Weihnachten in aller Welt
17. Dezember 2020Welttag der Pressefreiheit
3. Mai 2021Glühwein allein, Weihnachtsmarkt daheim
Ein eingerosteter Trompetenchor spielt „O Tannebaum“. Melodisch interessant, dafür erstaunlich taktsicher. Kleinkinder verstecken sich hinter Hosenbeinen ihrer Eltern vor dem ausgestopften Bauch eines angestellten Weihnachtsmannes, der zwischen viel „Ho Ho Ho“ und utopischen Wunschversprechungen vergisst, seinen angeklebten Bart gerade zu rücken. Es riecht nach gebrannten Mandeln, Zuckerstangen und Maronen. Die Tasse ist heiß, die Nase kalt. Lichterketten setzen in prachtvoll dekorierten Buden Fellhausschuhe und Holzsterne in Szene.
Kinder drehend jubelnd die nächste Runde auf dem Karussell, während Erwachsene jubelnd die nächste Runde Glühwein bestellen. Wo die letzten Jahre besinnt fröhliche Familien über den Weihnachtsmarkt schlenderten, verschränkt dieses Jahr ein ansteckender Virus die Arme und schüttelt trotzig den Kopf. Er ist breiter als der Türsteher, gemeiner als der Grinch und versucht, uns die Weihnachtsstimmung zu vermiesen.
Weihnachtsmärkte sind dieses Jahr gecancelt – aber wer sagt denn eigentlich, dass wir dafür das Haus verlassen müssen?
Du kannst dir den Weihnachtszauber einfach selbst in deine eigenen vier Wände holen. Unser Starterpaket für einen heimischen Weihnachtsmarkt beinhaltet viel Liebe, eine Prise Kreativität, jede Menge Glühwein und nimmt dabei sogar auf deinen frierenden Studentengeldbeutel Rücksicht.
It’s beginning to look a lot like Weihnachtsmarkt
Für eine detailgetreue Weihnachtsmarkt-Atmosphäre öffne Fenster und Kühlschränke sperrangelweit, lass den Frost herein und schlüpfe in deine wärmste Kleidung. Wenn du trotz dicker Lammfellschuhe deine Zehenspitzen nicht spürst, bist du bestens vorbereitet. Spaß beiseite: Die Attraktivität unseres heimischen Weihnachtsmarktes steigt nicht nur durch die Lösung des jährlichen Dilemmas, wer fährt und auf den Glühwein verzichtet. Füße und Handyakkus müssen endlich nicht mehr vor dem Gefriertod gerettet werden.
Zaubere weihnachtlichen Charme mit Lichterketten, Kerzen und hol dir eine Endlosschleife knisterndes Kaminfeuer auf deinen Fernseher. Räuchermännchen und Musik dürfen natürlich auch nicht fehlen. Sofern du keinen Trompetenchor finanzieren kannst, sind hier die Lieblings-Weihnachtslieder der WieL-Redaktion, die in deiner Weihnachtsplaylist nicht fehlen dürfen:
- All I Want for Christmas Is You
- Last Christmas
- Driving Home for Christmas
- It’s Beginning to Look a Lot like Christmas
- O Tannenbaum
- Stille Nacht
- Oh du Fröhliche
Weihnachten auf den Wein achten!
Ein Glühwein, swei Glühwein, reii Glüwaihn, hie Güüühwai, Flünei.
Wer nach dem dritten Becher noch immer stolz „mit Schuss“ über die Theke lallt und zuhause eine Schrank-Kolonie von schneebedeckten Cityline-Pfandtassen als Dauergast hat, weiß, wie wichtig ein wohlschmeckender Glühwein ist. Hamsterkäufer-Herden plündern derzeit wieder die Supermärkte und machen auch vor Flaschenglühwein keinen Halt.
Deswegen hat die Wiel-Redaktion ein erfolgreiches Rezept für selbstgemachten Glühli ausgeklügelt:
- Rotwein/Weißwein
- 3 Kardamonkapseln
- 2 Zimtstangen
- Saft einer Orange
- 70 Gramm Zucker
- Kochtopf
- Für die Harten „mit Schuss“: Rum/Amaretto
Erwärme die Zutaten schonend in einem Topf und lass sie eine Stunde ziehen, damit die Aromen sich vollständig ausbreiten können. ACHTUNG: nicht aufkochen lassen, sonst verdampft der Alkohol. Schmeckt zwar auch, aber Autofahren muss ja sowieso keiner. Anschließend durch ein feinmaschiges Sieb gießen und nicht vergessen, den Herd auszuschalten, bevor der Topf leer und du voll bist!
