Lingen grüßt die Welt – Der Blick aus dem Fenster (Tag 10)
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Das Fenster der Marienstraße
Tag 11 der Isolation
Eigentlich würdet ihr heute etwas über den 26.03., meinen elften Tag in der Isolation, erfahren. Da wir heute aber den 11.04.2020, also einen Tag vor Ostern haben, möchte ich auch gerne ein paar Worte zum Osterfest verlieren. Ein Osterfest, das unter besonderen Umständen stattfinden wird. Ein Ostern, das wir so vielleicht nie wieder erleben werden, hoffentlich. Wir haben jetzt also die Möglichkeit, das Ostern 2020 zu einem Besonderen zu machen – mit neuen, beziehungsweise angepassten Bräuchen. Wir können andere Mittel und Wege ausprobieren, um unseren Liebsten nahe zu sein. Sehen wir dieses Ostern also als Chance, um neue Erfahrungen zu sammeln.
Ich saß heute Morgen in der Sonne und habe mir Gedanken zu diesem Artikel gemacht: Was möchte ich schreiben? Worüber möchte ich schreibe? Soll Ostern eine Rolle spielen und was habe ich nochmal am elften Tag der Isolation erlebt?
Machen wir´s kurz. Der 26.03, ein Tag wie jeder andere in der Isolation. Ich stehe mäßig früh auf, 10 Uhr die erste Vorlesung, danach Gruppenbesprechung für eine Präsentation am darauffolgenden Tag. Im Anschluss ab aufs Skateboard, ein paar Runden am Kanal gedreht, drei Schraubenmuttern verloren und das Board daraufhin zurückgetragen. Der Baumarkt hat zu, Freunde angeklingelt, ob mir jemand mit Schraubenmuttern aushelfen kann. Im Anschluss WieL-Redaktionssitzung und dann mit der WG gekocht. Absolut unspektakulär und ehrlich gesagt, gefällt mir das ganz gut. Ich habe noch keinen Lagerkoller, keine unerträgliche Langeweile oder das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fallen würde. Mir geht es gut, ich habe mich mit der Situation angefreundet. Ich hoffe, dass es euch ähnlich geht.
Ostern in der Isolation
Lange war es ungewiss, ob ich über Ostern nach Hause fahren würde. Letztlich hatte ich das Glück, dass mich meine Eltern abgeholt haben, so können wir die Kar-Woche jetzt gemeinsam verbringen. Hier bin ich nun, in der Heimat, ein kleines Dorf bei Nienburg an der Weser. Es tut gut, ich lebe auf dem Land, ich genieße die Natur und die unendlichen Möglichkeiten sich an der frischen Luft auszutoben. Spazieren gehen, Fahrrad fahren, Gartenarbeit, Fußball spielen oder einfach das schöne Wetter genießen. Wir werden morgen zu viert Ostern feiern, meine Oma kommt vorbei. Wir haben uns Gedanken gemacht: Momentan kaufen wir für sie ein. Wenn wir uns sehen, dann umarmen wir uns nicht und vermeiden wenn möglich jeglichen Körperkontakt. Sie ist noch fit, weiß auf sich aufzupassen, trotzdem lassen wir Vorsicht walten. Wir werden gemeinsam kochen und dann vermutlich den Rest der Familie anrufen. Es hat eigentlich etwas Gutes, häufig sind Feiertage auch mit Stress verbunden. Die Anfahrt, das Kochen, der Abwasch. Wo bringen wir die Verwandten unter? Erste Streitereien, der Geschenkewahnsinn. Wem schenkt man was? Beschenkt man nur die Kinder? All das bleibt aus. Die Autobahnen bleiben leer, kein Feiertagsverkehr, das bedeutet auch weniger Unfälle. Wir müssen keinen Großeinkauf tätigen und der Geschirrspüler muss auch nicht dreimal am Tag laufen. Und unerreichbar sind die Liebsten ja trotzdem nicht.
Ostern trotz Entfernung gemeinsam verbringen
Fangen wir ganz altmodisch an: Ihr könnt Briefe an Familie oder Freunde schreiben, oder auch Osterpäckchen verschicken. Wenn eure Liebsten nicht weit weg wohnen, könnt ihr ihnen auch direkt eins vor die Haustür stellen oder noch besser: Vielleicht dürft ihr euch ja auch in deren Garten austoben und ordentlich Ostereier verstecken. Falls ihr eine Familientradition habt, wie zum Beispiel das gemeinsame Hefezopfbacken, lasst euch das Rezept geben und dann backt einfach gemeinsam während ihr telefoniert. Macht einen Videocall und zeigt euch gegenseitig eure bunt bemalten Eier. Ebenfalls eine schöne Idee ist es, eure liebsten über Videocall in eurem Garten Eier suchen zu lassen, so muss man auch nicht auf den Suchspaß verzichten. Wer an Ostern immer zu Gottesdiensten, beziehungsweise Messen geht, der kann diese online im Livestream mitverfolgen. Also auch das kann man mal auf eine ganz andere Art und Weise erfahren.
Ganz wichtig, nicht den Kopf hängen lassen, bleibt positiv und versucht das Beste aus der Situation zu machen. Eins ist sicher, wir werden später unseren Kindern oder auch Enkelkindern super coole Geschichten von unserem Osterfest in der Isolation erzählen können.
Sonnige Grüße und frohe Ostern!