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31. Mai 2024Studienfinanzierung – welche Möglichkeiten gibt es?
Ein Studium kostet Geld. Das betrifft nicht nur die Semestergebühren oder das Lernmaterial, sondern auch die Lebenserhaltungskosten wie Miete, Versicherungen und die Freizeitgestaltung. Die Frage nach der Studienfinanzierung kann über den Erfolg des Studiums entscheiden. Dabei bieten sich Studierenden mehrere Möglichkeiten der Finanzierung.
Unsere Redaktion hat Kontakt zu dem Studentenwerk Osnabrück aufgenommen. Um diese Übersicht mit Praxiswissen zu füttern, haben wir den Abteilungsleiter der Studienfinanzierung Andreas Osterfeld interviewt. Die Informationen aus dem Interview könnt ihr in den Infokästen lesen.
Bafög
BAföG bzw. das Bundesausbildungsförderungsgesetz fördert Studierende, deren Eltern ihr Studium nicht finanzieren können. Dabei besteht BAföG zu 50 Prozent aus einem zinsfreien Kredit und zu 50 Prozent aus einem staatlichen Zuschuss. Das heißt konkret: nach dem Ende der Studienzeit muss nur die Hälfte des BAföG (höchstens 10.000 €) zurückgezahlt werden.
Wer hat Anspruch auf Bafög?
Das Studium muss an einer staatlichen bzw. staatlich anerkannten Hochschule studiert werden, vor dem 30. Lebensjahr aufgenommen werden und in Regelstudienzeit abgeschlossen werden. Zudem muss das anrechenbare Einkommen der Eltern unter den Freibeträgen liegen. Zum Zeitpunkt der Antragsstellung darf man noch keinen Fachrichtungswechsel bzw. Studienabbruch hinter sich haben.
Wie viele Studierende erhalten eigentlich BaFöG (Gefördertenquote)?
Das Studentenwerk Osnabrück ist für Anträge der folgenden Standorte zuständig:
Hochschule und Uni Osnabrück, Uni Vechta, Fachhochschule Vechta (Diepholz) und die Berufsakademie Melle.
Die 30.000 Studierenden in der Grafik sind zusammengefasst von all diesen Standorten.
Das ist eine Gefördertenquote von 22 %.
Die noch wichtigere Erkenntnis dieser Zahlen: 84 % der Anträge werden auch gefördert.
Fazit: Mehr Studierende sollten BaFöG beantragen, da auch eine hohe Chance besteht, dass sie berechtigt sind.
Wie sollte das BaFöG reformiert werden?
Andreas Osterfeld begrüßt die Reformideen für das BaFöG. Dazu zählen z. B. die Studienstarthilfe und die Einführung des Flexibilitätssemesters.
Allerdings solle die Studienstarthilfe allen Studierenden zugänglich sein, die in Bezug von Sozialleistungen sind und BaFöG-berechtigt sind. Auch das Flexibilitätssemester würde Osterfeld bei zwei Semestern ansetzen, da nur 1/3 der Studierenden ihren (Bachelor-/Master-)Abschluss in Regelstudienzeit abgeschlossen haben (Jahr 2022). Verlängerung des Bafögs häufig genutzt? Gründe: Krankheit, Schwangerschaft, Kindeserziehung, Gremium, Nichtbestehen Zwischen/Abschlussprüfung, Behinderung, Angehörigenpflege.
https://www.bafoeg-rechner.de/FAQ/bafoeg-verlaengern.php#weitere
Wann muss BaFöG zurückgezahlt werden?
Spätestens fünf Jahre nach Ende des (Bachelor-)Studiums. Gut zu wissen: der zurückzuzahlende Höchstbetrag ist mit 10.000€ gedeckelt. Zudem erhält man auf Antrag eine prozentuale Ermäßigung des Beitrags, wenn man das Darlehen früher zurückzahlen kann (komplett oder teilweise). Darüber informiert das BaFöG-Amt zeitnah schriftlich.
Wichtig: diesen Antrag muss man proaktiv stellen, das BAföG Amt weist nicht explizit darauf hin.
Welche Tipps gibt Osterfeld für Studienanfänger?
Ihr bekommt BaFöG ab Antragsstellung, nicht Studienbeginn!
Das heißt, spätestens im ersten Monat des Studienbeginns solltet ihr den Antrag einreichen.
Besser wäre es, ihr reicht den Antrag (mit Kopie des Zulassungsbescheides) direkt nach eurer Zulassung im Studium ein. Vor allem zum Wintersemester werden viele Anträge eingereicht.
Fehlendes nachreichen?
Am besten, ihr reicht den Antrag über Bafög-Digital ein.
Nichtzutreffendes mit einem Strich kennzeichnen.
Wie könnt ihr die Antragsstellung beschleunigen?
Was können Studierende tun, um den Prozess zu unterstützen und ggf. zu beschleunigen?
