Fünf Freizeitaktivitäten der anderen Art
23. Oktober 2023Psychologie und Black Friday: Das sind die Marketingtricks
13. November 2023Auslandssemester zwischen atemberaubender Natur und ungewöhnlichen Partyzeiten
Anna Baumbach im Interview über ihr Auslandssemester in Schweden
An der Hochschule Osnabrück gibt es für die Studierenden die Möglichkeit im Ausland zu studieren. Auch aktuell befinden sich einige Student*innen unserer Hochschule nicht wie gewohnt am Campus in Osnabrück oder Lingen, sondern an verschiedenen Hochschulen und Universitäten verteilt in der ganzen Welt. Eine von ihnen ist Anna Baumbach. Die 20-Jährige studiert Kommunikationsmanagement am Campus Lingen im 5. Semester und befindet sich seit Ende August im Auslandssemester an der Dalarna University in Borlänge (Schweden). In diesem Interview erzählt sie uns davon, wie es zu der Entscheidung für ein Semester in Schweden kam, wie die Vorbereitungen abliefen und was das Studierendenleben in Schweden, von dem in Deutschland unterscheidet.
Hallo Anna! Vielen Dank, dass du unseren Leser*innen heute etwas von deinem Auslandssemester in Schweden und deinen Erfahrungen dort berichtest. Wie kamst du zu der Entscheidung, ein halbes Jahr lang im Ausland zu studieren?
Als ich vor ein paar Jahren überlegt habe, welches Fach und an welcher Universität oder Hochschule ich studieren möchte, kam mir schon der Gedanke einen Studiengang zu wählen, bei dem ein Auslandssemester möglich ist. Zum einen hat mich daran der internationale und interkulturelle Aspekt gereizt, andererseits möchte ich möglichst viele Erfahrungen sammeln. Ich versuche mich immer weiterzuentwickeln und zu schauen, wo meine persönlichen Grenzen sind. Als ich mich dann für die Hochschule Osnabrück entschied und darüber informiert wurde, dass ein Auslandssemester möglich ist, war ich sehr froh darüber und wusste, dass ich diese Möglichkeit wahrnehmen werde.
Stand Schweden für dich als Ziel von Anfang an fest?
Seitdem ich klein war, wollte ich schon immer mal in ein skandinavisches Land reisen. Ich liebe die Kälte sehr und daher war es seit Kindheitstagen an, mein Wunsch einmal einen richtigen kalten Winter, so wie in Skandinavien zu erleben. Als ich dann die Möglichkeit hatte, mir diesen Traum für ein halbes Jahr zu erfüllen, war klar, dass Schweden mit auf meine Prioritätenliste kommt. Neben den kalten Wintern bin ich in bergige Landschaften verliebt und habe deshalb auch Kanada auf meine Liste gesetzt.
Kanada stand auf meiner Wunschliste an erster Stelle. Ich wollte die Chance nutzen, um ein Land und eine Kultur außerhalb Europas kennenzulernen. Nachdem ein Auslandssemester in Kanada aus organisatorischen Gründen leider nicht geklappt hat, war ich dennoch froh, nach Schweden reisen zu dürfen.
Wie liefen die Vorbereitungen ab? Unterstützte dich die Hochschule bei deinem Vorhaben?
Ja, auf jeden Fall! Die Vorbereitungen zusammen mit der Hochschule liefen sehr gut. Ich wurde von allen Seiten der Hochschule bestens unterstützt und der gesamte Prozess wurde mir leicht gemacht. Generell haben Studierende die Möglichkeit, aus einer Liste an Partnerhochschulen und -universitäten in verschiedenen Ländern drei zu priorisieren. Allen Interessenten wurde immer wieder zugesprochen, dass sie auf jeden Fall in einem der priorisierten Länder ein Auslandssemester machen können. Das hat mir ein sehr sicheres Gefühl gegeben. Natürlich musste ich vorab überlegen, welche Universitäten bzw. Hochschulen zu mir passen. Das heißt, ich schaute, welche Studiengänge und Kurse dort angeboten werden, die zu meinem Studiengang Kommunikationsmanagement passen. dadurch kann ich mir Kurse anrechnen lassen. Dieser Vorbereitungsschritt war etwas aufwendiger, aber auch da hatte ich immer Ansprechpartner, die mir geholfen haben. Bei Fragen hatte ich sowieso immer eine Anlaufstelle und habe mich über den ganzen Zeitraum sehr gut aufgehoben gefühlt.
