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8. Juli 2022WieL gelesen: „Influencer: Die Ideologie der Werbekörper“
von Ole Nymoen & Wolfgang M. Schmitt
Wir haben mal wieder für euch gelesen, um euch Tipps für die bevorstehenden Semesterferien zu geben! Das Buch „Influencer: Die Ideologie der Werbekörper“ von Ole Nymoen und Wolgang M. Schmitt erschien im Jahr 2021 im Suhrkamp Verlag. In zehn Kapiteln auf knapp 180 Seiten beleuchten die Autoren den Job von allen Seiten, befassen sich aber vor allem mit den Gefahren, die von InfluencerInnen ausgehen. Ich würde behaupten, der Grundgedanke und die beschrieben Beispiele sind uns allen bekannt. Dennoch ist das Buch eine gute Chance die Macht der InfluencerInnen zu hinterfragen und sich vor Augen zu führen, dass sie mit uns im Endeffekt nur ihr Geld verdienen wollen.
„Die Social-Media-Stars wiederum schaffen durch die Bebilderung ihres Alltags Intimität, ohne aufdringlich zu werden, sie erscheinen wie Freunde, die ihren Followern voll guter Absichten ein Produkt empfehlen. In Wahrheit helfen sie vor allem sich selbst – und dem krisengebeutelten System bei der Realisation des Kapitals.“
Seite 35
Im TV weggeschaltet, bei InfluencerInnen bewusst angeschaut
Die Autoren vergleichen den Job der InfluencerInnen auf vielen Ebenen. So werden die Werbetaktiken weltberühmter Kinofilme mit den Alltagsstorys der „wichtigsten Sozialfiguren des digitalen Zeitalters“ verglichen. Das ist natürlich möglich, in meinen Augen allerdings etwas zu abstrakt. Ein Gedanke der beiden Autoren scheint für mich aber besonders sinnvoll und ist sehr erschreckend: Während wir Filme bewusst streamen, um auf die Werbung im Live-TV zu verzichten oder diese bewusst wegschalten, machen wir in den sozialen Medien genau das Gegenteil. Wir nehmen unser Handy in die Hand, öffnen eine App und starten die Dauerwerbesendung. Ob wir am Ende kaufen oder nicht, wir entscheiden uns ganz bewusst dazu, uns influencen zu lassen.
Influencerinnen auf dem Vormarsch
Das Berufsfeld der InfluencerInnen wird definitiv von Frauen dominiert. Welche Gründe dafür verantwortlich zu sein scheinen, haben die Autoren ausführlich diskutiert. Ein Argument der beiden lautet, dass sie von zuhause arbeiten können (auch wenn die Kinder noch zuhause sind) und sie sich sich somit finanziell unabhängig von ihrem Partner machen. Doch was ist mit den Männern? Natürlich gibt es sie auch, vor allem als sogenannte Fitnessinfluencer. Doch wenn der Partner einer berühmten Influencerin auch in seinem Glück versucht, wird er häufig nicht annähernd so erfolgreich. Wie sie trotzdem mit drin hängen und an dem Erfolg der Partnerin mitverdienen, wird in dem Buch in sehr anschaulicher Weise beschrieben.
Jeder, der regelmäßig das Leben von InfluencerInnen verfolgt, sollte dieses Buch parat haben. Es hilft definitiv dabei, zu verstehen, dass es letztlich ihr Job ist und sie mit all ihren ZuschauerInnen Geld verdienen. Natürlich lassen sich nicht alle InfluencerInnen mit der Härte beurteilen, wie es Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in ihrem Buch tun. Aber zumindest einige der angesprochen Punkte treffen wohl auf jeden Social-Media-Star zu, der auf den Plattformen sein Geld verdient. Zudem ist es so bildlich geschrieben, dass ich häufig das Gefühl hatte, ich schaue gerade wirklich eine Story oder sie zitieren meine Gedanken als Followerin – man fühlt sich gut abgeholt.