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Die Kosmetikbranche befindet sich an einem wichtigen Wendepunkt. Da sich der Trend seit geraumer Zeit hält, wird deutlich, dass es nicht nur bei einem temporären Phänomen bleibt. Verbraucher, vor allem von jüngeren Generationen, fordern immer mehr Produkte, die sowohl wirksam als auch umweltverträglich sind. Nicht länger stehen die Hautpflege oder das Make-up im Mittelpunkt, sondern auch die ethischen Standards, die den Produkten zugrunde liegen. Marken setzen sich dafür ein, dass in ihrer Produktion und ihrem Sortiment Transparenz und Verantwortung zu zeigen. Dieser Wandel, der den Schwerpunkt auf das Konzept von „Schönheit ohne Reue“ legt, verdeutlicht die weitreichende Durchsetzung unserer Werte in einer immer bewussteren Gesellschaft. Aber welche genaue Motivation hat dieser Wandel und welche Auswirkungen hat er auf die Zukunft der Kosmetikbranche?
Neue Ära: Kosmetik wird nachhaltiger
Der Beginn der Green-Beauty-Bewegung stellt einen bedeutenden Wendepunkt in der Kosmetikindustrie dar. Langezeit basierten herkömmliche Kosmetikprodukte lange Zeit auf synthetische Inhaltsstoffe und kostengünstige Produktionsmethoden. In den 1980er-Jahren begann dann ein Umdenken. Marken wie Weleda oder Dr. Hauschka haben den Ausdruck „Naturkosmetik“ geprägt und neue Maßstäbe gesetzt, indem sie pflanzliche, biologisch abbaubare Inhaltsstoffe einsetzten und gezielt auf Tierversuche verzichteten.
Eine steigende Sensibilisierung der Verbraucher für ökologische und gesundheitliche Themen trug zu diesem Wandel bei. Die Nachfrage nach Produkten, die auf zertifizierte natürliche Inhaltsstoffe und kritische Substanzen wie Mikroplastik, Parabene und Phthalate verzichten, stieg insbesondere ab den 2000er-Jahren. Eine Nachhaltigkeitsstudie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass dies auf die Forderung der Konsumenten nach einer größeren Transparenz und Verantwortung bei der Herstellung ihrer Kosmetik reagierte.
Ethische Erwägungen waren neben ökologischen Argumenten ebenfalls relevant. Marken, die sich für faire Arbeitsbedingungen, umweltschonende Produktion und weniger Verpackungsmüll einsetzten, wurden von den Verbrauchern immer mehr geschätzt. Dies zeigte sich darin, dass der Naturkosmetikmarkt in Deutschland rasch wuchs: Von 2010 bis 2018 stieg der Umsatz mit zertifizierter Naturkosmetik um das Doppelte auf rund 1,3 Mrd. EUR.
Hier zum Nachlesen
https://www.natuerlich-schoener.com/wie-entwickelt-sich-die-naturkosmetik-trends-und-zukunftsaussichten/
https://vegconomist.de/studien-und-zahlen/nachhaltigkeitsstudie-kosmetik-2019-so-sehen-die-verbraucher-kosmetik-in-deutschland/
Aspekte nachhaltiger Kosmetik
- Inhaltsstoffe:
Fokussierung auf lokale, biologische und natürliche Rohstoffe, die keine schädlichen Chemikalien enthalten. Immer mehr kosmetische Produkte verzichten auf synthetische und Mikroplastik.
Verbraucher ziehen es vor, Naturkosmetikprodukte mit pflanzlichen Bestandteilen zu kaufen, die zertifiziert sind. - Verpackung:
Durch den Einsatz von Mehrwegverpackungen, recycelten Materialien und Verpackungsalternativen werden Anstrengungen unternommen, um Plastikmüll zu verringern.Immer mehr Kosmetikmarken verfolgen Zero-Waste-Initiativen und verringern die Verwendung von Kunststoff. - Produktionsprozesse:
Durch den Einsatz erneuerbarer Energien und umweltschonender Herstellungsverfahren kann der CO2-Fußabdruck verringert werden.
Marken investieren in Technologien, die energieeffizient sind, und verbessern ihre Herstellungsprozesse, um die CO2-Emissionen zu reduzieren.