Osterfeld berichtet, dass häufig Anträge unvollständig abgegeben werden und Dokumente fehlen.
Dadurch verlängert sich der Gewährung der Ausbildungsförderung.
Also überprüft eure Anträge genau: Sind zutreffende Angaben ausgefüllt? Sind nicht-zutreffende Angaben durchgestrichen? Sind alle geforderten Nachweise dabei?
Nebenjob
Der Klassiker. Für Studierenden ist der 450-Euro Job durchaus attraktiv, da hier keine Steuern bzw. Sozialabgaben fällig werden. Neben dem Bezug von BAföG Leistungen bleibt mittlerweile ein Betrag von 520€ anrechnungsfrei. Nebenjobs finden sich u.a. in der Stellenbörse der Hochschule Osnabrück.
Studienkredit
Nicht jeder Studierende hat Anspruch auf BAföG. Der Studien-bzw. Bildungskredit kann hier eine Alternative darstellen. Beim Studienkredit erhält man laufende Zahlungen, anstatt wie gewöhnlich bei Krediten eine große Summe auf einmal. Äußerst beliebt ist der KfW-Studienkredit. Vorab sollte man sich klar machen, wie lange das eigene Studium dauern wird, wie viel Geld man monatlich benötigt und natürlich auch, welches Angebot am besten zur persönlichen Situation passt. Dabei lohnt es sich, die Konditionen zu vergleichen.
Bildungskredit
Der Bildungskredit hingegen wird schwerpunktmäßig zum Ende des Studiums beantragt. Gerade wenn die Kosten den eigenen finanziellen Rahmen übersteigen, kann dies eine Entlastung sein und vor der endgültigen Aufgabe des Studiums bewahren. Der Zinssatz liegt bei unter 5%. Eine Kombination z.B. mit der BAföG-Finanzierung ist möglich.
Wichtiges zum KfW-Studienkredit
Der KfW-Studienkredit ist seit dem Ukraine-Krieg durch seinen hohen Zinssatz in der Attraktivität für Studierende gesunken.
Im April 2024 ist er von 9,01 % auf 7,51 % gesunken, allerdings ist er immer noch viel zu hoch!
Bevor ihr einen Studienkredit abschließt, solltet ihr den Tilgungsrechner der KfW nutzen, um die Belastung einzuschätzen. Osterfeld ist besorgt, da das Verschuldungsrisiko für Studierende damit immer noch sehr hoch ist. Er würde zurzeit davon abraten, einen Studienkredit zu nutzen.
Stipendien
Leider glauben viele Studierende, ihr Notendurchschnitt sei für eine Bewerbung um ein Stipenduum ungeeignet. Dabei zählen für viele Stipendiumsgeber vor allem das ehrenamtliche und gesellschaftliche Engagement Studierender. Der Vorteil liegt auf der Hand: es werden laufende, monatliche Zahlungen gewährt, die Studierende nicht zurückzahlen müssen. Zudem bleiben bis zu 300€ anrechnungsfrei auf die laufenden BAföG-Zahlungen (Stand 2024). Eine Bewerbung kann sich also lohnen.
Mögliche Stipendiumsgeber könnten das Deutschlandstipendium, aber auch lokale Verbände wie der Emslandverband mit dem Emslandstipendium sein.
Stipendien und Kredite Infos
Neben dem BaFöG gibt es weitere Möglichkeiten, ein Studium zu finanzieren: bspw. Stipendien und Kredite.
Allerdings nahmen nur 5 % aller Studierenden Stipendien wahr. Beim Studienkredit sind es mehr: 16 % finanzieren ihr Studium durch Kredite (laut der 22. Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks 2021).
Wenn ihr euch für eine Übersicht der Stipendien interessiert, lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Kindergeld
Bei Studierenden unter 25 kann Kindergeld beantragt werden. Eventuell erklären sich die Eltern bereit, dieses direkt weiterzugeben, um das Studium finanziell zu unterstützen. Seit Januar 2023 sind dies immerhin 250€ monatlich.
Persönliche Erfahrung
Aus eigener Erfahrung würde ich sagen, man darf sich nicht unterkriegen lassen. Letztendlich gibt es relativ viele Möglichkeiten, sich sein Studium zu finanzieren. Natürlich kann ein Nebenjob zu einer zusätzlichen Belastung werden, hier empfinde ich es als wichtig, eine flexible Stelle zu finden, sowie einen Arbeitgeber, der für Klausurenphasen Verständnis aufbringt. Freiwillig einen Kredit aufnehmen möchte sicher niemand, eventuell lohnt es sich in finanziell belastenden Situationen aber auch, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen. Das allein kann schon so manche Sorgen nehmen.
Dazu eignet sich das Angebot der Studienfinanzierungsberatung am Campus Lingen, das Studierenden kostenfrei nutzen können.