Das Lichterfest
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Schnee, Rouladen, Glühwein, Weihnachtsbaum, Familie und Geschenke. Das sind Dinge mit denen ich unser Weihnachtsfest am ehesten assoziieren würde. Und so geht es wahrscheinlich nicht nur mir, sondern auch zahlreichen anderen von euch. Draußen ist es eiskalt. Man sitzt drinnen mit der Familie und einem Glühwein neben dem Weihnachtsbaum, packt Geschenke aus und anschließend gibt es das Weihnachtsessen – bei uns Zuhause heißt das: Rouladen, Rotkohl und Kartoffeln. Zum Nachtisch gibt es dann Herrencreme, die wie jedes Jahr einen Schuss Alkohol zu viel beinhaltet, aber trotzdem wie immer lecker schmeckt. So sieht das Weihnachtsfest bei uns aus. Doch wie genau feiert man eigentlich Weihnachten auf der anderen Seite des Globus, wo es im Dezember Sommer, also über 30 oder auch 40 Grad, sind und warmes Weihnachtsessen das letzte ist, worauf man Lust hat? Ähnelt das Weihnachtsfest sogar unserem?
Ich möchte euch hier die Weihnachtsfeiertage und -bräuche aus Australien, wie ich sie erlebt habe, näherbringen.
Vorab lässt sich festhalten, dass es auf jeden Fall tierisch ungewohnt ist Weihnachten nicht mit der Familie in der Kälte zu feiern, sondern stattdessen am Strand beim Rauschen der Wellen. Aber das hört sich schließlich auch nicht gerade schlecht an.
Santa Claus
Der Weihnachtsmann heißt in Australien „Santa Claus“. Er sieht genauso aus wie unser „Weihnachtsmann“ und wie man ihn aus den üblichen Filmen kennt. Mit rotem Mantel, roter Mütze, weißem Bart, dicken Bauch und einem Sack voller Geschenke, fährt er auf seinem Rentierschlitten zu allen Kindern auf der Welt. Dabei klettert er, wie überall, meistens durch den Schornstein.
Weihnachtsdeko
Den Weihnachtsstress in den Städten und Geschäften gibt es üblicherweise auch. Die Gassen sind ebenfalls mit Weihnachtsdekoration geschmückt und in den Läden läuft die übliche Weihnachtsmusik. Im Kern Sydneys steht ein riesiger Weihnachtsbaum und Fake-Weihnachtsmänner stehen in den Schaufenstern. An Dekoration wird auch in diesem Land nicht gespart. In einer Mall sitzt, genau wie in Amerika, Santa Claus, dem die Kinder ihre Wünsche anvertrauen. Die Schlange ist unnormal lang. Trotzdem fühlt es sich ziemlich falsch an, das alles in der Shoppingmall beim Weihnachtsshopping zu sehen und anschließend ins angenehm warme Meer zu springen und sich am Strand zu sonnen. Dennoch kommt auch hier Weihnachtsstimmung auf.
Die eigenen Häuser werden natürlich auch ordentlich dekoriert. In einigen Städten gibt es sogar Straßen, in denen die Einwohner:innen sich förmlich batteln, wer mehr Deko hat. Die Dächer werden dort mit Lichterketten geschmückt und auch der Garten steht bei den besagten Häusern voller Deko. Hier gibt es keine Grenze, es geht von aufblasbaren Santa Clauses mit Rentieren, hin zu Fake-Schneemännern.
Da es in Australien keine Tannen gibt, wie wir sie kennen, bestehen die Weihnachtsbäume aus Plastik. Sie werden mit Kugeln, Lichterketten, viel Lametta und einem Stern geschmückt. Unter dem ganzen Schmuck fällt es gar nicht mehr auf, ob es sich hier um einen echten oder einen Plastikbaum handelt.
Adventszeit und Nikolaus
Die Adventszeit und der Nikolaustag sind in Australien gänzlich unbekannte Wörter. Keines von beiden findet hier statt.