Haben Studierende, die ein Auslandssemester machen, die Chance auf finanzielle Unterstützung?
Ja, es gibt sehr viel finanzielle Unterstützung seitens der Hochschule, des Bundes oder auch von verschiedenen Organisationen. Studierende haben verschiedene Möglichkeiten: Ich denke, die bekanntesten sind zum einen ein Auslandsstipendium und zum anderen Auslands-Bafög. Das kann man übrigens auch bekommen, wenn man regulär keinen Anspruch auf das übliche Bafög hat. Für Studierende, die ihr Auslandssemester innerhalb von Europa machen wollen, gibt es dann noch finanzielle Unterstützung durch das Erasmus-Programm. Aber auch die Hochschule Osnabrück unterstützt ein Auslandssemester finanziell mit einer Reisepauschale, egal ob innerhalb oder außerhalb Europas. Zusätzlich können Studierende von der Hochschule zusätzlich eine Ökopauschale beantragen, wenn sie sich für eine ökologische Anreise entscheiden, also zum Beispiel mit dem Zug statt mit dem Flugzeug.
Wovor hattest du zu Beginn deines Auslandsaufenthaltes am meisten Sorge?
Meine größte Nervosität hatte gar nichts mit Schweden direkt zu tun, sondern mit dem Flug. Ich bin zuvor noch nie geflogen. Eine Freundin hat mich zum Flughafen begleitet und stand mir, solange es ging, zur Seite. Sie hat mir vor Ort alles erklärt und mich unterstützt. Danach kam ich überraschend gut zurecht, sodass die Sorgen im Nachhinein eigentlich unbegründet waren. Als ich in Schweden ankam, wurde ich sehr gut aufgenommen. Da hatte ich ehrlicherweise gar keine Zeit mehr, mir Sorgen zu machen.
Eine andere Sorge vor meiner Abreise war, dass die Kultur in Schweden mir persönlich zu ähnlich zur Deutschen ist. Das hat sich in einigen Teilen auch bestätigt. Ich bin also in keine völlig unbekannte Welt eingetaucht.
Apropos unterschiedliche Kulturen. Das leitet gut meine nächste Frage ein: Unterscheidet sich der Studienalltag an der Uni in Schweden sehr von dem an der HS Osnabrück?
Es gibt durchaus einige Unterschiede. Der größte ist die Aufteilung der Semester. Neben der gewohnten Aufteilung in zwei Semester sind hier die einzelnen Semester auch noch einmal in zwei Hälften unterteilt. Ich habe mich für fünf Module angemeldet. Diese laufen aber nicht parallel, sondern die ersten drei Module finden im ersten Abschnitt statt, der übrigens bald schon endet. Die anderen beiden Module finden erst im zweiten Abschnitt des Semesters statt. Die Prüfungen muss ich jeweils am Ende des ersten und zweiten Semesterabschnitts ablegen und nicht erst am Semesterende. Durch diese Regelung habe ich einerseits zwar nur wenige Vorlesungen bzw. Seminare in der Woche, es wird aber erwartet die Inhalte gründlich vor- und nachzuarbeiten. Andererseits lässt es mir viel Freizeit, um das Land und die Menschen hier kennenzulernen.“
In Bezug auf das Studierendenleben gibt es aber auch noch einen erwähnenswerten Unterschied. Vor ab: die Clubkultur ist hier in Borlänge nicht sehr verbreitet. Hier sind eher kleinere Bars zu finden. Die Partykultur ist hier aber ganz anders als in Deutschland. Unter der Woche ist es gesellschaftlich nicht gerne gesehen, Feiern zu gehen oder Alkohol zu trinken. Daher finden die Partys nur am Wochenende statt und das von 18:00 bis 01:00 Uhr. Um 01:00 Uhr ist dann auch wirklich Schluss. Auf meiner ersten Party hier in einem Studentenclub habe ich gemerkt, dass die damit auch wirklich strikt sind. Um Punkt 01:00 Uhr wurde die Musik ausgemacht und wir wurden gebeten herauszugehen. Die Bars haben aber teilweise auch länger geöffnet.
