Einblicke in den Bereich Marketing bei ROSEN
19. Februar 2022Agentur oder doch Unternehmen?
12. Januar 2023HERAUSFORDERUNGEN IN DER INTERKULTURELLEN ZUSAMMENARBEIT
TOBIAS STAHL BERICHTET ÜBER SEINE ARBEIT ALS „PEOPLE INTEGRATION & MOBILITY SPECIALIST“
Als global agierendes Unternehmen entsendet ROSEN nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ausländische Standorte; internationale Kolleginnen und Kollegen kommen auch regelmäßig für einige Zeit zum Arbeiten nach Deutschland. An unseren deutschen Standort werden sie im Bereich Human Ressources (HR) von Tobias Stahl betreut. Als „People Integration & Mobility Specialist“ dreht sich sein Arbeitsalltag um das Thema „Global Mobility“, außerdem er ist Ansprechpartner für den internationalen Onboarding-Prozess.
Hallo Tobias, magst du dich selbst einmal vorstellen?
Sehr gerne! Ich bin Tobias, 29 Jahre alt, und arbeite seit Januar 2021 bei ROSEN. Aufgewachsen bin ich in einer ländlichen Region in Bayern und bin dann für mein Bachelorstudium in internationaler BWL und Kulturraumstudien nach Heilbronn gezogen. Dieses Studium hat in mir den Wunsch gestärkt mit vielen Kulturen, Sprachen und vor allem Menschen zu arbeiten. Deshalb lag es für mich nahe in das internationale Personalmanagement zu gehen. Bevor ich angefangen habe bei ROSEN zu arbeiten, wusste ich aber nicht einmal, wo Lingen eigentlich ist.
Und was hat dich dann ins Emsland gezogen?
Ganz klar die ausgeschriebene Stelle, war sie doch genau das, was ich mir vorgestellt habe. Sie gliedert sich in zwei Bereiche auf: Unter „People Integration“ ist die Integration von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unser Unternehmen und die Umgebung zu verstehen. Im Bereich „Mobility“ kümmere ich mich um temporäre Auslandsaufenthalte aber auch um dauerhafte Wechsel an einen deutschen Standort. Natürlich unterstützen wir aber auch unsere deutschen Kolleginnen und Kollegen bei geplanten Auslandsaufenthalten und verschiedenen Prozessen.
Welchen kommunikativen Herausforderungen begegnest du dabei regelmäßig in deinem Arbeitsalltag?
Der Fokus liegt meist zunächst auf der Sprache. Wir verwenden in unserem Alltag sehr viele Redewendungen, wie zum Beispiel „Die Kirche im Dorf lassen“, die für Deutschlerner nur schwer verständlich sind. Obwohl ich selbst regelmäßig Kontakt mit internationalen Kolleginnen und Kollegen habe, muss auch ich mir immer mal wieder ins Gedächtnis rufen, möglichst direkt und deutlich zu kommunizieren. Auch die Körpersprache ist bedeutsam und kulturabhängig: zum Beispiel der Abstand den Gesprächspartner zueinander halten oder der Blickkontakt. Hier einen Mittelweg zu finden, der für alle angenehm ist, stellt doch immer wieder eine Herausforderung dar.
Gibt es in ländlicheren Regionen wie dem Emsland kommunikative Herausforderungen, die es in einer Großstadt vielleicht nicht geben würde?
Englisch ist leider nicht so verbreitet wie in Großstädten. Stattdessen wird oftmals erwartet, dass bereits bei der Ankunft Deutschkenntnisse vorhanden sind. Gerade bei Behördengängen ist das schwierig, denn obwohl die Zielgruppe kaum Deutsch spricht, sind viele Formulare nur auf Deutsch vorhanden. Auch manche Vermieter und viele Ärzte können nicht auf Englisch kommunizieren. Das sorgt bei internationalen Kolleginnen und Kollegen oft für Unsicherheiten. Bei uns im Unternehmen funktioniert hingegen alles auf Englisch. Daher versuchen wir den Übergang zwischen der ROSEN Welt und der Umgebung möglichst fließend zu gestalten.
Und wie macht ihr das?
So paradox es auch klingen mag, Kommunikationsprobleme lassen sich am besten mit Kommunikation lösen. Niemand weiß alles über sämtliche Kulturen und Länder der Welt. Es hilft, seine eigene „kulturelle Brille“ abzunehmen und zu hinterfragen, was für einen selbst normal ist und was etwas in anderen kulturellen Kontexten bedeuten kann. Sucht man dann noch das Gespräch, um zu verstehen, warum etwas anders gehandhabt wird, kann man viele interkulturelle Konflikte von vorneherein vermeiden.
Gibt es konkrete Maßnahmen, die beim Einleben in Lingen unterstützen?
