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Bundestagswahl 2025: Ein wegweisendes Ereignis für Deutschland
21. Februar 2025Dystopie – gar nicht so weit weg?
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Make Love, not War
Die momentane weltweite Entwicklung gleicht immer mehr den dystopischen Fantasien längst vergangener Geschichten von Schreibenden, die von den Grauen des letzten Jahrhunderts inspiriert wurden. Langsam schichtete sich Staubschicht um Staubschicht auf ihren geschlossenen Seiten, bis die Realität sie schlagartig frei pustet und man könnte meinen, die echten Figuren hätten sich zu viel von der Dystopie abgeguckt. (In den Info-Kästen findet ihr Informationen zu den einzelnen Romanen/Filmen).
Die alte Dystopie ist so aktuell wie nie
Der zweite Amtseintritt am 20. Januar 2025 von Donald Trump als 47. Präsident erinnert mich an die Filmreihe „Purge“, dessen Beginn nun eher an eine Dokumentation als eine Horror-Thriller-Dystopie anmutet. Die Begnadigung der Capitolstürmer bietet mit dem „QAnon-Schamanen“ bereits die passenden Statisten.
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„The Purge – die Säuberung“ ist ein dystopisches Universum mit einer 5-teiligen Filmreihe und einer Serie.
Im Jahr 2022 herrscht in den Vereinigten Staaten die Partei „Neue Gründerväter Amerikas“ („New Founding Fathers of America“ – NFFA). Um Kriminalität und Arbeitslosigkeit gering zu halten, etabliert die Regierung eine jährliche „Purge-Nacht“, in der sämtliche Verbrechen, einschließlich Mord, legal sind.
Von 19:00 Uhr bis 7:00 Uhr des nächsten Tages sind Polizei, Feuerwehr und medizinische Notdienste nicht erreichbar. Es gelten lediglich zwei Einschränkungen: Hochrangige Regierungsbeamte ab „Stufe 10“ sind geschützt, und es dürfen nur Waffen bis „Stufe 4“ verwendet werden.
Die Teilnehmenden der Purge-Nacht tragen üblicherweise auffällige und gruselige Kostümierungen mit Masken. Die weiße Maske mit dem Schriftzug „God“ aus der Serie erlangte besondere Berühmtheit.
Als sei die Reinigung mit legal erlaubtem Mord in einem waffenaffinen Land nicht Aussicht genug, kleidet sich Ivanka Trump verblüffend ähnlich zu den herrschenden Ehefrauen in „The Handmaids Tale“ – eine Warnung vor einer Dystopie? Das Internet fragt, ob wir vorsorglich „Mayday“ gründen sollten, die geheime Widerstandsbewegung in Gilead.
Die Geschichte „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ basiert auf dem Roman von Margaret Atwoods von 1985. Er wurde von MGM Television in 5 Staffeln verfilmt.
Umweltzerstörung und Geschlechtskrankheiten haben zu weitgehender Unfruchtbarkeit geführt. Aus dieser Not entsteht der totalitäre, christlich-fundamentalistische Staat Gilead. Die Gesellschaft wird von machtversessenen Führern in einem neuen, militarisierten und strikt hierarchisch-patriarchalen Regime des religiösen Fanatismus organisiert. Frauen werden brutal unterdrückt, unter anderem durch gezielte Verstümmelungen, und es ist ihnen verboten zu arbeiten, Eigentum oder Geld zu besitzen und zu lesen. Die verbliebenen „fruchtbaren Frauen“ werden zu Dienstmägden ohne eigenen Namen degradiert. Sie sind Eigentum hochrangiger Männer und ihrer Ehefrauen und müssen sich regelmäßig vergewaltigen lassen bzw. die „Zeremonie“ durchführen, um eine Schwangerschaft zu erzwingen und so die Zukunft Gileads zu sichern. Gilead ist damit so erfolgreich, dass die Mägde bald wertvolle Exportware werden.
Widerstand
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Der Aufruf nach Widerstand wird in meinem humanistisch und links antrainierten Instagram-Algorithmus immer lauter. Laut ist aber auch die AfD. Sie schreit über den Ozean und spricht mit Elon Musk darüber, dass Hitler ein Kommunist gewesen sei. Es ist eigentlich noch absurder, dass die Kanäle des ÖRR diese Behauptung fact-checken.
