Den Tod zurück ins Leben holen
3. Januar 2020Startschuss für das neue Laborgebäude
23. Januar 2020Unser Diskurs
Meinungen stellen persönliche Ansichten, Überzeugung und Einstellung gegenüber einem Sachverhalt dar. Ob diese nun auch im Bewusstsein der Allgemeinheit vorherrschen ist hierbei erst einmal irrelevant. Relevant wird jedoch unsere Begegnung mit ihnen, sollten Sie sich von unseren eigenen unterscheiden.
Wir stehen als Gesellschaft mittlerweile im Schatten einer Kultur, die viel zu oft Einordnungen zum Nachteil der Argumente vornimmt. Unser Anliegen sollte es nicht sein die Person zu denunzieren, sondern durch Argumente zu gewinnen. Bisweilen machen wir es uns jedoch zu leicht.
Vielfalt statt Einfalt ist vielleicht auch hier der richtige Schritt. Man kann beiden Seiten zuhören solange die Meinungen im demokratischen Rahmen agieren. Das System eines demokratischen Rechtsstaates. Wenn jedoch auch der Diskurs innerhalb dieses Systems ohne Zwischentöne auskommt, verhärten sich die Fronten. Wir führen eine Kultur des Maximums ein. Unser Standpunkt ist der Richtige, der andere ist extremistisch und eine Gefahr. Der „Umweltsau“-Skandal zeigte dies erst in jüngster Vergangenheit auf. Der Song darf allemal kritisch betrachtet werden. Ein Recht, welches in unserem kulturellen bzw. auch rechtlichen Rahmen einer demokratischen Gesellschaft eigentlich gegeben sein sollte. Kritiker nun aber als „rechts“ abzutun, reduziert zwar die wahrgenommen Komplexität, ist aber ebenso gefährlich. Wir entbehren uns dahingehend auch gerechtfertigter Kritik, um unsere eigenen Ansichten nicht kontrollieren zu müssen. Das gegenüberliegende Maximum erreichte der Diskurs jedoch in ähnlicher Art. Eine grundlegende Hinterfragung des Konzeptes des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf Basis einer Satireaktion.
Aus dieser Haltung geht jedoch eine noch größere Gefahr als die einfache Erodierung unseres Diskurses. Wie ein Damokles Schwert nehmen wir den Luxus an, die eigene Positionen nicht bewähren zu müssen und riskieren hierdurch die stetige Gefahr, dass unsere Position eine ähnliche Behandlung erfährt, bzw. sich eine Konfliktpartei dieser Logik annimmt und unseren Blick auf einen Sachverhalt durch gezieltes Framing trübt.
Unter dem Mantel eines Maximums werden Ideen transportiert, derer sich die Anhänger blindlings anschließen. Durch die Verhärtung des Meinungsbildes würde eine konträre Meinung vorgeblich den gesamten Sachverhalt in Frage stellen. Hinzu kommt ein weiterer Effekt, der die Anhänger des Maximums in ihrem Glauben bestärkt. Ein Mechanismus der sich im intellektuellen Diskurs leider vermehrt einstellt. Kritisiert man ein Maximum, erhält man unweigerlich die Unterstützung der anderen Seite, gleichwohl man auch mit jener nicht übereinstimmt. Der neue Umgang beschert einem jedoch die Einordnung zur Seite des Extremes, da Anhänger dieses einem augenscheinlich ja zustimmen.
So kommt es, dass ein Jan Fleischhauer seinen Platz am rechten Rand einnimmt und eine Sawsan Chebli zum Sinnbild der ideologisch linken Weltverschwörung stilisiert wird. Beides entbehrt sich jedweder Begründung, beide Sichtweisen lassen sich jedoch in den jeweiligen Kommentarbereichen finden. Vielleicht sollten wir, auch wenn jenes Zitat in anderem Sachzusammenhang fiel, anderen Ideen, frei nach Dr. Alexander Kissler, mit „demokratischer Gelassenheit“ begegnen. Offenheit um einer offenen Gesellschaft willen; in den demokratischen Grenzen.