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22. April 2024‚Depression‘ wird mehr als 500.000 Mal pro Monat gegoogelt
Minireihe zum Thema Mentale Gesundheit
von Julia Wenninger
Die Sonne scheint, doch die Dunkelheit bleibt: Ein Porträt der Depression
Rund 18 Millionen Erwachsene (mehr als jeder Vierte) sind jedes Jahr in Deutschland von psychischen Erkrankungen betroffen.1 Angsterkrankungen kommen dabei am häufigsten vor, gefolgt von affektiven Störungen, die mit Emotionen, Stimmungen und Gefühlen zu tun haben – so z. B. Depressionen.2
Steigende Lebenshaltungskosten oder der Klimawandel sind nur zwei von vielen Gründen, weswegen Ängste, Stress und Sorgen zunehmen. Auch die Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen. Im Jahr 2022 lag die Anfrage von Patienten für Psychotherapie um 40 Prozent höher als vor Corona.3
Die Wartezeiten für Therapieplätze sind lang. Anders als im Netz, wo es viele niedrigschwellige Angebote zu finden gibt. Das ist praktisch, wenn sich 63,5 Prozent der Menschen bei der Bestimmung von Krankheitssymptomen auf das Internet verlassen4, aber es ist ein zweischneidiges Schwert, denn nicht alle Hilfsangebote sind seriös. Selbsttests zur Bewertung der eigenen Psyche können zum Problem werden. Trotzdem wird Mental Health Content immer beliebter.
Therapie-Influencer wie „Psychologin Sophie“ geben einerseits Tipps und schaffen Aufmerksamkeit für das Thema, was positiv ist. Andererseits verharmlosen sie damit psychische Erkrankungen, weil diese in den Videos meist nur auf ein Symptom reduziert werden. Zumal Influencer wie „Psychologin Sophie“ Mental Health Content als Scheintherapie durchführen, aber auf Fragen ihrer Follower zumeist nicht eingehen. Besonders problematisch, wenn Menschen dadurch ernsthaft getriggert werden können. Ein mittlerweile inflationär gebrauchtes Wort, welches einen Reiz beschreibt, der einen anderen als traumatisch erlebten Sinneseindruck zurückholen kann wie z. B. die Knallerei an Silvester, die Kriegsflüchtlinge und sogar die eigenen Großeltern triggern kann. Aber nicht nur Influencer haben das Thema Mentale Gesundheit für sich entdeckt, sondern auch Künstler.
Madeline Juno macht es einem mit diesen leichtfüßigen Beats in ihrem Lied „Sommer, Sonne, Depression“ doch wirklich einfach beschwingt mitzutanzen und dabei auch zu vergessen, was es heißt an einer Depression oder einem Burnout erkrankt zu sein. Deswegen wird es Zeit ans Eingemachte zu gehen und einmal kurz zu schauen, was damit gemeint ist, wenn man an einer Depression oder einem Burnout erkrankt ist.
Die unsichtbare Last – Einblick in die Welt der Depression
Eine Depression ist eine affektive Störung, die eine klinisch bedeutsame Veränderung der Stimmung bzw. Gefühlslage oder Affektivität bewirkt, entweder zur Depression (anhaltende, gedrückte Stimmung) oder zur Manie (gehobene Stimmung). Bei einer Manie wechseln sich depressive Episoden mit manischen Phasen ab.
Depression hat viele Gesichter. Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer Intensität, Verlauf, oder Dauer, sondern auch in ihren Symptomen. Eine Depression betrifft den ganzen Organismus. Sie kann sich in emotionalen, kognitiven, körperlichen, behavioralen bzw. motorischen Symptomen bemerkbar machen. Depression kann jeden treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Status. In Deutschland gehören Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. Jeder zehnte Mann und jede fünfte Frau ist irgendwann in ihrem Leben von einer Depression betroffen.
Kritische Lebensereignisse müssen Depression nicht vorausgehen. Trotzdem sind diese, wie der Tod einer geliebten Person, finanzielle Probleme, Trennung, Mobbing, die Arbeit, die sich negativ aufs Beziehungsleben auswirkt oder Stress, weil man den Anforderungen im Alltag nicht gerecht werden kann, große Risikofaktoren für die Entstehung von Depressionen.
Es ist wichtig, offen über Themen wie Depression sprechen zu können, denn schon jetzt machen psychische Erkrankungen 15 Prozent der Fehltage von Arbeitnehmern in Deutschland aus.5 Aus Angst vor Stigmatisierung bleibt es für viele aber weiterhin ein Tabu. Social Media kann dazu beitragen das Thema psychische Gesundheit aus dem Schattendasein zu holen, aber es sollte es dabei nicht verharmlosen.
Stress kann ein Risikofaktor für die Entstehung von Depressionen sein. Deswegen geht es in Teil zwei der Minireihe zum Thema Mentale Gesundheit genau darum und um Stress, der zum Dauerstress werden kann, wenn man keine Tipps zur Stressbewältigung befolgt.
Wer tiefer in das Thema eintauchen möchte, findet bei psychologeek, ein Format von funk, sehr gute, niedrigschwellige Angebote, die Psychologie wissenschaftlich erklären.
Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Wenn ihr euch unsicher seid, ob ihr von einer psychischen Erkrankung betroffen seid, geht zum Hausarzt eures Vertrauens und lasst euch eine Überweisung geben.
Quellenangabe Überschrift: Google Keyword-Planner 2022
- DGPPN Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. 2023 ↩︎
- DGPPN Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. 2023 ↩︎
- DPtV – Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung 2022 ↩︎
- Journal of Medical Internet Research 2020 ↩︎
- DAK Gesundheitsreport 2023 ↩︎