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Die Zielgruppe von Versengold könnte nicht weiter gefächert sein. Von ZDF Fernsehgarten Zuschauern bis Wackengängern ist alles dabei. Und das konnten die Emsländer am 22. März 2024 in der Emslandarena zu spüren bekommen. Mit großen Emotionen, Songs zum Mitsingen sowie Nachdenken und viel Bewegung, haben die sechs Musiker die rund 1.800 Besucher in ihren Bann gezogen. Wie das Konzert war, ein Interview mit den Künstlern und das Genre des Irish-Folks erwarten euch hier!
Wer ist Versengold?
Versengold ist eine musikalisch eher historisch ausgerichtete Band, die 2003 in der Nähe von Bremen als Lagerfeuerprojekt gegründet wurde. Mit ihrem einzigartigen Spielstil des Irish-Folks, zählen sie zu einer der deutschlandweit erfolgreichsten Bands aus der Folk / Mittelalter Szene. Ins Leben gerufen wurde die Gruppe von Frontman Malte Hoyer. Die Mischung aus Rock und traditionellen Instrumenten, wie Violinen, Geigen oder Flöten, lässt die Fans der Band unterschiedlicher nicht sein. Das erkennt man auch an ihren Auftritten. Sei es der ZDF-Fernsehgarten, bei welchem sie die älteren Generationen erreichen oder ihren Auftritten bei Wacken, bei welchen sie ein tausendfaches Publikum von Metal-Hörern haben.
Wichtig ist für die Band auch ihre gesellschaftliche und politische Verantwortung. Neben Heimat bezogenen Songs zum Norden wird sich auch über Verschwörungstheorien lustig – oder auf die Probleme der Welt aufmerksam gemacht. In einem Interview vor dem Konzert konnte ich erfahren, dass solche Themen für die Musiker von großer Bedeutung sind, sowie noch einiges mehr.
Wie kam Versengold zum Folkrock?
In den 2000er Jahren hat sich die Band nach und nach aus den heutigen Künstlern zusammengesetzt. Bereits damals hatten diese ein großes Interesse an der historischen Szene und deren Musik. Nachdem dann 2015 auch Schlagzeuger und ein Bassist mit im Kader der Band waren, ging es raus aus dem rein traditionellem und die Musiker der Gruppe wurden rockiger. Somit haben sie mit ruhiger mittelalterlicher Musik angefangen, während im Verlaufe der Jahre auch nicht mittelalterliche Instrumente wie Violinen oder Bass eingebaut wurden. Selbst nennen sie ihre Musik: deutsch- punkigen Folkrock.
Wie entstehen die Texte von Versengold?
Bereits in den Anfängen von Versengold wurde Gesellschaftskritik geübt. Diese war damals noch märchenhafter verpackt. Jedoch wurde diese Kritik auf den neueren Alben immer stärker in den Vordergrund gerückt. Wichtig ist für Singer und Songwriter, Malte Hoyer, die Authentizität. Wenn man sozialkritische Texte schreibt und singt, müssen diese aus einem herauskommen und einen betreffen, da sonst die Bedeutung fehlt. Auch schafft er es, durch seine Persönlichkeiten vom ruhigen nachdenklichem Typ und freiem Party-Typ, beide Stimmungen für die Songs von Versengold einzufangen.
Was macht Versengold live aus?
Versengold überzeugt live nicht nur durch eine eindrucksvolle Bühnenshow. Der Hauptaspekt, den eine Versengold-Show ausmacht, ist die Nähe zum Publikum. Seien es kurze Anekdoten, Musiker, die auf einmal mitten unter den Zuschauern stehen oder die Aufforderung miteinander zu tanzen. Versengolds eindrucksvolle Bühnenshow ist somit nur die Hälfte. Die andere Hälfte sind die Musiker und ihre Authentizität, die das Publikum zum Feiern und Nachdenken bringt. Wie Florian Janoske (Violine) so schön sagte: „Die Zuschauer sind das siebte Bandmitglied“.
Wie sieht die Zukunft von Versengold aus?
Die Künstler sind bereits überaus dankbar für das, was sie bisher erreichen konnten. Natürlich würde es sie freuen, wenn alles immer großer und mehr werden würde, jedoch wollen sie mindestens beim derzeitigen Stand bleiben und einfach weitermachen und schauen, was kommt. Des Weiteren ist eines ihrer Ziele die Weiterentwicklung des Folkrock’s im deutschsprachigen Raum.
Ein Konzert voller Emotionen
Den Beginn des Abends hat die Band „von Grambusch“ gemacht. Dabei sind diese musikalisch ziemlich ähnlich zum Hauptact Versengold. Zwar weniger historisch, aber akustisch allemal vergleichbar. Mit einigen etablierten Methoden in ihrem 30-minütigen Auftritt, hat die Vorband bereits ordentlich Stimmung und Bewegung in die Masse bekommen. Vor allem haben sich die Besucher auch auf den Supportact eingelassen und mitgemacht. Mit einem Bühnenbild im Stile eines gemütlichen Wohnzimmers hat „von Grambusch“ ihre Aufgabe des Anheizens definitiv erfüllt und wird dem einen oder anderen bestimmt in Erinnerung bleiben.