Hier zum Nachlesen
https://zkin-lab.de/blogs/zkin-blog/naturliche-vs-synthetische-inhaltsstoffe
Nachhaltigkeit als gesellschaftlicher Wert
Dies hat nicht nur die Erwartungen der Verbraucher, sondern auch die Reaktion von Unternehmen und Marken auf den Markt geprägt. Immer mehr Verbraucher achten darauf, dass Produkte nicht nur der Haut, sondern auch der Umwelt und der Gesellschaft gut tun. Der Trend zu umweltfreundlichen und ethisch vertretbaren Produkten ist durch ein zunehmendes Bewusstsein für die Auswirkungen des Konsumverhaltens auf die Umwelt angetrieben worden. Immer mehr Verbraucher sind bereit, höhere Preise für Produkte zu zahlen, die in Bezug auf ihren Ursprung und ihre Produktion transparent sind und auf Nachhaltigkeit und Fairness basieren. Dieser Trend ist in der Nachfrage nach biologischen, veganen und plastikfreien Produkten zu erkennen.
Die Verbreitung nachhaltiger Kosmetik hat neben den veränderten Erwartungen der Verbraucher auch durch die Bedeutung von Social Media und Aktivismus maßgeblich beeinflusst werden können. Influencer und Aktivisten setzen Plattformen wie Instagram ein, um die Wichtigkeit eines umweltfreundlichen Lebensstils zu betonen und Marken dazu zu ermutigen, ihre Geschäftsmodelle zu modifizieren.
Daher stellt die Einführung von nachhaltiger Kosmetik nicht bloß einen Trend dar, sondern zeigt eine bedeutende Veränderung der gesellschaftlichen Werte. Es handelt sich um einen Prozess, der langfristige Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Verbraucher und die Wahrnehmung ihrer Verantwortung durch Unternehmen hat.
Hier zum Nachlesen
https://blog.stp.de/nachhaltigkeit-auf-instagram
https://onlinemarketing.de/social-media-marketing/dos-und-donts-nachhaltige-brands-auf-social-media
Kosmetikriesen vs. Nischenmarken
Aufstieg der Nischenmarken:
Neben den etablierten Kosmetikriesen setzen einige Marken von Anfang an auf ethische Standards, die bei großen Marken oft erst nachträglich eingeführt wurden.
Ein Beispiel dafür ist Lavera, das seit 1987 für Naturkosmetik mit Zertifizierung bekannt ist. Lavera stellt eine breite Palette von Hautpflege-, Körperpflege- und Make-up-Produkten zur Verfügung, die ausschließlich aus kontrolliert biologischem Anbau stammenden pflanzlichen Bestandteilen enthalten. Ihr Ansatz ist transparent und sie betonen ihre nachhaltige Produktion deutlich, wodurch sie bei umweltbewussten Verbrauchern besonders beliebt wird.
Auch Weleda, eine schwäbische Traditionsmarke, ist auf Naturkosmetik spezialisiert, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit liegt. Das Unternehmen setzt nicht nur auf fairen Handel und verwendet Verpackungen aus recyceltem Material, sondern auch auf eine biologischen Zertifizierung. Weleda, welches im Jahr 1921 gegründet wurde, hat sich aufgrund ihrer langen Geschichte zu einer festen Größe im Bereich der nachhaltigen Kosmetik entwickelt und spricht hauptsächlich Konsumenten an, denen Nachhaltigkeit und Ethik von zentraler Bedeutung sind.
Veränderung bei den großen Marken:
Große Kosmetikfirmen erkennen immer mehr die Tendenz zur Verwendung nachhaltiger Kosmetik an und passen ihre Strategien daher an. Um den zunehmenden Bedarf an umweltfreundlichen und ethisch hergestellten Produkten zu befriedigen, fügen sie ihren Produkten nachhaltigere Optionen und Linien hinzu. Unternehmen wie L’Oréal haben schon damit begonnen, ihren umweltbewussten Kundan zertifizierte Naturkosmetik und Produkte ohne Mikroplastik anzubieten. Außerdem konzentrieren sich viele dieser Firmen darauf, Verpackungsmüll zu reduzieren und recycelte Materialien zu verwenden, um den ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte zu mindern. Diese Änderungen reflektieren nicht bloß die zunehmenden Anforderungen der Verbraucher, sondern auch das zunehmende Bewusstsein in der Branche dafür, dass nachhaltige Entwicklung nicht länger nur eine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit ist. Doch während diese Schritte positiv sind, steht der Vorwurf des sogenannten „Greenwashings“ im Raum – Marken, die sich mit grünen Begriffen schmücken, ohne tatsächlich nachhaltige Praktiken umzusetzen.
