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Das Selbst-Experiment
In diesen Artikel habe ich mich etwas ausführlicher mit dem Schneeballsystem beschäftigt und auf ein Selbst-Experiment eingelassen. Ich habe mich mit einer Vertreterin eines sogenannten Online-Marketing-Unternehmens verabredet. Nennen wir sie in diesem Artikel „Lara“.
Die Kontaktaufnahme
Meistens bekommt man eine Nachricht auf Social Media mit der Frage:
„Bist du offen dafür, dir anzuhören, wie man schnell und viel Geld verdienen kann?“.
Einige schreiben direkt, worum es geht, sodass man einen Eindruck bekommt, worum es sich handelt. Aber eins haben diese Nachrichten gemeinsam: sie versprechen dir viel Geld, freie Arbeitszeit und Unabhängigkeit in deinem Job. So hatte mich auch „Lara“ angeschrieben – ein gut aussehendes Mädchen, Anfang zwanzig vielleicht. Sie wirkte sehr freundlich und offen.
Relativ schnell haben wir unsere Nummern ausgetauscht und uns auf ein Meeting geeinigt. Bis zu dem Meeting hatte sie mich immer mal wieder mit freundlichen, aber dennoch oberflächlichen Nachrichten kontaktiert, vermutlich um einen „Bound“ aufzubauen.
Das erste Meeting
Bei dem ersten Meeting war Lara nicht allein. Eine Freundin von Ihr war dabei, die sie vorher für das Schneeballsystem angeworben hatte. Beide sind sehr jung, Lara 21 (nebenbei Auszubildende) und die andere 19 frisch nach dem Abitur. Die mir bis dahin unbekannte Frau saß in einem Café und führte das Meeting von dort.
Zunächst haben wir eine kleine Vorstellungsrunde gemacht, nichts Besonderes wie es schien. Dabei fiel mir aber schon auf, wie die beiden von ihrem jetzigen Lifestyle geschwärmt haben und wie viel „freier“ man sich fühlt. Danach kam eine PowerPoint-Präsentation, die mir genau erklären sollte, was meine Aufgaben wären und wie das Ganze aufgebaut wurde. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das Konzept nicht wirklich verstand und viele Fragen hatte, die mir Lara leider auch nicht wirklich beantworten konnte. Es ging viel um Kryptowährungen und Investitionen.
Nachdem das erste Meeting vorbei war, habe ich mich tatsächlich auf ein weiteres Meeting überreden lassen. Ich wollte mir nicht entgehen lassen mit einem Vertreter zu sprechen, der mit 21 Jahren so erfolgreich ist, dass er inzwischen in Dubai lebt und mit mir persönlich in einem Meeting kurz sprechen möchte.
Das zweite Meeting
Bei dem zweiten Meeting waren die beiden Frauen (Lara und ihre Freundin) dabei und ein junger Mann, der über seinem Handy zugeschaltet war. Das Ganze war meiner Meinung nach nicht besonders professionell. Der junge Mann aus Dubai saß in einem Dachbodenzimmer mit Holzdecken, was natürlich nicht unbedingt nach Dubai aussah.
Zu Dritt haben sie versucht, mich zu überzeugen, in ihr Team zu kommen. Sie haben mir alle möglichen Dinge versprochen wie freie Arbeitszeiten, viel Geld, Reisemöglichkeiten und vieles mehr.
Aber im Mittelpunkt stand immer die Unabhängigkeit. Es fielen immer wieder Sätze wie: „Arbeite, von wo du willst, wann du willst, denn du arbeitest nur für dich selbst und bist unabhängig.“ Ich muss sagen, es klingt sehr verlockend, wenn man nicht genau hinsieht. Nach 45 Minuten hat der junge Mann sich verabschiedet, weil er noch ein anderes Meeting hatte. Mein „Ich denke darüber nach und melde mich dann“ lenkte das Gespräch zum Ende.
Das Konzept (nach meinem Verständnis)
Das Konzept war relativ verschleiert und nicht wirklich klar definiert, macht für mich persönlich nicht den besten Eindruck. Aber here we go:
Ich sollte als Einsteigerin im Schneeballsystem ein 6-monatiges Paket buchen, dieser bestand aus:
- Coaching-Videos von höheren Mitgliedern
- Persönlicher Zugang und Profil für die Unternehmensseite
- Zugang zu diversen WhatsApp-Gruppen mit Codes für die Investitionen
Das Paket kostet 300 €, ABER wie ihr schon vermutet habt würde ich pro erfolgreiche Investition eine Provision bekommen. Natürlich verdiene ich mit der Rekrutierung von neuen Investierenden auch Geld. Somit würde sich mein Beitrag immer weiter gesenkt werden, je mehr Investoren ich finde,
oder wie Lara sie nannte „dein eigenes Team, mit dem ich mein Geld verdiene und anderen helfe dasselbe zu tun“.
Meine Entscheidung
Aus den beiden Meetings wurde ich nicht wirklich schlauer. Ich wusste weiterhin nicht, wie ich das Geld verdienen soll und mit wie viel ich rechnen kann. Aber eins war mir klar: ich habe keine Vorgesetzten, aber auch niemanden, der Verantwortung übernehmen würde. Denn von einem Arbeitsvertrag oder Personalabteilung war niemals die Rede.
Ich wurde mehrmals von „Lara“ angeschrieben und gefragt, ob ich mich entschieden habe. Natürlich habe ich freundlich abgelehnt und damit war der Kontakt auch beendet.
Aus meiner Erfahrung kann ich euch nur raten, sehr vorsichtig zu sein und auf die Warnsignale zu achten. Worauf genau Ihr achten solltet und was dahintersteckt, erfahrt ihr in meinem vorherigen Artikel.