Versengold kommt auf die Bühne!
Das Licht wird dunkel und alle schauen gespannt nach vorne. Wo jetzt normalerweise der Vorhang fällt, passiert bei Versengold etwas anderes. Die Silhouetten der Violinisten erscheinen auf dem Vorhang und starten mit dem schnellen Song „Glimmer und Gloria“. Dann fällt der Vorhang. Es sprühen Funken vor der Bühne und alle Zuschauer sind sofort im Bann von Versengold. Und das sollte sich auch während des gesamten Auftritts halten.
Zwar war die Emslandarena nur zur Hälfte offen, sodass anstatt der sonst 5.000 Personen nur Platz für ca. 2.200 Personen war. Jedoch wurde dadurch das Konzert nur gemütlicher und die Wege zur Theke kürzer. Des Weiteren waren die Ränge komplett ausverkauft und selbst von ganz hinten auf den Rängen hatte man immer noch eine tolle Sicht auf die Bühne und spitzenmäßigen Sound. Im Innenbereich war folglich noch recht viel Freiraum, wodurch jeder und jede den gewünschten Stehplatz haben konnte. Bis zur dritten Reihe vor der Bühne konnte man sich ganz einfach hinbewegen, bevor es wirklich eng wurde. Die Freiräume im Innenraum lassen sich wahrscheinlich auf den stolzen Ticketpreis von rund 50 Euro zurückführen.
Wie mir die Künstler auch vorher im Interview erzählten, ist ihnen der Kontakt zum Publikum sehr wichtig. Und das haben sie auch gezeigt. Zum Beispiel als zum Song „Was kosts die Welt“ eine riesige Aufblaskugel durch die Menge geworfen wurde, oder mit dem Erklären der Hintergründe von einzelnen Songs. Und das Publikum gab ihre Freude darüber auch lautstark zu hören. In einigen Jahren und dutzenden Konzerten habe ich noch nie eine Menge in der Größe so laut jubeln oder singen gehört, wie bei jenem Versengold Konzert.
Und dem Publikum hat man diesen Spaß auch angemerkt. Sei es von Kindern, die mit ihren Eltern zusammen getanzt haben, bis zu Senioren, die alleine bei dem Konzert waren und sich zur Musik bewegt haben und trotz Sitzplatz durchgehend standen. Gerade letzteres hat mich zwischenzeitlich echt gerührt und mir ein einmaliges Konzerterlebnis beschert. Trotz, dass die Musiker auf der Bühne sich verhältnismäßig wenig bewegt haben, haben sie die Musik gemacht, zu der das Publikum dann abgehen konnte.
Eine Versengold-Show kommt einer Achterbahn der Gefühle gleich. Während man im einen Moment mit seiner Begleitung tanzt und voller Energie ist, liegt man sich im nächsten Moment in den Armen und schafft es gerade so die Tränen zurückzuhalten. Gerade als Malte Hoyer auf eine kleinere Bühne – aufgebaut auf der anderen Seite der Emslandarena – gegangen ist und rund 5 Minuten über einen Autounfall sprach, bei welchem er Freunde hat sterben sehen, wurde die Stimmung ruhig. Und im nächsten Moment ging es darüber, wie sich einst die Götter betranken und dabei unsere merkwürdige Welt geschaffen haben.
Im Verlaufe des Auftritts gab es dann noch ein ganz klares politisches Statement gegen rechts. Bei dem Song „Braune Pfeifen“ kam alles, was ein Versengold Konzert ausmacht, zusammen. Von Politik, Gesellschaft, Emotionen, Musik und Tanz war alles zu sehen und zu spüren. Später wurde sogar noch eine Kiste mitten in die Menge gestellt, auf der Malte Hoyer und Eike Otten (Bass) die letzten Songs verbrachten und einen Circle Pit öffneten, welchen man eigentlich nicht auf solch einem Konzert vermutet.
Der 22. März wird mir und einigen anderen Emsländern sicherlich gut in Erinnerung bleiben. Mit vielen Emotionen, Tanz und Musik verließen die Leute gut gelaunt die Emslandarena. In ihrem zweistündigen Auftritt hat Versengold es geschafft, das Emsland zu begeistern und wir dürfen uns mit großer Wahrscheinlichkeit auf ein Wiedersehen freuen.
Zwar ist der Abend vorbei, aber der nächste steht schon in den Startlöchern! Jedoch gibt es bis dahin in Lingen eine Menge zu erkunden. Wenn ihr noch mehr über Events in Lingen lesen wollt, dann schaut doch mal hier vorbei!
– alle Informationen stammen aus dem geführten Interview und eigenen Erfahrungen –