Hier zum Nachlesen
https://www.lavera.de/nachhaltigkeit
https://www.weleda.de/weleda/unsere-verantwortung/nachhaltigkeit
Herausforderungen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit
Greenwashing: |
Bei Greenwashing handelt es sich um eine Methode, bei der Firmen ihre Produkte irrtümlicherweise als umweltfreundlicher präsentieren, als sie es eigentlich sind. Eine EU-Studie ergab, dass etwa 80% der analysierten Online-Shops Informationen zur Nachhaltigkeit enthalten, aber mehr als die Hälfte dieser Informationen sind ungenau oder irreführend. Dies hat zur Folge, dass das Vertrauen der Verbraucher verloren geht und die Authentizität nachhaltiger Produkte in Gefahr ist. |
Kosten und soziale Barriere: |
Ein weiteres bedeutendes Anliegen ist die Verfügbarkeit von nachhaltiger Kosmetik. Häufig sind Kosmetikprodukte, die auf Umweltsiegel und ethische Standards hinweisen, teurer als herkömmliche. Häufig entstehen diese höheren Ausgaben aufgrund der qualitativ hochwertigen und umweltfreundlichen Inhaltsstoffe sowie der transparenten Herstellungsverfahren, die mit nachhaltiger Kosmetik einhergehen. Dies führt zu einer sozialen Barriere, da nicht alle Verbraucher die höheren Preise bezahlen können oder bereit dazu sind. Auf diese Weise wird nachhaltige Kosmetik häufig als Luxus betrachtet, der nur einer spezifischen Zielgruppe zugänglich ist. |
Hier zum Nachlesen
https://klardenker.kpmg.de/eu-kaempft-gegen-greenwashing-das-kommt-auf-unternehmen-zu
Fazit:
Die Fortschritte in Richtung nachhaltiger Kosmetik spiegeln die Veränderungen in der Gesellschaft faszinierend wider. Sie veranschaulicht, wie sich unsere Werte hinsichtlich Transparenz, ethischer Verantwortung und Umweltbewusstsein verändern.Die steigende Nachfrage nach umweltschonender Kosmetik zeigt, dass Verbraucher zunehmend Verantwortung übernehmen. Während Naturkosmetikmarken und etablierte Unternehmen mit nachhaltigeren Optionen reagieren, bleiben Greenwashing und hohe Preise Herausforderungen, die das Vertrauen der Verbraucher und die breite Akzeptanz gefährden.
Trotz dieser Herausforderungen denke ich, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht, weil sie zeigt, dass Nachhaltigkeit längst kein Randthema mehr ist. Verbraucher übernehmen zunehmend Verantwortung, indem sie bewusstere Entscheidungen treffen und ethische Werte in den Vordergrund stellen. Besonders ermutigend ist, dass immer mehr Unternehmen – von kleinen Naturkosmetikmarken bis hin zu großen Konzernen – auf diesen Wandel reagieren und nachhaltigere Alternativen anbieten. Das deutet darauf hin, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Trend, sondern eine notwendige Neuausrichtung ist, die langfristig das Konsumverhalten und die gesamte Branche positiv prägen kann.
Der wachsende Einfluss von Social Media und Aktivismus hat es ermöglicht, dass Themen wie Nachhaltigkeit in der Kosmetikbranche intensiver diskutiert werden und es immer mehr Unternehmen gibt, die den Bedarf an ethisch und umweltbewusster Produktion erkennen. Der Weg zur Nachhaltigkeit mag nicht immer einfach sein, doch die positiven Veränderungen, die wir bereits sehen, sind ein klares Indiz dafür, dass wir als Gesellschaft bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und die Branche in eine nachhaltigere Zukunft zu führen. Langfristig werden die zunehmende Transparenz und die Bereitschaft, mehr für ethisch produzierte Kosmetik zu zahlen, vermutlich nicht nur die Kosmetikindustrie, sondern auch die Art und Weise, wie wir Konsum insgesamt betrachten, nachhaltig beeinflussen.