
Wintersemester in Madrid: Mein Erasmus-Abenteuer
19. Februar 2025Medienpraktische Angebote am Campus Lingen: Journalismus darf mutig und wegweisend sein.

Medienpraktische Angebote am Campus Lingen
Journalismus darf mutig und wegweisend sein!


Prof. Baum und Prof. Bloom-Schinnerl im Interview
Der Campus Lingen gehört zwar zur Hochschule Osnabrück, doch zeichnete sich der Standort stets zusätzlich durch seine Nähe zum Emsland und Spezialisierung in den unterschiedlichen Studiengängen aus.
Im Bereich Kommunikationsmanagement finden Campus–Medien und „Wo ist eigentlich Lingen (WieL)“ über die Grenzen der Hochschule hinaus Beachtung und Anerkennung. Das journalistische Angebot für die Studierenden des Kommunikationsmanagements wurde von zwei kompetenten und erfahrenen Professor*innen aufgebaut und geprägt:
Seit 2005 hat Prof. Achim Baum die Gründung des Vereins und der studentischen Online-Redaktion „Wo ist eigentlich Lingen?“ begleitet.
Prof. Margarete Bloom-Schinnerl hat ihre Expertise bei der Gründung und Gestaltung von Campus Medien eingebracht, dadurch entstanden das TV-Studio und Campus Radio.

