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9. Juni 2023Vier Missverständnisse über Feminismus
Feminismus ist ein Begriff, der oft zu hitzigen Diskussionen führt und bei vielen Menschen Alarmglocken läuten lässt. Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesem Konzept? In diesem Artikel beleuchten wir die häufigsten Missverständnisse und warum es wichtig ist, Feminismus für alle Geschlechter zu verstehen.
Nr. 1: Betrifft nicht nur Frauen
Eine häufige Fehlannahme ist, dass der Feminismus sich ausschließlich auf Frauen bezieht. Aber Feminismus betrifft nicht nur Frauen, sondern uns alle! Geschlechterstereotypen und Ungleichheiten beeinflussen sowohl Frauen als auch Männer. Männer können ebenfalls von Geschlechterdiskriminierung betroffen sein, sei es durch Abwertung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, Gewalterfahrungen, Arbeitslosigkeit oder durch vorherrschende Männlichkeitsnormen. Der Feminismus kämpft für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung für jeden Geschlechterausdruck.
Nr. 2: Kein Kampf Frauen gegen Männer
Feminismus ist keine Kampfbewegung, bei der Frauen gegen Männer antreten. Es geht nicht darum, eine Gruppe auf Kosten der anderen zu privilegieren. Im Gegenteil, Feminismus strebt nach dem Abbau von Ungleichheiten und Stereotypen, die sowohl Frauen als auch Männer betreffen. Eine gerechte Gesellschaft kommt uns allen zugute. Es geht nicht um ein entweder-oder, sondern um ein sowohl-als-auch.
Nr. 3: Keine Bedrohung für die männliche Identität
In einigen Gruppen kursiert die Vorstellung, dass Feminist*innen den „Mann“ abschaffen wollen. Häufig geht dies einher mit der Ansicht, dass Männer „verweichlicht“ werden sollen. Leider geht diese Art Fehlannahme teilweise mit Hass einher. Wichtig ist zu verstehen: Feminismus bedroht nicht die männliche Identität, sondern ermutigt Männer, ihre wahre, authentische Selbst zu leben. Es geht darum, starre Geschlechterrollen aufzubrechen und eine Vielfalt von Ausdrucksformen von Männlichkeit zu ermöglichen. Männer können ihre individuellen Interessen und Fähigkeiten frei ausleben, ohne sich in vorgefertigte gesellschaftliche Schubladen pressen zu lassen. Lasst uns gemeinsam das Konzept von Männlichkeit neu definieren! Damit verbunden ist nicht per se das Abschaffen traditioneller Rollen, sondern die Freiheit, sich dafür oder dagegen zu entscheiden.
Nr. 4: Vielfalt geschlechtlicher Identitäten
Der Feminismus hat sich weiterentwickelt und erkennt die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten an. Der intersektionale Feminismus betrachtet verschiedene Formen der Diskriminierung und fordert die Stärkung marginalisierter Stimmen. Die Vorstellung von nur zwei biologischen Geschlechtern vereinfacht die Realität und dient oft zur Rechtfertigung sozialer Hierarchien. Medien vereinfachen Studien und betonen Unterschiede. Wissenschaftler*innen erkennen, dass die Natur keine starren Vorgaben macht, sondern ein komplexes Zusammenspiel von Biologie und Umwelt ist. Verhalten beeinflusst auch die Biologie.
Dr. Franziska Schutzbach betont, dass Medien häufig naturwissenschaftliche Studien stark vereinfachen und den Fokus ausschließlich auf Unterschiede legen. Auch naturwissenschaftliche Methoden selbst sind oft voreingenommen, da sie bereits Annahmen über Geschlechterunterschiede enthalten und keineswegs neutral sind. Häufig findet man also das, wonach man gesucht hat, während widersprechende Ergebnisse ignoriert werden. Inzwischen sind sich Wissenschaftler*innen zunehmend sicher, dass die Natur keine starren Vorgaben macht, sondern dass es sich um ein komplexes Zusammenspiel von biologischen Faktoren und Umwelteinflüssen handelt. Zum Beispiel hängt die Wirkung von Testosteron davon ab, wie eine Person lebt, in welcher Zeit, Kultur, Familie, sozialem Milieu oder Schicht und mit welchen Gewohnheiten. Es wurde auch gezeigt, dass Verhalten nicht nur von biologischen Faktoren beeinflusst wird, sondern dass sich Verhalten auch auf die Biologie auswirkt. Männer, die sich um Kinder kümmern, haben beispielsweise niedrigere Testosteronspiegel, während bei Frauen, die eine Woche lang extrem dominant auftreten, der Testosteronspiegel ansteigt (Quelle: Schutzbach, 2017).
Warum Feminismus für alle wichtig ist
Feminismus ist ein vielschichtiges Konzept, das oft missverstanden wird. Doch wenn wir es als intersektionalen Feminismus begreifen, erkennen wir, dass es nicht nur um die Rechte und Belange von Frauen geht, sondern um die Gleichberechtigung und den Abbau von Stereotypen für alle Geschlechter. Der Feminismus strebt keine Kampfbewegung an, bei der eine Gruppe auf Kosten der anderen bevorzugt wird. Im Gegenteil, er strebt eine gerechte Gesellschaft an, die allen zugutekommt. Feminismus ermöglicht Männern die Befreiung von starren Geschlechterrollen und ermutigt sie, ihre individuellen Interessen und Fähigkeiten frei auszuleben. Er ruft zur Veränderung von Machtstrukturen und gesellschaftlichen Normen auf, um eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft zu schaffen. Männer können aktiv an dieser Veränderung mitarbeiten, indem sie traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit hinterfragen und sich für Gleichheit und Gewaltfreiheit einsetzen. Der Feminismus betont die Vielschichtigkeit von Diskriminierung und fördert Solidarität zwischen verschiedenen marginalisierten Gruppen, um ein umfassendes Verständnis von Unterdrückung und Ungleichheit zu entwickeln.
Fazit
Der Feminismus strebt Gleichberechtigung und Gerechtigkeit für alle Geschlechter an. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Feminismus weder Frauen bevorzugt noch Männer benachteiligt. Vielmehr kämpft er gegen Geschlechterstereotypen und Ungleichheiten, die sowohl Frauen als auch Männer betreffen. Durch die Beseitigung von starren Geschlechterrollen und den Abbau von Machtstrukturen können wir eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft schaffen. Männer können aktiv dazu beitragen, indem sie traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit hinterfragen und sich für Gleichheit und Gewaltfreiheit einsetzen. Gemeinsam können wir eine bessere Welt für alle Geschlechter gestalten.
Indem wir die Vielschichtigkeit von Diskriminierung anerkennen und gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten kämpfen, können wir eine bessere Welt für alle Geschlechter schaffen. Der Feminismus ist ein Weg, um Geschlechtergleichheit und eine inklusive Gesellschaft zu erreichen, in der jeder Mensch sein volles Potenzial entfalten kann.
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Hier findet ihr einen Artikel über die neue Gesetzgebung in den USA uns den Kulturkampf bei dem aktuell die queeren Menschen im Fokus stehen.
Weiterführende Informationen
Hier findet ihr weitere Artikel von Dr. Franziska Schutzbach die mit falschen Argumentationen aufräumt: https://www.gwi-boell.de/de
Eine interessante Studie zum Thema Testosteron findet ihr hier: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26504229