#CAMPUSSTORIES – Unser Campus aus einer anderen Perspektive
18. November 2019Von Judith zu Judith – Interview mit der Fachschaftskandidatin Judith Bange
22. November 2019Was isst du eigentlich?
Vegan?!
„Da bleibt dir doch gar nichts mehr.“ „Das könnte ich mir nie leisten!“ „Die ganzen Ersatzprodukte sind doch voll teuer.“ „Bist du dir sicher, dass du genug isst?“ „Das wäre mir zu viel Aufwand.“ „Da bist du doch bestimmt total eingeschränkt.“ „Was sagt deine Familie dazu?“ „Deine Schuhe sind aber aus Leder!“ Kannst du überhaupt noch Süßigkeiten essen?“ „Was ist mit Käse?!“
Ja richtig, Käse esse ich nicht mehr, habe ich vorher aber auch schon nicht. Ich habe nämlich eine Laktoseintoleranz. Vegan sein, vegan essen oder vegan leben, was das eigentlich bedeutet, wo da der Unterschied ist und dass das Alles gar nicht so furchtbar ist wie viele denken, genau darüber möchte ich sprechen. Außerdem werde ich von meinen Erfahrungen und meinen Bewegründen berichten. Vorweg noch ganz kurz, ich möchte hier lediglich informieren und ein paar Vorurteile beseitigen.
Worauf könnt ihr euch freuen?
Die folgenden Beiträge werden so aufgebaut sein, dass ich euch zu Anfang immer einen kurzen informierenden Input geben werde, welcher die unterschiedlichsten Themen behandeln wird. Von Fakten zum Thema „FoodWaste“, über einen Preisvergleich von veganen und nicht veganen Produkten, bis hin zu den Top fünf Dokumentationen zum Thema Veganismus, die man meiner Meinung nach, gesehen haben muss. Im Anschluss könnt ihr euch dann entweder auf einfache, schnelle und günstige Rezeptideen freuen, auf einen Überblick der leckersten veganen Mensa Gerichte oder aber auf eine Vorstellung der besten Orte für veganes Essen in Lingen.
Wer bin ich und wie stehe ich zum Veganismus?
Ich heiße Djamila, bin 20 und studiere hier an der Hochschule Kommunikationsmanagment im ersten Semester. Als „vegan“ würde ich mich nicht bezeichnen. Ich behaupte immer, dass ich zu 98% pflanzlich unterwegs bin. Ein bisschen zum Hintergrund. Als ich ungefähr zehn war, wurde bei mir eine Laktoseintoleranz diagnostiziert. Wer das auch hat, kennt das Ganze: Man bekommt Bauchschmerzen, Blähungen und ehe man sich versieht, kommt man eine halbe Stunde nicht vom Klo runter. Kurz um, ist nicht angenehm. Für mich hieß das also, der Liter Kakao am Tag muss reduziert werden, der Joghurt zum Frühstück ist nicht mehr drin und auch der Frischkäse auf dem Pausenbrot muss wegbleiben. Ich habe dann eine ganze Zeit lang die „-L“ Produkte konsumiert. Der Witz an der Sache ist aber, dass diesen Produkten einfach nur Lactase, das Enzym, das Lactose spaltet und mein Körper zu wenig produziert, hinzugefügt wird. Lactosefrei sind die Produkte also gar nicht, dafür nur um einiges teurer. Ich habe daraufhin angefangen mich ein bisschen zu informieren und bin auf pflanzliche Alternativen gestoßen. Soya, Hafer, Reis, Mandel und Kokosnuss als mögliche Alternativen zu tierischen Produkten. Schnell habe ich mich geschmacklich mit der Hafermilch und dem Soya Joghurt angefreundet.
Erst vegan, dann vegetarisch?
Schön und gut aber was war mit Käse?! Habe ich noch gegessen, war kein Problem und schmeckt ja auch gut. Und was ist mit Fleisch, du redest hier die ganze Zeit nur über Milchprodukte, aber sind die meisten nicht erst vegetarisch und dann vegan?! Schon möglich, aber ich habe zu dem Zeitpunkt noch regelmäßig Fleisch gegessen. Sei es das Wurstbrot, das Hühnerfrikassee, die Ravioli mit Hackfleischfüllung oder die Roulade zu Weihnachten. Auch Eier gab es regelmäßig, zum Frühstück, in Pfannkuchen oder auch als Omelette. Das hat sich dann aber auch relativ zeitnah geändert. Mit 14 etwa habe ich das erste Mal begriffen, was ich da esse. Ich habe mir unteranderem durch Dokumentationen einen Eindruck davon verschafft, wie und unter welchen Bedingungen die tierischen Produkte produziert werden. Auf Grund dessen habe ich beschlossen weniger aus Massentierhaltung und mehr von lokalen und transparenten Betrieben zu kaufen. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern diesbezüglich offen waren und mein Vorhaben unterstützten. Wir setzten von nun an eher auf Qualität als auf Quantität. Bis zu meinem 18. Lebensjahr hatte ich meinen Konsum an tierischen Produkten also deutlich reduziert, war aber weder vegetarisch noch vegan, für mich war Ausgewogenheit das Wichtigste.
Vegan durch Zufall?!
Nach meinem Abitur ging es für mich, wie für viele andere auch, nach Neuseeland. Im Auto gab es keinen Kühlschrank, Fleisch zubereiten konnte ich nicht, Käse war zu teuer und der Gas Kocher absolut nicht meine Welt. Mir blieben also Müsli und Haferflocken, Salat, Brot und Hummus, viel Hummus. Ich wurde kreativ, habe mir Salat Bowls zusammengestellt, meine Overnight Oats perfektioniert und die Snacks während der Fahrt möglichst abwechslungsreich gestaltet. Zurück in Deutschland fiel mir auf, huch, ich habe da drüben ja so gut wie vegan gelebt und habe noch keine Mangelerscheinungen. Ich habe dann erstmal einen Bluttest machen lassen und siehe da alles tip top. Kein Eisenmangel, kein Vitamin B12 Mangel, ich war gesund.
Das war im Oktober 2018 und seitdem, also jetzt seit mehr als einem Jahr, achte ich aktiv darauf, mich möglichst pflanzlich zu ernähren – und mir geht es gut damit. Ich schränke mich nicht ein, bin keine Erbsenzählerin, befinde mich in keinem finanziellen Ruin, zumindest nicht wegen meiner Ernährung, und habe in diesem Jahr sogar erfahren, das ich unserem Planeten Erde damit einen Gefallen tue. Besser könnte es doch gar nicht laufen.
Was die vegane Ernährung mit unserem Planeten zutun hat und meine erste Kochempfehlung gibt es dann beim nächsten Mal.
Es grüßt DJ!