Was wir aus Zoom-Fails lernen können
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Nachdem wir euch beim letzten Mal von den sprachlichen Eigenarten des Emslandes berichtet haben, ist uns aufgefallen, dass auch in anderen Bereichen noch viel emsländischer Klärungsbedarf besteht.
18, 25, 30 – das sind im Leben sowieso schon ganz besondere Geburtstage. Im Emsland sind diese „runden“ Geburtstage mit feucht-fröhlichen Traditionen verbunden.
Meine Schwester ist im September 18 geworden. Durch Corona fiel die Feier ein bisschen kleiner aus, aber es sind trotzdem genügend „Mischen“ über den Tisch gegangen. Der 18. Geburtstag wird im Emsland traditionell mit dem „Schild aufstellen“ gefeiert. Von Clique zu Clique ist der Ablauf da immer etwas unterschiedlich. Die Clique meiner Schwester brachte an ihrem Geburtstag das Schild mit einem, auf sie bezogenen und meist durch frühere Partyblamagen geprägten Spruch vorbei. Das Schild wird im Vorgarten aufgestellt und die Aufgabe ist es, dieses zunächst an die Pfähle zu nageln und dann einzugraben. Für jeden Hammerschlag und Spatenstich, muss das Geburtstagskind einen Kurzen trinken. Sollte das Schild umfallen, wird dies mit einer hochprozentigen Strafe geahndet.
Nach dem 18. Geburtstag hat man sieben Jahre Zeit sich zu erholen, bevor es dann mit einem „Kranz abtreten“ weitergeht. An seinem 25. Geburtstag, muss man sich im Emsland darauf einstellen, als alte Schachtel oder Socke bezeichnet zu werden, wenn man in diesem Alter noch nicht verheiratet ist. Als Frau erhält man von seiner Clique einen Schachtelkranz und als Mann einen Sockenkranz, es sei denn es ist ein Schaltjahr, dann werden die Kränze getauscht. Meistens muss man in einem lustigen Kostüm Schritt für Schritt den Kranz abgehen und dabei verschiedenste Aufgaben erledigen. Fehler oder verlorene Spiele werden auch hier auf emsländische Art und Weise bestraft.
Wenn man dann mit 30 immer noch nicht verheiratet sein sollte, erfolgt eine weitere Bloßstellung durch die eigene Clique. Mit vielen Getränken ausgerüstet, wird man zum „Rathaustreppe fegen“ oder „Klinkenputzen“ verdonnert. Erlöst wird das Geburtstagskind nur durch den Kuss einer Jungfrau.
Vielleicht erscheinen einige Traditionen auf den ersten Blick etwas merkwürdig und veraltet. Es geht den Emsländern jedoch nicht darum, die Traditionen zu analysieren, sondern um das Leeren von Körnchen. Denn ein Emsländer weiß, wie ein Geburtstag zum Fest wird.
Wir hoffen, dass wir unseren nicht-emsländischen Leser*innen diese Traditionen näher bringen und unseren einheimischen Leser*innen ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern konnten. Wir freuen uns darauf, diese Bräuche sobald es wieder möglich ist, alle zusammen ausgelassen feiern zu können.
Gutes GeLingen und bis dahin,
Eure Jacky und Wiebke