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22. November 2023Karibisches Lingen – Mr. Hurley & die Pulveraffen
Am 14.10.2023 spielte die Osnabrücker Band Mr. Hurley & die Pulveraffen im Alten Schlachthof ein Konzert. Mit viel Energie und einigen einfallreichen Ideen schaffte es die Piratenband, die etwa 500 Zuschauer für sich zu gewinnen. Wie das Konzert war und ob es sich lohnt, auf ein Konzert von Mr. Hurley & die Pulveraffen zu gehen, erfahrt ihr in dieser Reportage.
Der Beginn des Abends
Der Alte Schlachthof in Lingen ist eine schöne Location für kleine Konzerte. Das nun eine bekannte Band, die schon auf großen Festivals wie Wacken oder Summer Breeze spielte, dorthin kommt, ist verwunderlich. Doch schon 2019 auf ihrer Leviathan Tour haben uns die Osnabrücker Geschwister in Lingen besucht. Warum Lingen neben großen Städten wie Hamburg, Berlin und Köln Teil der Leuchtturm Tour war, konnte ich die Musiker kurz vor dem Konzert in einem Interview fragen.
Als ich mich bei der Tourleitung meldete, dass ich beim Eingang war, wurde ich dort direkt empfangen. Die Tourleiterin nahm mich dann mit in den Künstlerbereich, wo die Band schon wartete. Nachdem wir uns vorgestellt hatten, wurde mir noch ein Getränk angeboten und wir starteten mit dem Interview.
Piraten im Interview
Der Grund für ihren Halt in Lingen war das Fehlen von Osnabrück auf ihrer aktuellen Tour. Sie wollten trotzdem gerne ein Konzert in der Gegend Osnabrück/Emsland spielen.
Wer schonmal ein Lied von Mr. Hurley & die Pulveraffen gehört hat, kennt die Verrücktheit ihrer Texte. Grund dafür ist oftmals, dass den Künstlern ein Reim oder Wortspiel nicht aus dem Kopf geht, bevor sie einen Song daraus machen konnten. Wie die Band sagt, sei es auch nicht schwer, die Themen die sie ansprechen wollen, mit den maritimen Themen, wie Meer, Schiff oder Piraten, zu verbinden.
Ein Grund warum die Pulveraffen eine besondere Band sind, ist der Fakt, dass die Bandmitglieder alle Geschwister sind. Dies führt laut Angaben der vier aber nicht zu Problemen, sondern hilft beim arbeiten, da sie gegenseitig wissen, was die anderen gerade brauchen. Ob sie Ruhe benötigen oder noch was trinken wollen und wie sie miteinander umgehen müssen ist immer klar.
Auf die Frage, ob man nächstes Jahr auf Festivals mit der Band rechnen könne, antworteten sie, dass sie 2024 nicht auf den großen Festivals spielen wollen. Man wird sie wohl auf kleineren Festivals und eigenen Konzerten sehen. Jedoch planen sie selber eine große Sache, wozu sie aber erstmal keine weitern Infos geben wollten. Es bleibt also spannend.
Eine Zielgruppe der anderen Art
Wenn man auf ein Konzert geht, macht man sich oft Gedanken, auf welche Leute man dort treffen wird. So auch ich. Dass aber die meisten Besucher neben mittelalter Rock und ähnlichem Metal hören, hat mich wenig verblüfft. Das liegt vermutlich daran, dass das Mittelalter und die Renaissance Themen sind, welche schon lange von Rockbands besungen werden.
Die Besucher des Konzerts kamen wie erwartet hauptsächlich aus der Region oder sogar direkt aus Lingen. Wie auch ich freuten sich die meisten auf den Song „Blau wie das Meer“, der ganz zum Schluss gespielt wurde. „Leuchtturm“, der titelgebende Song des neu erschienen Albums, war ebenfalls sehr beliebt. Erstaunlich fand ich es, wie viele Leute passend in Piratenkleidung zum Konzert erschienen sind. Neben dreieckigen Hüten und Lumpen habe ich auch einige Stiefel gesehen.
Ein Mr. Hurley & die Pulveraffen Konzert ist besonders
Eröffnet hat die Band Kupfergold, die nach einem etwas schwachen Start zuletzt doch noch einen guten Auftritt als Vorgruppe hingelegt hat. Neben einfallsreichen Texten aus dem Herr der Ringe Universum gab es auch viele verrückte Texte aus den Tavernen des Mittelalters. Zwar sind sie etwas ruhiger als die Pulveraffen, jedoch kamen sie beim Publikum hervorragend an.