„Elf on the Shelf“
Die Kinder dort glauben an die Tradition des „Elf on the shelf“. Die Eltern kaufen noch bevor der Dezember beginnt einen Weihnachtselfen aus Plüsch. Die Geschichte dahinter ist, dass der Elf von Santa Claus geschickt wurde und aufpasst, ob die Kinder auch artig sind und Geschenke verdienen.
Ab dem ersten Dezember sitzt der Elf jeden Tag an einem anderen Ort im Haus – die Eltern stellen ihn jeden Morgen oder Abend um. Es ist üblich, dass die Kinder sich in Gegenwart des Elfen besonders korrekt verhalten. Sie streiten kaum und wenn doch, wird sich besser direkt entschuldigt. Schließlich soll Santa Claus nichts von den kleinen Missetaten erfahren. Wichtig ist auch, dass die Kinder den Elf nicht berühren oder umsetzen dürfen. Der Elf kann überall sitzen, auf dem Sofa, auf dem Schrank oder sogar auf dem Toilettendeckel. Dann kann die Toilette den Tag über nicht genutzt werden, da es ja verboten ist den Elf on the shelf anzufassen. Diese Tradition ist auf jeden Fall sehr unterhaltsam und lustig anzusehen. Vor allem wird es witzig, wenn die Kinder den Elf aus Versehen berühren. Dies kann allerdings auch in Tränenausbrüchen enden, da sie Angst haben, dass alles direkt Santa Claus gepetzt wird.
Heiligabend – Christmas Eve
Den Heiligabend gibt es in Australien nicht so wie es ihn hier bei uns in Deutschland gibt. Natürlich kann dies in einigen Familien auch variieren.
Erster Weihnachtstag – Christmas Day
Stattdessen sieht das ganze eher ähnlich aus wie in Amerika. Santa Claus bringt die Geschenke in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. Ausgepackt werden diese also morgens – am besten ganz früh morgens, da die Kinder so nervös und aufgedreht sind, dass sie schon ab 5 Uhr durch das Haus springen. Nach der Bescherung wird dann Spielzeug zusammengebaut und ausprobiert. Nachmittags kommt dann auch hier die restliche Familie zu Besuch. Tanten, Onkel, Cousins, Cousinen, Großeltern – die ganze Familie kommt zu Besuch. Zu Essen gibt es aber keine Rouladen oder Braten, sondern meist Hummer oder andere Meeresgerichte, oft wird auch gegrillt. Traditionell ist dort auch das Pavlova zum Nachtisch. Pavlova ist eine in Australien und Neuseeland heimische Torte, die mit Früchten und Sahne gefüllt ist. Es wird gegessen, getrunken, gelacht und alte Geschichten werden ausgekramt. Da fühlt es sich fast an wie immer. Wären da bloß nicht die Shorts, das Top und die Hitze. Auch wenn es sich so komisch anfühlt, ist es trotzdem eine schöne Art Weihnachten zu verbringen. Einige Familien gehen danach sogar noch an den Strand und genießen das schöne Wetter.
Zweiter Weihnachtstag – Boxing Day
Am zweiten Weihnachtstag, dem sogenannten Boxing Day, haben die Geschäfte wieder auf. Da es an diesem Tag viele Sales gibt, gehen viele Australier:innen an diesem Tag in die Stadt oder in die Mall shoppen. Andere wiederum gehen aber auch an den Strand. Hier sieht man viele Australier:innen und Surfer:innen mit Weihnachtsmütze, Getränken und einem Lächeln auf den Lippen. Wieder andere und ebenfalls viele Australier:innen fahren an diesem Tag aber auch in den Urlaub – da Sommerferienzeit ist.
Im Endeffekt kommt es nicht auf das Wetter oder die Jahreszeit an, damit Weihnachten schön wird. Es geht einzig und allein darum, dass die Familie zusammen ist und gemeinsam Zeit verbringt, denn Weihnachten ist ein Familienfest und wird auch in Australien als solches gefeiert.