Alle drei journalistischen Angebote sind in das Studium integriert. Studierende können bei Campus Medien und WieL praktische Erfahrungen sammeln und das Medienpraktikum anerkennen lassen. Momentan werden für die Professuren für Baum und Bloom-Schinnerl geeingete Nachfolgende gesucht und bald werden die Stellen neu besetzt. Dadurch wird auch die Zukunft der journalistischen Angebote beeinflusst und das war für uns Anlass, mit den Beiden zu sprechen.
Wie ist WieL entstanden?
Im Zuge der Modularisierung zum Bacherlor-/Masterstudiums beschäftigten sich Baum und seine Studierenden im Wintersemester 2005 in einem Seminar damit, wie der Standort Lingen spannend und bekannter werden könnte. Anlass dafür war die Liste mit guten und schlechten Eigenschaften des Campus des studentischen Stammtisches KOM.M. Dazu gehörte z. B., dass der Campus Lingen im Schatten von Osnabrück stehe, keine studentischen Angebote hatte und dass Studierende sich nicht mit Lingen identifizierten.
Das neue Projekt hatte also zum Ziel: den Campus Lingen in Szene setzen und identifizierbar machen. Die Studierenden wollten den damaligen „Trend“ mitnehmen und eine Internetplattform aufbauen.
„Im Grunde war es von vornherein eine Idee, die sich bis heute gehalten hat, die vielleicht am Anfang stärker einen Marketingaspekt hatte. Wie stellen wir uns selber dar? Damals, es ist ja dann bald 20 Jahre her, war die Präsenz im Internet ein Muss. Man musste im Internet sein.“ (Baum)
Baum setzte sich dafür ein, dass das Projekt sowohl von den Studierendenden selbstständig gestaltet wurde als auch integriert in den Studiengang. Die Idee einen Verein zu gründen, war geboren. Zusätzlich wurde die Internetplattform ins Leben gerufen und beides wurde „Wo ist eigentlich Lingen?“ getauft. Ein Name, der eindeutiger nicht sein könnte: er sagt aus, dass es Lingen gibt und dass es dort etwas zu sehen gibt. Das Projekt fand sogar in der Stadt Lingen Aufmerksamkeit:
Mit Baums Begleitung fand auch das journalistische Arbeiten Einzug bei „Wo ist eigentlich Lingen?“. Die Studierenden bei WieL sollten das Handwerk lernen und einen Bezug zum Studium herstellen. Die Möglichkeit, dass Studierende ihre Tätigkeiten bei WieL als Medienpraktikum anerkennen lassen können, sollte später als Modell für Campus Medien dienen.
Wie ist Campus-Medien entstanden und wie hat es sich seitdem verändert?
Bloom-Schinnerl ist seit 1996 an der Hochschule Osnabrück tätig und war stets motiviert, Theorie und Praxis zu verknüpfen. Bereits 1997 ging die erste Sendung mit Studierenden im Campus Radio live:
Seitdem erstellen Studierende in jedem Semester Beiträge für Campus Radio und Campus TV. Bloom-Schinnerl ist heute beeindruckt von den vielen neuen Möglichkeiten:
„Heute gibt es dank digitaler Kanäle und vor allem via Social Media unzählige Wege, die Öffentlichkeit zu erreichen. Das war damals – vor fast dreißig Jahren – komplett anders!“ (Bloom-Schinnerl)
Campus Medien entstand aus einer simplen Idee, so Bloom-Schinnerl. Sie sei bis heute davon überzeugt und sehe die Erfolge in gut gelungenen „zahlreichen Textsorten, Audio- und Videobeiträgen und multimedialen Formaten“. Von Beginn an ermöglichte das TV- und Radiostudio eine professionelle Annäherung ans journalistische Arbeiten, unter anderem mithilfe von zusätzlichen Mitarbeitenden, die die Studierenden bei der Technik unterstützen.
Wie hat sich WieL seit der Gründung verändert?
Die journalistischen Anforderungen haben sich in den letzten 20 Jahren verändert. Damit hat sich auch das Arbeiten bei WieL verändert.
Es stellt sich die Frage, wie journalistische Artikel in modernen Zeiten von Social Media immer noch spannend und lesenswert gestaltet werden. WieL muss den Spagat zwischen Attraktivität und Einzigartigkeit leisten. „Wenn man nur das macht, was den Leuten gefällt, dann wird es eben beliebig.“ (Baum)
Bei WieL trägt die Redaktionsleitung sehr dazu bei, wie sich WieL positioniert.
Baum sieht die wesentlichen Bedingungen darin, dass Studierende am Campus Lingen eine akademische Ausbildung machen „und dass man, wenn man akademisch ausgebildet wird, lernt, nach dem Warum zu fragen. Das bedeutet, dass man eine journalistische Recherche anstellt.“
Welchen Beitrag tragen Campus-Medien und WieL für das Studium Kommunikationsmanagement?
Unabhängig von ihrem späteren Berufsfeld sollten Absolvierende im Kommunikationsmanagement einen Einblick in Journalismus erhalten. Im Redaktionsalltag von Campus-Medien lernen sie handwerkliche Techniken, die sie über journalistische Tätigkeiten hinaus benötigen.
Baum sieht sich selbst als Mentor von WieL.
Die besondere Konstellation des Vereins und der Internetseite erfordert sorgfältiges journalistisches Arbeiten und das Vertrauen in die Vereinsmitglieder und die Redaktion. Die Qualität von WieL hat sich im Laufe der Zeit unterschiedlich gezeigt. Baum wünscht sich dafür mehr Einfluss der Hochschule, um unabhängig von der jeweiligen Redaktionsleitung einen Qualitätsstandard zu sichern. „Wir streben ja deshalb auch die Zusammenarbeit mit den anderen Campus-Medien an.“
Welche zukünftigen Herausforderungen kommen auf journalistischen Angebote zu?
Baum und Bloom-Schinnerl stimmen überein, dass sich der Journalismus stark verändert hat und Journalisten schneller agieren müssen. Sowohl Campus-Medien als auch WieL müssen sich ähnlichen Herausforderungen stellen:
Auch Baum sieht in der ausschließlichen Orientierung an den Interessen der Leser eine Schattenseite. Die thematischen Diskussionen während des Wahlkampfs und die Berichterstattung in der Zeit der Pandemie sind dafür gute Beispiele und zeigen laut Baum Konsequenzen für die Öffentlichkeit:
Am Campus Lingen haben wir mit Campus-Medien und WieL die Chance, Themen zu setzen und eine Diskussion anzuregen. Baum ermutigt Journalisten, sich aktiv für wichtige Themen zu entscheiden und gegen den Mainstream agieren.
Journalisten „müssen dann ein Stück weit auch ihre Nutzer mitnehmen, um nicht zu sagen, ein Stück weit auch erziehen. Das ist der Bildungsauftrag des Journalismus. Wenn man das aufgibt, dann wird man verwechselbar und damit ist das Ende des Journalismus besiegelt.“ (Baum)

Frau Bloom-Schinnerl, was wünschen Sie sich für die Zukunft von Campus-Medien?
„Ich wünsche mir, dass die Campus Medien weiterhin reüssieren, dass die Redaktionen weiterhin kreative Formate entwickeln und dass die Studierenden weiterhin stolz darauf sind, auf dieser prächtigen Lernwiese ihre ersten Schritte gemacht zu haben.“

Herr Baum, was wünschen Sie sich für die Zukunft von WieL?
„Ich glaube, dass es ganz viele ungenutzte Chancen gibt. Wenn alle Campus-Medien, die an unserem Institut produziert werden, mehr in den Blick des Kollegiums geraten, dann kann ich mir wirklich eine große Zukunft für all diese Campus-Medien vorstellen. Hier liegt meine Hoffnung auf die jungen Kolleg*innen, die kommen werden.