August:ine – Feminismus, wie alles begann…
5. August 2021August:ine – Wut zur Lücke
13. August 2021August:ine – Relevant, Relevanter, Feminismus!
Feminismus hat mehr zu bieten als männerhassende, laute und zu extrovertierte Frauen. Diese Klischees müssen endlich aus der Welt geschafft werden, um die wahre Relevanz des Feminismus ans Tageslicht zu befördern. Wo es heutzutage immer noch an Gleichberechtigung fehlt und wo der Feminismus somit dringend gebraucht wird, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Klischeebehaftete Rollenbilder
Lesbisch, hysterisch und männerhassend. Klischees, mit denen sich Feminist:innen wohl öfter auseinandersetzen müssen. Dabei sind es doch Menschen, die sich mit Kampfgeist gegen Sexismus und Diskriminierung von Frauen, und für eine Gleichberechtigung aller Geschlechter einsetzen. Menschen, die teilweise auch aus persönlichen Erfahrungen wissen, dass weiblichen Personen immer noch viel zu oft ein geringerer Stellenwert zugeschrieben wird als männlichen Personen. Aber vor allem sind es Menschen, die etwas bewegen und verändern wollen.
Wo fange ich an, zu suchen?
Woran erkennt man nun konkret die Relevanz von Feminismus? Es reichen meist völlig banale Dinge, um Sexismus-Debatten auszulösen und konservativ eingestellte Personen auf die Palme zu bringen. Trägt eine Frau keinen BH vor Gericht, kann es schnell passieren, dass sie am nächsten Tag in der Schlagzeile von so manchen Zeitungen und Zeitschriften auftaucht. Diese Erfahrung durfte die Menschenrechtsaktivistin und Sea-Watch Kapitänin Carola Rakete machen. Wegen einer unerlaubten Überfahrt von Migrant:innen nach Italien, stand sie 2019 vor dem italienischen Gericht und erschien dort ohne BH. Dass man ihre Nippel durch ihr Oberteil erahnen konnte, schien für einige Personen wohl ein Problem, ja sogar eine Anstandslosigkeit zu sein[1].
…Come on guys. Es gibt Wichtigeres im Leben, als sich über Nippel von Frauen aufzuregen, oder? Wenige Tage später organisierten mehrere Italienerinnen aus Solidarität mit der Kapitänin und für das Recht auf einen freien Körper den #freenippleday – so sieht doch echte girlspower aus.
Die Ernsthaftigkeit der Lage begreifen
Wir sollten uns aber auch Ereignisse, wie den sexuellen Massenübergriff an Frauen in Köln 2016 oder die #metoo Debatten in Erinnerung rufen. Bei letzterer Bewegung teilen seit 2017 tausende Menschen, unter dem Hashtag metoo persönliche Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen. Dass Frauen auch heutzutage immer noch viel zu oft Opfer von sexueller Gewalt werden, zeigt doch: Feminismus-Bewegungen sind dringend notwendig. Freiheiten und Rechte, vor allem die Selbstbestimmung über den eigenen Körper, werden Frauen in solchen Fällen einfach abgesprochen. Dabei sollte doch genau dieses Recht in allen Nationen unter besonderen Schutz gestellt werden. Auch in sehr liberalen Ländern wie Deutschland gibt es immer noch mehrere Schlupflöcher. Deutlich wird dies unter anderem bei den gesetzlichen Regelungen von Schwangerschaftsabbrüchen. Entscheidet sich eine schwangere Person eine Abtreibung vornehmen zu lassen, wird sie in Deutschland vor Herausforderungen gestellt. Ein Schwangerschaftsabbruch steht hier grundsätzlich noch immer unter Strafe, was die Entscheidungsfreiheit der Frau immens einschränkt. Nur unter bestimmten Voraussetzungen und langatmigen Beratungssitzungen wird eine Abtreibung als straffrei anerkannt.
Viel ernster wird jedoch die Lage, wenn man einen Blick auf andere Länder wie Jemen, Pakistan, Mali oder Saudi-Arabien wirft. Das Verständnis einer gleichberechtigten Rolle von Mann und Frau ist hier auch im 21. Jahrhundert noch längst nicht angekommen. Die eben erwähnten Länder zählen mitunter zu den Nationen, in denen der sogenannte Gender Gap (Unterschiede in der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern) am größten sind. Von häuslicher Gewalt, kein Recht auf Bildung und Zwangsehen, bis hin zu Frauenhandel und weiblicher Genitalverstümmelung. So werden jährlich etwa 200 Millionen junge Mädchen und Frauen aufgrund einer patriarchalischen Gesellschaftsstruktur oder religiösen Gründen beschnitten. Eine Chance, sich zu wehren und eine Chance auf das Recht körperlicher Unversehrtheit besteht kaum. Frauen gelten in diesen Ländern als minderwertig und Geschlecht zweiter Klasse.
Wir brauchen Feminismus!
Selbstbestimmung und die Freiheit über den eigenen Körper, fehlen also auch in der heutigen Zeit noch in zu vielen Bereichen. Es genügt sich für ein paar Minuten mit dem Thema Frauenrechte und Gleichberechtigung auseinanderzusetzen, um zu merken, dass immer noch ein weiter Weg und eine Menge Präventionsarbeit vor uns liegt.
Und genau deswegen braucht unsere Gesellschaft Feminismus. Einen Feminismus, der ernstgenommen und angenommen wird. Natürlich gibt es immer wieder Rückschläge. Aber retrospektive Erfolge zeigen auch, dass gemeinsam ein großer Wandel passieren kann. So wurde am 6. Juni 1971 die von der Feministin Alice Schwarzer initiierte Kampagne „Wir haben abgetrieben“ im Magazin Stern veröffentlicht und löste erstmalig Massendemonstrationen, für das Recht auf eine selbstbestimmte Mutterschaft aus. Seit 1997 wird eine Vergewaltigung in der Ehe als Straftat geahndet und 2001 entfiel mit dem beruflichen Zugang zum Militär, das letzte Berufsverbot für Frauen.
Die Relevanz von Feminismus Bewegungen sollte hierdurch besonders deutlich geworden sein. Denn durch den Einsatz von Feminist:innen konnten diese Meilensteine garantiert werden. Und wenn diese Bewegung nicht dazu aufruft, für eine gleichberechtigte Welt zu sorgen, wer soll dann den Anfang in einer immer noch patriarchalisch geprägten Welt machen?