Solidarität in Corona-Zeiten
2. April 2020Corona-Virus: Medizinstudierende helfen in Krankenhäusern aus
Bereits vor zwei Wochen appellierte Gesundheitsminister Jens Spahn an die Krankenhäuser, zusätzliches Personal zu rekrutieren. Auch am Uniklinikum in Münster sollen nun Medizinstudierende aushelfen. Aber wie genau läuft das eigentlich ab?
Da seit Mitte März vorerst keine Lehre mehr an der Medizinischen Fakultät Münster stattfindet, wurden die rund 3.000 Studierenden in einer Rundmail gefragt, ob sie sich freiwillig engagieren möchten. „Die Resonanz war überwältigend. Bis jetzt haben sich über 1.800 Studierende gemeldet, die sich einbringen wollen“, so der Studiendekan Prof. Dr. Bernhard Marschall.
Studierende, die bereits vor ihrem Studium eine Pflegeausbildung abgeschlossen haben, können direkt im Universitätsklinikum eingesetzt werden. Für alle anderen wurde ein spezielles Fortbildungsprogramm ins Leben gerufen. In der sogenannten „MediCOVID-Schulung“ werden die Freiwilligen für die Aufnahme und Versorgung von Corona-Patienten vorbereitet. Bis Ende der Woche sollen etwa 500 Studierende diese Schulung durchlaufen haben und dann nach Bedarf auf die 31 Lehrkrankenäuser der Medizinischen Fakultät Münster aufgeteilt werden. 40 Studis sind aktuell schon im Einsatz.
Dr. Thomas Bauer, Pressereferent für Forschung und Lehre am Universitätsklinikum Münster, betonte im Telefoninterview das überdurchschnittliche Engagement der Studierenden. Man könne sehr stolz sein, dass sich so viele Studierende freiwillig zur Verfügung stellen, um in diesen Zeiten zu helfen. Außerdem lobte er den schnellen und proaktiven Aufbau des Fortbildungsprogramms an der Medizinischen Fakultät.
Foto: Medizinische Fakultät WWU/E. Wibberg
Caren ist Medizinstudentin an der WWU in Münster. Sie ist mittlerweile im dritten Fachsemester ihres Studiums der Humanmedizin. Auch sie wurde vom Uniklinikum Münster gefragt, ob sie in der aktuellen Situation bereit wäre, im Krankenhaus auszuhelfen. Auch wenn vorerst Studierende ab dem fünften Semester in das „MediCOVID-Programm“ aufgenommen werden, gehört sie zu den 1.800 Studierenden, die bereit sind, als Pflegekraft zu helfen.
„Da es bei uns nicht so leicht ist, auf Online-Vorlesungen umzuschwenken, haben wir bisher keine Veranstaltungen. Viele praktische Übungen, zum Beispiel im Labor, erfordern einfach unsere Anwesenheit. Daher haben wir Studierenden bis zum 14. April vorerst keine Lehrveranstaltungen. Ich finde, in der jetzigen Situation kann und sollte jeder unsere Gesellschaft unterstützen. Fast alle von uns haben bereits erste Pflegepraktika absolviert und somit schon ein medizinisches Grundverständnis. Damit können wir definitiv schon Aufgaben in der Pflege übernehmen“, erklärte sie im Interview.
„Wir können Pflegekräfte entlasten, die für die Behandlung schwerer Covid-Erkrankten benötigt werden.“
Auch wenn Caren noch nicht am „MediCOVID-Programm“ teilnehmen kann, gibt es für sie einige Möglichkeiten, zu helfen. Sie erklärt, dass es beispielsweise eine Facebook-Gruppe gibt, in der auch bereits Studierende aus den vorklinischen Semestern (1.-4. Semester) durch Stellenanzeigen gesucht werden. „Wir können in Kliniken und Krankenhäusern, aber auch in Arztpraxen und Laboren helfen, indem wir einfache Tätigkeiten ausüben, und damit die anderen Pflegekräfte entlasten.“
Wie lange die Studierenden letztlich eingesetzt werden und zu welchem Zeitpunkt und in welcher Form die Lehrveranstaltungen wieder stattfinden können, ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Aber sowohl für Caren als auch für ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen steht fest: Jetzt geht es erst mal darum, dass alle zusammenhalten.