
Da die Voraussetzungen für ein Studium ohne Abitur von den Bundesländern individuell festgelegt werden, gibt es keine einheitliche Regelung. In Bayern können beispielsweise andere Voraussetzungen gelten als in Brandenburg. Auch der Zeitpunkt, zu dem die Hochschulen für Nicht-Abiturienten öffnen, variiert. Daher empfiehlt es sich, frühzeitig Informationen von den Hochschulen einzuholen, die für dich infrage kommen, um von deren Serviceangeboten und Erfahrungswerten zu profitieren.
Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, um auch ohne Abitur ein Studium zu beginnen. Hier sind einige davon zusammengefasst, damit du dennoch dein Ziel erreichen kannst!
Studieren mit Meistertitel oder gleichwertigem Abschluss
Wenn du bereits einen Meistertitel oder einen gleichwertigen Abschluss hast, ist es oft möglich, dich direkt für jeden Studiengang zu bewerben. In einigen Bundesländern kann jedoch ein Beratungsgespräch erforderlich sein, bevor du dich bewerben kannst. Generell stellt der Meistertitel (oder auch der Technikerabschluss etc.) jedoch kein Hindernis für ein Studium dar.
Gleichwertige Abschlüsse sind beispielsweise:
- Fachwirt*in
- Betriebswirt*in (vorausgesetzt man wurde erfolgreich geprüft)
- Aus- und Weiterbildungspädagoge*in (vorausgesetzt man wurde erfolgreich geprüft)
- Betriebsfachwirt*in (vorausgesetzt man wurde erfolgreich geprüft)
Doch auch hier kann es von Bundesland zu Bundesland Unterschiede geben, welche Abschlüsse als gleichwertig anerkannt werden.
Der Meistertitel befindet sich mittlerweile im Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmen (DQR/EQR) auf der gleichen Niveaustufe wie der Bachelorabschluss (Niveaustufe 6), was die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung unterstreicht.
Studieren mit Ausbildung und Berufserfahrung
Neben dem Meistertitel ist eine abgeschlossene Ausbildung und mehrjährige Berufserfahrung ein Weg, an einer Hochschule angenommen zu werden. Hierzu bieten sich zwei Möglichkeiten:
1. Fachverwandte Ausbildung plus Berufserfahrung
Wenn du eine abgeschlossene und anerkannte Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung hast, kannst du oft einen fachverwandten Studiengang studieren. Die genauen Anforderungen hängen jedoch auch hier vom jeweiligen Bundesland und der jeweiligen Hochschule ab. In der Regel werden neben der Ausbildung zusätzlich zwei bis drei Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt.
2. Eignungsprüfung
Wenn du eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung vorweisen kannst, kannst du auch einem fachfremden Studiengang für deine Weiterbildung wählen. Allerdings erwartet dich hier in den meisten Bundesländern eine Eignungsprüfung, damit sich zeigen kann, ob du den Anforderungen der neuen Fachrichtung gewachsen bist, bevor du zum Studium zugelassen wirst. Informiere dich also an der Hochschule deiner Wahl, um dich gegebenenfalls auf so eine Prüfung vorbereiten zu können.
Diese Eignungsprüfung kann in manchen Fällen auch in Form eines Probestudium laufen. Bei einem Probestudium studiert man ganz regulär mit allen anderen Studierenden, muss aber innerhalb von etwa zwei Semestern bestimmte Prüfungen bestehen, um zu zeigen, dass man im Studium mithalten kann und für den Studiengang geeignet ist. Wenn man sich dann für das Studium entscheidet, werden in der Regel auch die erworbenen Credit Points angerechnet.
Es ist wichtig zu wissen, dass auch Erfahrungen in der Kindererziehung, der Pflege von Familienmitgliedern oder beispielsweise einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) als Berufserfahrung angerechnet werden können. Diese Tätigkeiten können dir helfen, die Voraussetzungen für ein Studium zu erfüllen und dich für einen Hochschulzugang ohne Abitur zu qualifizieren.
Begabtenprüfung
In einigen Bundesländern besteht die Option, durch eine Begabtenprüfung die Zulassung zu einem Studium zu erhalten. Die Begabtenprüfung wird einmal jährlich von den Regierungspräsidien abgehalten und besteht aus einem schriftlichen und mündlichen Teil. Um daran teilzunehmen bedarf es folgender Voraussetzungen:
- Mindestalter von 25 Jahren
- Nachweis über eine abgeschlossene berufliche Ausbildung
- Mindestens 5 Jahre Berufserfahrung (bzw. sieben Jahre im Falle einer Abschlussprüfung nach § 45 Abs. 2 des Berufsbildungsgesetzes)
Nach erfolgreichem Bestehen der Begabtenprüfung kannst du dich normalerweise für jeden Studiengang bewerben, sofern die Hochschule die Prüfung anerkennt. Es besteht keine Bindung an bestimmte Fächer. Allerdings ist diese Möglichkeit nicht in jedem Bundesland vorhanden. Beachte auch, dass die Prüfung nur an deinem gemeldeten Wohnsitz abgelegt werden kann.
Warum sollte ich Abitur machen?
Es gibt eine Vielzahl von Studiengängen, die ohne Abitur studiert werden können. Darunter verschiedene Fachhochschul und berufsakademische-Studiengänge im Bereich Wirtschaft, Ingenieurwesen, Sozialwissenschaften, Informatik, Design und Gesundheitswissenschaften. Also warum brauch ich ein Abitur?
Zwar gibt es mittlerweile viele Hochschulen, die auch andere Bildungswege für die Zulassung zu einem Studium akzeptieren – doch sind es eben nicht alle. Je nach Studienwahl kann es sein, dass dein Fachbereich nur mit einem vollwertigen Abitur zugänglich ist. Darüber hinaus sind viele Berufe, insbesondre in Führungspositionen, nur schwer zugänglich, wenn man kein Abitur hat. Ein Abitur ist nämlich nicht nur ein Zeichen für eine qualitativ hochwertige Bildung, sondern zeigt außerdem, dass du eine gewisse intellektuelle Fähigkeit, Disziplin und Durchhaltevermögen besitzt.
Darüber hinaus kann das Abitur auch eine wichtige persönliche Erfahrung sein, die dir hilft, dich selbst besser kennenzulernen und deine Talente zu entdecken. Somit ist das Abitur nicht der einzige, aber sicherlich ein sinnvoller Weg, um sich auf eine erfolgreiche Karriere vorzubereiten.
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