Ja, da gibt es einige. So haben wir z.B. intensiv unsere Sprachkurse ausgebaut und bieten Deutschkurse für unterschiedliche Sprachniveaus an. In Englischkursen können auch unsere deutschen Kolleginnen und Kollegen ihre Sprachkenntnisse verbessern. Darüber hinaus haben wir gerade mit dem interkulturellen Training für Führungskräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestartet, durch das wir Verständnis für kulturelle Unterschiede schaffen möchten. Darüber hinaus haben wir ein Buddy-Programm für internationale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ein Sprach-Tandem-Programm etabliert und stellen monatlich einen Newsletter zu relevanten Themen zur Verfügung. Wir arbeiten aber auch extern viel mit der Stadt Lingen zusammen. Zuletzt haben wir uns stark dafür eingesetzt, dass ein Willkommensbüro in Lingen eingerichtet wird, das eine Anlaufstelle speziell für Menschen aus aller Welt aber auch für Emsland-Rückkehrer sein wird.
Erlebst du die Zusammenarbeit im internationalen Kontext eher als herausfordernd oder als bereichernd?
Unser Recruiting Team achtet von Anfang an darauf, dass neue Kolleginnen und Kollegen zur ROSEN Kultur passen. Unsere Kulturinitiativen, wie der ROSEN Fingerprint oder Cultural Journey Day, tragen darüber hinaus dazu bei, unseren ROSEN Spirit am Leben zu erhalten. Die meisten internationalen Kolleginnen und Kollegen sind dafür sehr dankbar, das macht es für mich deutlich leichter. Es gibt aber auch Kolleginnen und Kollegen, die sich mit ihrer neuen Umgebung schwertun. Ob eine intensivere Betreuung und mehr Unterstützung benötigt wird, liegt aber oft eher an der Persönlichkeit als an der Kultur. Gleichzeitig erweitere ich jedoch damit regelmäßig mein Wissen und denke über Themen aus Perspektiven nach, die ich vorher nie in Betracht gezogen habe.
Welche Eigenschaften benötigst du für deine Arbeit bzw. in der Vermittlung zwischen verschiedenen Kulturen?
Die wichtigste Eigenschaft ist Empathie. Dadurch gehe ich offen, ohne Wertung in Gespräche und sage „Berichte mir doch mal von deinen Erfahrungen oder aus deiner Perspektive“. Das hilft mir, mich in die Situation der anderen Person hineinzuversetzen. Geduld ist auch sehr wichtig, da die Integration ein fließender Prozess ist, der nicht sofort passiert. Und natürlich sollte jeder in meinem Berufsfeld eine Offenheit gegenüber fremden Kulturen und das Interesse an anderen Sprachen mitbringen.
Welche Aspekte deiner Arbeit bereiten dir die meiste Freude?
Mein Höhepunkt ist eine erfolgreiche Integration. Ich darf Menschen regelmäßig von Anfang an bei einem lebensverändernden Prozess begleiten. Sobald wir wissen, dass sie bei uns starten werden, gibt es von mir eine Art interkulturelles Onboarding. Dabei geht es um essenzielle Aspekte wie den Visumsprozess oder die Einreise. Wir sprechen aber auch über Themen, die für Deutsche völlig selbstverständlich sind, wie Rundfunkgebühren oder Mülltrennung. Wenn die Kolleginnen und Kollegen dann stolz berichten, dass sie im Supermarkt auf Deutsch nach der Milch gefragt haben oder ich plötzlich deutsche Teams Nachrichten von ihnen erhalte, staune ich doch immer wieder über die schnellen Fortschritte. Mit der Zeit werden die Anfragen bei mir auch immer weniger, und ich bekomme sogar mit, dass sich die Kolleginnen und Kollegen besser in Lingen auskennen als ich (lacht). Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass wir dazu beitragen konnten, schließlich ist dies ja auch das Ziel des Ganzen.
Warst du selbst auch schon im Ausland und hast die Situation aus der anderen Perspektive erlebt?
Während meiner Schulzeit war ich ein halbes Jahr in Frankreich und habe dort meine ersten interkulturellen Erfahrungen sammeln können. Viel prägender war aber mein einjähriger Aufenthalt in Thailand. Dort habe ich zuerst ein Praktikum absolviert und anschließend studiert. Besonders meine Ankunft ist mir im Gedächtnis geblieben: Nach der Landung kam ich aus dem Flugzeug und bin erstmal gegen eine Hitzewand gelaufen. Da ich die thailändischen Schriftzeichen nicht lesen konnte, war auch die Orientierung unglaublich schwer. In diesem Moment habe ich mich das erste Mal in meinem Leben wie ein Analphabet gefühlt. Gerade deshalb kann ich mich sehr gut in die Menschen hineinversetzen, die ihr komplettes Leben in ihrem Heimatland aufgeben, nach Lingen kommen und hier mit ganz anderen Gegebenheiten konfrontiert werden.
Vielen Dank für das Gespräch, Tobias!
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