Das kulinarische Herzstück: Gebrannte Mandeln
Was wäre ein Weihnachtsmarktbesuch ohne den zuckrig-klebrigen Rest einer Tüte gebrannter Mandeln, die nach dem fest entschlossenen Vorsatz „Die esse ich morgen noch“ tagelang in Jackentaschen abtauchen. Während im Süßwarenwagen von Wasabi, Waldmeister über Raffaelo und Himbeere eine vielfältige Variationsbreite herrscht, wie man sie sich in unserer Gesellschaft nur wünschen könnte, ist der Bestseller nach wie vor die klassische Zimtvariante:
- 200 g Mandeln
- 100 g weißer Zucker
- 50 ml Wasser
- Zimt (optional noch Vanille, Kakao oder Lebkuchengewürz)
Prise Salz - große Pfanne
- Pfannenwender (aus Holz)
- Backblech & Backpapier
Wasser, Zucker, Salz und Gewürze in die noch kalte Pfanne geben und bei mittlerer Hitze zum Kochen bringen. Sobald das Zuckerwasser kocht, Mandeln hinzufügen und bei mittlerer Hitze köcheln lassen, bis das Wasser nach und nach verdampft ist. Dass der Zucker dabei flüssiger und dunkler wird, ist normal und erwünscht. Wenn er sich krümelig um die Mandeln legt, ist es Zeit, die Mandeln aus der Pfanne zu befreien und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech zu legen. Abkühlen & aushärten lassen, dann ohne Reue genießen!
Das Last-Minute-Dilemma
Weihnachtsmärkte sind eine hervorragende Anlaufstelle, um Last-Minute-Geschenke zu erwerben, die dann sogar noch selbstgemacht aussehen. Aber seien wir ehrlich: Ein graviertes Holzbrett in Pferdeform und gefilzte Stulpen sind ebenso kreativ wie Gutscheine für’s Abwaschen und Müll rausbringen. Dank Lockdown-Christmas sind die Einkaufsmöglichkeiten momentan sowieso eingeschränkt – es wird also Zeit, selbst Hand anzulegen. Deswegen sind hier ein paar Notfall-DIY’s, die du noch am Heiligabend schnell fertigstellen kannst.
Für Mama:
Du brauchst eine Heißklebepistole, Zahnstocher und ein bisschen Geduld. Klicke hier für die Anleitung.
Für Papa:
Du brauchst eine hitzebeständige Tasse, einen Porzellanstift und ein wenig Kreativität. Schreib deinem Vater eine Botschaft, die er beim morgendlichen Kaffee auf der Arbeit gebrauchen kann.
Nicht vergessen, die Tasse anschließend im Ofen zu erhitzen, damit die Farbe einbrennt!
Für Omma und Oppa:
Großeltern kann man insbesondere auf nostalgische Art und Weise glücklich machen: Lass deinen inneren Poeten raus und schreib ihnen ein Gedicht. Bei rhetorischen Startschwierigkeiten sei es dir erlaubt, das Internet als Hilfe nutzen – weiß ja keiner!
Für Vorbilder und Nervensägen-Geschwister:
Du brauchst eine Packung Merci, schönes Papier, einen Stift und ganz viel Dankbarkeit! Überleg doch mal, wofür du deinen Geschwistern dankbar bist, auch wenn es schwer fällt. Schreib deine Gedanken auf kleine Papiere und umwickle jede Schokolade. (Das Geschenk ist übrigens zu jedem Anlass erfolgreich – für jeden!)
Zuckerstangen: eine toxische Schönheit
Obwohl Zuckerstangen wahre Naturschönheiten, Magnet für leuchtende Kinderaugen sind und stolz als „vegan, gluten- und laktosefrei“ beworben werden, ist ihre Zutatenliste kurz und ungesund: Zucker und Farbstoff. Mach deinem Körper und Zahnarzt dieses Jahr doch mal einen Gefallen und probiere diese gesündere Variante aus:
- 120 g Butter
- 75 g Honig
- ein Ei
- eine Prise Salz
- das Innere einer Vanilleschote
- 250 g Dinkelmehl
- 1 TL Backpulver
- 2 TL Rote-Beete-Saft
Verquirle Butter, Honig, Ei und Vanilleschote und Salz. Mehl und Backpulver hinzufügen. Nun musst du den Teig leider in zwei Hälften trennen- keine Sorge, sie werden gleich wieder vereint. Knete in eine Teighälfte den Rote-Beete-Saft ein, bis er gleichmäßig verfärbt ist. Beide Teige dürfen sich nun eine Stunde im Kühlschrank ausruhen, denn jetzt wird es spannend: Sie werden zu kleinen Rollen geformt und miteinander verdreht. Die jetzt entstandenen „Taue“ in Stücke schneiden, zu Zuckerstangen formen und 10 bis 15 Minuten bei 160 Grad Ober-/Unterhitze backen.
Glühwein allein, Weihnachtsmarkt daheim.
2020 ist noch nicht vorbei und auch wenn uns Weihnachtsmarkt-Bummeln vorenthalten wird, müssen wir nicht auf schöne Atmosphäre verzichten. Das Ende des Jahres braucht auf den letzten Metern lediglich ein wenig Unterstützung und einige Becher Glühwein. Hol dir deinen Weihnachtsmarkt nach Hause und genieße die Feiertage!