Nach der Vorband merkte ich dann, dass die Spannung stieg. Alle wollten endlich die Pulveraffen auf der Bühne sehen. Und dann war es soweit. Das Intro von „Affentotenkopp“ fing an. Ich und alle um mich herum begannen im Takt zu klatschen und jubeln. Dann standen sie da. „Mr. Hurley“ mit der Akustikgitarre, „Pegleg Peggy“ mit dem Bass, „Buckteeth Bannock“ mit dem Akkordeon und „Der einäugige Morgan“ am Cajon. Nach dem Song gab es dann einen Schnaps auf die Oma der Bandmitglieder, die am Morgen des gleichen Tages verstorben war. Die Band führte das Konzert dennoch durch, da ihre Großmutter unheimlich stolz auf ihre Enkel und Enkelin gewesen sein soll und nicht gewollt hätte, dass es abgesagt wird.
Kurz danach ging es mit dem Song „Achterbahn am Achterdeck“ weiter. Während des Songs marschierte ich mit den anderen Besuchern zusammen in einer großen Polonaise durch den Schlachthof. Ein weiterer „Tanz“ bei Rock- und Metalkonzerten ist das Rudern. Dieser passt natürlich perfekt zu einer Piratenband. Und wie erwartet wurde kurze Zeit später auch direkt zu den metaphorischen Rudern gegriffen. Nämlich zu dem eher langsameren Song „Hol uns der Teufel“. Ich und einige andere saßen dabei, zwischen der Menge, sogar auf dem Boden, mit den Händen an den Schultern der vorderen Person, in einer rudernden Bewegung.
Falls jemand vergaß zu applaudieren, stand links auf der Bühne ein großes Schild, auf dem „Applaus“ geschrieben war, dass nach jedem Song kurz leuchtete und die Menge als Witz zum klatschen animierte. Allgemein hatte die Band ein sehr ausgefallenes Bühnenbild, bei dem die Bühne im Alten Schlachthof kaum wiedererkennbar war. Links das Applausschild und rechts ein Leuchtturm, der gleichzeitig als Tür auf die Bühne fungierte.
Nach einigen guten Songs der Band kam dann „Santa Sangria“. Dabei wurde es in der Menge etwas wilder und es öffnete sich ein Moshpit, der auch bis zum Ende des Konzertes beibehalten wurde, worüber ich sehr froh war. Ich persönlich gehe bei Konzerten gerne in Moshpits und kann sagen, dass der Pit bei den Pulveraffen angenehm ruhig und gesellig war. Als Pegleg Peggy dann mit dem Track „Mann über Bord“ anfing, kam auch die Formatio Kupfergold wieder auf die Bühne und beide Bands performten das aussagekräftige Lied gegen Sexismus zusammen.
Auch alle, die keine Freunde von dem Gedränge vor der Bühne waren, hatten bei dem Konzert keine Nachteil. Selbst von ganz hinten war die Sicht nach vorne hervorragend. Auch der Sound war hinten noch sehr gut wahrzunehmen. Kurz vor Ende waren die Bandmitglieder sogar zum Greifen nah. Vor dem Lied „Trink schnell aus“ verließen sie die Bühne. Der Song fing jedoch an, ohne dass wieder jemand oben an den Instrumenten zu sehen war. Die Künstler hatten sich herausgeschlichen und waren durch den Haupteingang wieder hereingekommen. Dann liefen sie von hinten durch die Masse wieder zurück Richtung Bühne.
Zum Ende heizte sich die Stimmung noch einmal richtig auf, als Coverausschnitte von Liedern gespielt wurden, die wir alle mitsingen konnten. Dazu zählten der Barbie Song, Gangnam Style, Country Roads und weitere Hymnen. Sogar nach der Verabschiedung und Verbeugung ging es unter den Besuchern noch weiter, die einfach nicht ihre Schnauze halten wollten.
So ein Konzert vergisst man nicht
Allgemein lässt sich zu dem Mr Hurley & die Pulveraffen Konzert in Lingen eins sagen: Wer schon länger auf der Suche nach einer lustigen deutschen Band mit einfallsreichen Texten ist und nichts dagegen hat, dass ein oder andere alkoholische Getränke zu genießen, ist bei einem Konzert von Mr. Hurley & die Pulveraffen genau richtig. Nachdem ich die Pulveraffen nun zum ersten Mal live gesehen habe kann ich auch noch sagen, dass ein Konzert von ihnen eine Mischung aus einer Comedy Show und Musik ist. Ich habe an dem Abend eine sehr ausgelassene Stimmung mit vielen lächelnden Gesichtern erlebt. Ich selbst konnte mein Lachen nicht zurückhalten, selbst wenn ich gewollt hätte und hatte einen tollen Abend!
Das Konzert ist zwar vorbei, aber das nächste kommt bestimmt! Bis dahin gibt es auch in Lingen eine Menge zu erkunden. Wenn ihr noch mehr über Events in Lingen lesen wollt, dann schaut doch mal hier vorbei!