Was waren deine bisherigen Highlights in Schweden?
In den ersten Wochen wurden wir hier an der Uni super begleitet und es wurden viele Veranstaltungen und Ausflüge angeboten. Da ich die schwedische Landschaft so schön finde, war mein Highlight die erste Wandertour. Wir sind mit einer kleinen Gruppe tief in die schwedischen Wälder eingetaucht und es war genauso schön, wie ich mir es zuvor vorgestellt habe. Seitdem hatte ich noch zwei weitere Wanderungen und gehe auch für mich alleine sehr gerne durch die Natur spazieren.
Ich habe aber auch schon ein Tag in Uppsala und drei Tage in Göteborg verbracht. Bald geht es noch nach Stockholm und meine Familie besucht mich auch demnächst, um das Land kennenzulernen. Eine Sache habe ich mir für den Winter noch vorgenommen: Eisbaden! Hier gibt es so viele schöne kleine Seen und da ich nicht im Sommer hier bin, spring ich eben im Winter ins kalte Wasser.
Wie beeinflusst das Auslandssemester deinen Studienverlauf? Musst du ein Semester wiederholen?
Mein Studienverlauf verändert sich durch das Auslandssemester in keiner Art und Weise. Wie bereits erwähnt, musste ich aber Kurse belegen, die zu den Kursen des jeweiligen Semesters passen, das parallel in Deutschland läuft. Aber dabei bekam ich reichlich Unterstützung, sodass ich bei Bestehen der Module nichts wiederholen muss.
Welchen Rat würdest du Studenten geben, die über ein Auslandssemester nachdenken?
Die Studierenden, die gerne ein Auslandssemester in Schweden machen wollen, müssen bedenken, dass Schweden natürlich tolle Städte hat, der Fokus aber auf der Natur liegt.
Generell kann ich allen Studierenden, die mit dem Gedanken spielen ein Auslandssemester zu machen, nur den Rat geben, das auch zu tun. Egal wie es wird, es ist definitiv eine Erfahrung wert. Und ehrlicherweise kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand am Ende des Semesters durchweg negative Erfahrungen gemacht hat. Man kann in einem anderen Land leben und dort seine Eigenständigkeit auf die Probe stellen und erweitern. Es bietet aber auch die Möglichkeit zu schauen, wie man in so einer Grenzsituation klarkommt.
Daneben kann man viele neue internationale Bekanntschaften machen. Ich komme hier nicht nur mit Schwed*innen, sondern mit Menschen aus der ganzen Welt in Kontakt. Das war auch für mich persönlich noch ein weiterer Grund, ein Auslandssemester zu machen. Ich glaube, dass es sehr cool ist, Menschen zum Beispiel aus Spanien, Frankreich oder Nigeria im Bekanntenkreis zu haben, mit denen ich hoffentlich auch noch nach dem Semester hier in Schweden in Kontakt stehen werde.
Vielen Dank für die vielen Eindrücke und Ratschläge. Wir wünschen dir eine schöne weitere Zeit in Schweden und freuen uns, dich nächstes Semester wieder am Campus in Lingen begrüßen zu dürfen.
Hej då
Falls ihr noch mehr über ein Auslandssemester in Schweden erfahren wollt, steht Anna euch gerne zur Verfügung. Schreibt ihr einfach eine E-Mail an anna.baumbach@hs-osnabrueck.de