Mein Praktikum bei der flaschenpost
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31. Dezember 202211.11. – Kölle Alaaf oder Panik am Zülpi
Der 11.11. in Köln ist für viele ein Begriff. Genau um elf Uhr elf soll die fünfte Jahreszeit beginnen – die Karnevalszeit. Für Köln bedeutet das eine Stadt voller bunt verkleideter Menschen, laute Musik aus den Bars und Kneipen und Großeinsatz für die Polizei.
Auch ich wollte mich in diesem Jahr wieder unter die Menge mischen. Nachdem ich im letzten Jahr erst gegen Mittag unter den Feiernden angekommen war, stand dieses Jahr schon für Donnerstag Abend die Anreise an. Zu viert wollten wir am Freitag die Stadt unsicher machen. Schon gegen acht Uhr sollten die ersten Gäste zum Vorglühen in die WG kommen. In der kleinen Küche standen alle zusammen, sprachen über Erfahrungen aus dem letzten Jahr und über Pläne für den Tag. Eins war klar, für alle geht es erstmal zum „Zülpi“, so nennt man das Zülpicher Viertel, zu dem es die meisten Feiernden an diesem Tag hinzieht. Schon auf dem Hinweg ließ sich erahnen, dass es heute voll wird. In den Bus passten wir nicht mehr rein. Also nahmen wir die Bahn und den etwas längeren Fußweg in Kauf. Schon von weitem sah man von allen Seiten die Menschen zum einzigen Zugang strömen.
Nach Corona will wieder gefeiert werden
Im letzten Jahr konnte nach einer Corona bedingten Pause zum ersten mal wieder Kölner Karneval gefeiert werden. Zu dem Zeitpunkt allerdings noch unter damit einhergehenden Sicherheitsvorkehrungen, wie Einlasskontrollen inklusive Impfnachweis an allen Seiten des Zülpicher Viertels. Obwohl schon 2021 gefeiert wurde, als wäre Corona nie ein Thema gewesen, sind damals wohl doch einige der üblichen Besucher zuhause geblieben. Dem war in diesem Jahr nicht so. Man hatte viel mehr das Gefühl die Stadt ist voller denn je. Schon um Elf Uhr Elf ließen die Durchsagen vor dem Zülpi verlauten, dass der Zugang erstmal gesperrt ist. Der Andrang ist zu groß, die Straße schon überfüllt. Immer mehr Menschen standen eng zusammen vor dem einzigen Zugang zur Straße. Alle hofften darauf, dass der Einlass bald weiter geht. Dabei stand die vorderste Reihe direkt vor der Hunderschaft, die sich am Eingang aufgebaut hatte.
Endlich Einlass?
Immer mehr Menschen gesellten sich zu der wartenden Menge und es wurde enger. Meine Freundinnen und ich entschieden uns nach einigem Warten gegen den Zülpi. Wir drehten uns um und baten die Leute uns durchzulassen. Einige ärgerten sich, weil es eh schon viel zu eng ist, andere waren froh über ein paar Personen weniger, die vor Ihnen in der Schlange stehen. Doch genau in dem Moment trat die Hundertschaft zur Seite, der Weg ist frei und die Menge stürmte nach vorne. Zurück war keine Option mehr. Wir wurden also von der Menge mitgerissen. Aber anstatt Freude, dass es endlich voran geht überkam uns die Panik. Ohne Kontrolle im Strom der Menschen. Einer der Polizisten muss die Angst erkannt haben und zog meine Freundin und mich zur Seite heraus. Wo unsere zwei anderen Freundinnen sind, wussten wir in dem Moment nicht. Man hörte wie gerufen wird „jemand ist zu Boden gegangen“. Was unsere Angst nur größer machte, obwohl wir beide schon in Sicherheit am Rand der vorbeiziehenden Menge standen. Zum Glück dauerte es nicht lange bis sich herausstellte, dass es keine unserer Freundinnen war. Der Schock über die Situation musste jetzt erstmal verdaut werden und alle mussten sich kurz beruhigen. Das hätte auch ganz anders ausgehen können.
Vom Zülpi in die Südstadt und wieder zurück
Nach dem Erlebnis war klar, die Zülpicher Straße ist jetzt keine Option mehr. Wir konnten uns einer anderen Gruppe von Freunden aus der Heimat anschließen. In einer Kneipe in der Südstadt feierten wir zu kölscher Musik. Aber auch hier war es voll. Vor jeder Kneipe stand eine lange Schlange und drinnen war kaum Platz sich zu bewegen. Trotzdem war der Schock vom Vormittag erstmal vergessen und gute Laune machte sich breit. Auf der Suche nach einer Bar, in der auch Platz zum Tanzen ist, führte es uns gegen Abend doch zurück zum Zülpi. Die Straßen waren zwar immer noch voll, aber die engen Massen zum Glück Geschichte. Einen Platz zum Tanzen fanden wir hier dann auch noch. Dennoch neigte sich der Tag und die Kraft in den Beinen langsam dem Ende zu. Viele feierten noch bis in die Nacht, aber wir waren froh, dass uns ein Taxi nach Hause bringt. Dass der Bahnverkehr in der Innenstadt eingestellt wurde, haben wir bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht mitbekommen. Was wir innerhalb von einem Tag erlebt haben, realisierten wir erst jetzt. Nachrichten wie „Chaos auf der Zülpicher Straße“ oder „KVB-Verkehr in Innenstadt eingestellt“ beschreiben es annähernd. Wir waren mittendrin.
Fazit
Unser Fazit zum 11.11. in Köln ist in diesem Jahr eindeutig: Wenn man unbedingt auf der Zülpicher Straße feiern möchte, dann sollte man am besten schon zwei Stunden vor dem großen Ansturm dort sein oder erst gegen Abend. Uns wird es im nächsten Jahr vermutlich nicht wieder dorthin verschlagen. Viele Veranstaltungen bieten einen Kartenvorverkauf an, sodass die Gefahr für einen zu großen Andrang an solchen Orten also deutlich geringer ist. So muss man nicht ganz auf den Kölner Karneval verzichten! Nur der diesjährige vorgegebene Rahmen an den HotSpots lädt nicht zu einer Wiederholung ein. Man muss es wohl erst selber einmal erleben, um zu merken was für eine Kraft Menschenmassen haben können.
Noch mehr Infos zum 11.11. an der Zülpicher Straße findest du hier:
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