Hinter den Kulissen – Tag der offenen Tür bei WieL
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Immer mehr Menschen entscheiden sich heute für den Schritt in die Selbstständigkeit. Ob aus der Motivation heraus, eigene Ideen zu verwirklichen, flexibler arbeiten zu können oder einfach den Traum vom eigenen Unternehmen zu verwirklichen – die Gründe für den Schritt in die Selbstständigkeit sind vielfältig.
Doch welche Herausforderungen und Chancen bringt die Selbstständigkeit mit sich?
Um diese und weitere Fragen zu klären haben wir Lukas Hamm aus Wersen interviewed. Der 19-Jährige verkauft über seinen Online-Shop Vintage-Mode, also gebrauchte Kleidung im Retro-Look. Der Erfolg gibt ihm recht.
Wie bist du zu deiner Entscheidung gekommen, dich selbständig zu machen?
‚‚Mit 15 Jahren kam mein Vater auf mich zu und sagte mir, dass es an der Zeit wäre, selbst etwas dazu zu verdienen. Dasselbe hatte er auch schon bei meinem großen Bruder getan, der dann als Nebenjob bei Netto arbeitete.
Zur damaligen Zeit war ich sehr interessiert in eine bestimmte Art der Mode, nämlich Vintage Bekleidung. Diese erlebte durch Einflüsse aus der HipHop- und Rapszene einen regelrechten Hype. Sodass ich mir anfing, die Frage zu stellen, wie man überhaupt Zugang zu großen Mengen an Kleidungsstücken bekommt, die seit häufig mehr als 20 Jahren nicht mehr produziert werden.
Aus diesem Grund fragte ich dann selbst einen anderen Händler über Instagram, von dem ich zuvor zwei Kleidungsstücke erworben hatte, wie es bei ihm funktioniere. Nachdem ich einige nützliche Tipps erhalten hatte, fing ich an über eBay-Kleinanzeigen nach alten Kleidungsstücken für gute Preise zu suchen, um diese im Anschluss mit Aufschlag weiterzuverkaufen. Da die Nachfrage hoch war und der Markt nicht gesättigt schien, entschied ich den Verkauf von Vintage-Bekleidung zu meiner Berufung, meiner Selbstständigkeit, zu machen.“
Machst du dir manchmal Sorgen um deine berufliche Zukunft?
‚‚Nein. Ich bin mit meinen 19 Jahren noch recht jung. Durch das Absolvieren meines Abiturs habe ich mir alle Türen offen gehalten, was meine weitere Berufslaufbahn angeht. Ich habe aber erstmal entschieden, mich voll und ganz auf meinen Online-Shop zu konzentrieren. Ich bin einfach der Meinung bin, dass es zeitlich fast unmöglich wäre, neben der Selbstständigkeit noch zu studieren oder anderweitig zu arbeiten.
In diesem Fall bedeutet eine neue Tür zu öffnen, eine Alte zu schließen.“
Was machst du, wenn Vintage Kleidung aus der Mode gerät?
‚‚Das ist eine Frage mit der ich mich tatsächlich schon lange beschäftige.
Da ich hauptsächlich die Kleidung bekannter und Markführender Marken weiterverkaufe, mache ich mir deswegen keine allzu großen Sorgen. Für große und bekannte Marken wird es wahrscheinlich immer Kunden geben, gerade wenn man weit unter dem Neupreis verkauft. Außerdem sind viele Stücke Unikate, die seit Jahrzehnten nicht mehr produziert werden. Oft sind diese qualitativ deutlich über dem Produktionsstandard der heutigen Zeit liegen.
Auch wenn Vintage-Bekleidung ein bisschen an Hype verlieren sollte, wird es immer Leute geben, die diese Eigenschaften von Kleidung wertschätzen.“
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für dich?
‚‚Nachhaltigkeit ist für mich auf jeden Fall ein wichtiges Thema, und vielleicht auch ein Grund für meine Liebe zu Second-Hand-Bekleidung. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Fast-Fashion Industrie, angeführt durch Konzerne wie Shein und Zara, einen enormen Emissions-Ausstoß zu verantworten hat.
Im Vergleich dazu ist der Verkauf bereits bestehender Waren natürlich das kleinere Übel, wobei auch dieser durch das häufige Verschicken von Paketen natürlich nicht klimaneutral stattfindet. Ich denke, man sollte die Leute weiter für das Kaufen bereits getragener Kleidung desensibilisieren, um der Produktion ständig neuer Kleidungsstücke von immer minderer Qualität entgegenzuwirken.
Glaubst du, dass jeder sich selbständig machen könnte?
‚‚Rein theoretisch schon. Die Interessen der Menschen sind sehr divers heutzutage. Mit der nötigen Kreativität und dem passenderen Engagement kann man sich eigentlich in fast jedem Bereich selbstständig machen: von der Technik bis zur Kunst. Ein wirtschaftliches Grundverständnis bzw. Denken kann natürlich von Vorteil sein, aber gerade am Anfang sollte man sich nicht zu sehr auf Zahlen versteifen.
Außerdem ist es wichtig, ein Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln, denn man selbst ist ja das Fundament der ganzen Sache. Man kann sich also nicht einfach selbst rausnehmen und die ganze Arbeit auf andere abwälzen, das macht sich einfach bemerkbar.“
Gibt es besondere Verkaufspreise oder Kleidungsstücke, an die du dich erinnerst?
‚‚Auf jeden Fall! Meine erste Hose, die ich gekauft habe (eine Hose der Marke Nike aus den frühen 2000er) wird mir wohl immer im Kopf bleiben.
Aber generell bekomme ich häufig sehr seltene Kleidungsstücke, wie die Bekleidung der Linie ‚‚TN“ (Tuned) von Nike. Es handelt sich dabei meist um Kleidungsstücke, die schon damals nur in geringer Stückzahl produziert wurden und über die Zeit an Ansehen gewannen. Zugegebenermaßen landen einige solcher Juwelen allerdings aber auch in meinem privaten Kleiderschrank.
Die Preisentwicklung vieler Vintage-Kleidungsstücke über die letzten Jahren ist ein guter Indikator dafür diese als Wertanlage zu verstehen. Die höchste Summe, die je ein Kunde während eines einzelnen Einkaufs in meinem Shop ausgegeben hat, liegt bei etwas 2500 Euro.
Kurz und knapp!
3 Tipps für jemanden der sich selbstständig machen möchte?
- Investiere viel Zeit
- Sei dir deiner Verantwortung bewusst
- Hab Geduld, nichts passiert von heute auf morgen
Vielen Dank für das Interview!