Aber es ist notwendig, wenn 61 % der Menschen glauben, dass sich der Holocaust wiederholen könnte. Wenn diskutiert wird, wie viele Juden und Jüdinnen im dritten Reiche tatsächlich getötet wurden, obwohl die Forschung von 5 bis 6 Millionen ausgeht.
Es ist notwendig, wenn Friedrich Merz die Mehrheit für seinen Asyl-Antrag am 29. Januar 2025 lieber mit der AfD erreicht und danach die anderen Parteien erpressen will.
Und wir dachten, dass die Ampel die toxische Beziehung war. Merz hat damit nicht nur „die Seele der CDU“ verkauft (wie er es selbst kurz vorher formulierte), auch seine Bemühungen, Kanzler zu werden, verschwinden im Lachen der AfD-Gesichter. Es bleiben die Merz-Fans. Die glauben zwar, sie seien nicht rechts, aber dennoch mit der Aversion, die anderen Parteien gegenüber der Demokratie gefährden – in dem Glauben, für sie zu kämpfen.
Elon Musk ist sogar so ein großer Fan der AfD, dass er bei Trumps Amtseinführung sein gutes österreichisches Vorbild imitiert. Die Welt diskutiert darüber, ob es ein Hitlergruß war oder doch eher der römische Gruß, ob Musk es tatsächlich so gemeint hat. Währenddessen finden zu viele Menschen Entschuldigungen für ihn und er selbst lacht darüber.
MAGA und die AfD freuen sich
Das kann man nur noch satirisch als Dystopie-Humor verarbeiten. So landet Musk selbst mit seinem Gruß und dem Zusatz „Heil“ an seinem Tesla-Gebäude in Deutschland als riesige Projektion. Woraufhin die Polizei rätselt, ob das Ganze nur ein Fake sei. Doch es ist nicht alle Hoffnung vergebens, sie müssen doch untersuchen, ob Musk tatsächlich den Hitlergruß gemacht haben könnte. Vor meinem inneren Auge wehen rote Banner wie in der Serie „The Man in the High Castle“.
Die Geschichte basiert auf Philip K. Dicks Roman „Das Orakel vom Berge“ von 1962. Es ist ein dystopisches Science-Fiktion Universum, das von Amazon in vier Staffeln verfilmt wurde.
Die Geschichte spielt in einer alternativen Realität, in der die Achsenmächte den Zweiten Weltkrieg 1947 für sich entschieden und die Vereinigten Staaten untereinander aufgeteilt haben. Das Großdeutsche Reich kontrolliert die Ostküste und große Teile des Südens (Greater Nazi Reich), während die Japaner die Westküste als Japanese Pacific States beherrschen. Zwischen diesen beiden Machtblöcken liegt ein neutrales, jedoch wirtschaftlich geschwächtes Gebiet, das stark von den Besatzern abhängig ist.
Die Handlung setzt im Jahr 1962 ein. Adolf Hitler lebt noch, doch sein nahender Tod sorgt innerhalb der Nazi-Führung für erbitterte Machtkämpfe um seine Nachfolge. Einige einflussreiche Kreise des Regimes drängen darauf, die Allianz mit Japan, die seit dem Sieg über die Alliierten besteht, aufzukündigen und das Kaiserreich durch einen militärischen Angriff auszuschalten.
Innerhalb der Widerstandsgruppe verbreiten sich mysteriöse Filme, die angeblich von einer Person mit dem Decknamen The Man in the High Castle stammen. Diese Aufnahmen zeigen eine alternative Realität, in der die Alliierten den Krieg gewonnen und die Achsenmächte besiegt haben.
Inmitten dieses repressiven Systems entfaltet sich die Geschichte der Protagonisten – geprägt von politischen Intrigen, Spionage, Verfolgung, Widerstand und persönlichen Beziehungen – zwischen den rivalisierenden Überwachungsstaaten Japans und des Großdeutschen Reiches.
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Die Dystopie „The Man in the High Castle“ zeigt, wie ein wenig Hoffnung auf eine bessere Welt mutige und unmöglich erscheinende Handlungen speist..
Mutig war auch die amerikanische Bischöfin Marianne Edgar Budde. In ihrer Predigt zur Amtseinführung bittet sie Trump, an die angsterfüllten und fleißigen migrantischen Menschen und die LGBTQ+-Community zu denken. „Protect her“, schreiben Kommentierende im Internet. Ja, ich fürchte um ihr Leben. Jetzt findet Trump, sie mache ihren Job nicht gut und will eine Entschuldigung.
Wie lange bleibt es bei so sachten Sanktionen?
Wie lange dauert es, bis „unangenehme“ Menschen zu Unpersonen werden? Im Sinne des Ministeriums für Wahrheit verschwinden, aus der Vergangenheit gelöscht werden? Die USA sind noch nicht so weit. Sie haben es wohl auch nicht vor, ein solches Ministerium zu errichten (POV: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“). Die Lockerung des Umgangs mit Falsch- und Desinformationen auf META ist doch der erste Schritt zur Modellierung einer neuen Wahrheit, ganz im Dystopie-Stil.
Georg Orwells Roman „1984“ ist 1949 erschienen und hat so manche Entwicklung erschreckend genau vorhergesagt.
Die Geschichte spielt in einem totalitären Überwachungsstaat im Jahr 1984. Im Mittelpunkt steht Winston Smith, ein gewöhnliches Mitglied der diktatorischen Staatspartei Sozialistische Partei Englands, die die politische Ideologie Engsoz (Englischer Sozialismus, im Original Ingsoc) verkörpert.
Trotz der allgegenwärtigen Überwachung versucht Smith, seine Privatsphäre zu bewahren und die wahre Vergangenheit zu entdecken, die von der Partei durch umfassende Geschichtsfälschung unterdrückt wird. In diesem totalitären Staat wird die Bevölkerung von einer herrschenden Parteielite unterdrückt, die im Namen des nie wirklich sichtbaren „Großen Bruders“ (Big Brother) regiert. Die allgegenwärtige Gedankenpolizei überwacht permanent alle Parteimitglieder. Über nicht abschaltbare Geräte – sogenannte Teleschirme – werden die Wohnungen der Bürger visuell und akustisch überwacht. Das Staatsfernsehen verbreitet ständig Hass auf Emmanuel Goldstein, den vermeintlichen Feind der Partei, der angeblich eine geheime Untergrundorganisation, die „Bruderschaft“, anführt. Dieser Hass wird als Teil der täglichen Propaganda tief in das Bewusstsein der Bevölkerung eingehämmert und dient dazu, die Menschen zu vereinen und von ihrem entbehrungsreichen Leben abzulenken.
Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit in London und ist dort damit beschäftigt, alte Zeitungsberichte und somit die historische Wahrheit ständig an die Parteilinie anzupassen. Obwohl er zur Äußeren Partei gehört, lehnt er das totalitäre System ab und führt heimlich Tagebuch, um seine verbotenen Gedanken festzuhalten. Julia, ebenfalls Parteimitglied, wird seine Geliebte und Mitwisserin. Smith versucht, mit der Untergrundbewegung der Partei in Kontakt zu treten.
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So viele leben in unserer Realität in Angst und Unterdrückung. Frauen in Afghanistan haben kaum noch Rechte. Jeden Tag werden sie unsichtbarer für den Alltag, für die Welt. Sie werden unsichtbar gemacht. Doch nicht für uns Frauen weltweit. Wir sehen, was passiert. Wir leiden mit ihnen.
Und das, was wir tun können, ist, öffentlich machen, was unsichtbar sein soll. „Die Scham muss die Seite wechseln.“ – Ein Zitat von Gisele Pelicot.
Eine Frau, die in die Geschichte eingehen wird und jetzt schon ein Vorbild für Mädchen und Frauen ist. Es geschah hinter verschlossenen Türen und im „Privaten“, doch waren 82 Männer beteiligt. Es geschah im „privaten Chat“ mit 70.000 Männern. Zu zeigen gibt es genug und dank Gisele Pelicot hat es die Öffentlichkeit gesehen –
Unser Mayday des Jahres 2024
Kein geheimer Widerstand, weil wir jetzt noch laut sein können, weil wir jetzt laut sein müssen. Wir können Faschismus, Misogynie und Fremdenfeindlichkeit öffentlich machen und anprangern und das Leben in einer Dystopie verhindern. Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer wird nicht müde, uns zu warnen, dass der Hass wieder so stark ist wie früher.
Also muss unsere Liebe lauter sein. Laut und sichtbar.