August:ine – Feminismus, mehr als nur ein Wort!
2. August 2021August:ine – Relevant, Relevanter, Feminismus!
9. August 2021August:ine – Feminismus, wie alles begann…
Am vergangenen Montag haben wir Euch den Begriff Feminismus definiert. Heute möchten wir Euch mit in die Vergangenheit des Feminismus nehmen und Euch den geschichtlichen Hintergrund näher bringen. Also lasst uns anfangen und schauen wie alles begann.
Die Anfänge des Feminismus
Der Feminismus entstand im 17. Jahrhundert und breitete sich im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert aus. Der Grund für die Ausbreitung des Feminismus war die Folge der europäischen Aufklärung vom freien, selbstbestimmten Individuum und im Gefolge der brügerlichen Revolutionen. Hier wurde, vor allem von Frauen, kritisiert, dass die Politik die Frauen ausgrenzte. Demzufolge entstanden Schriften von Frauenrechtlerinnen wie Christine de Pizan, Olympe de Gouges und Mary Wollstonecraft. In diesen Schriften ging es um die Idee des europäischen Feminismus. Vor allem das Werk „Die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ von Olympe de Gouges aus dem Jahr 1791 gehört zu den wichtigsten Texten des frühen Feminismus. In diesem Werk setzte sie, bezogen auf die 17 Artikeln der Erklärung der Menschen und Bürgerrechte (1789) ebenfalls 17 Artikel auf. Doch ihre Artikel bezogen sich auf die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Kleiner erschreckender und heutzutage unvorstellbarer Fakt am Rande:
Olympe de Gouges wurde 1793 durch den Abschlag ihres Kopfes hingerichtet. Der Grund für ihre Hinrichtung waren ihre politischen Ansichten.
Freiheit und Gerechtigkeit beruhen darauf, daß dem andern abgegolten wird, was ihm zusteht.
Olympe de Gouges 1971: Artikel IV. In: Erklärung der Rechte der Frau und der Bürgerin
Die erste Welle des Feminismus
Die erste große Welle des Feminismus begann im 18. Jahrhundert und wurde durch die Französische Revolution, der Gleichheit aller Menschen und den Ideen der Aufklärung beeinflusst. Als Gründerin der ersten Welle der deutschen Frauenbewegung gilt Louise Otto-Peters. Sie gründete die Frauen-Zeitung, welche sich mit dem Motto „Dem Reich der Freiheit werb‘ ich Bürgerinnen“ beschäftigte und wöchentlich erschien. Die Frauen-Zeitung war das damilige Sprachrohr der deutschen Frauen. Damals haben die Frauen und Männer zusammen für die Freiheit und Revolution gekämpft. Trotzdem wurden die Rechte der Frauen unterdrückt und ignoriert. Vor allem deswegen war die Frauen-Zeitung von großer Bedeutung für die deutsche Frauenbewegung.
Die Einstelleung der Frauen-Zeitung
1850 wurde ein Gesetz verabschiedet, welches es Frauen untersagt hat Zeitungen herauszubringen und als Redakteurinnen zu arbeiten. Aus diesem Grund wurde die Frauen-Zeitung nach 104 Ausgaben eingestellt.
Stellt Euch mal vor dieses Gesetzt würde es immer noch geben. Niemand wäre nur ansatzweise auf die Idee gekommen eine Redaktion zu gründen bei der drei Frauen Chefredakteurinnen und zahlreiche Redakteurinnen tätig sind. Um es genau zu beschreiben würde es dann Wo-ist-eigentlich-Lingen.de nicht in der Form geben wie wir es heute kennen. Ein erschreckender Gedanke, oder?
Die Teilnahme der Frauen an den interessen des Staates ist nicht ein Recht, sondern eine Pflicht!
Louise Otto-Peters 1843, öffentlich formulierte Forderung
https://www.fes.de/politische-akademie/onlineakademie/geschichte/story-slider-feminismus/feminismus
Die Gründung des ersten deutschen Frauenvereins
Die Einstellung der Frauen-Zeitung war definitiv ein Rückschlag für den Feminismus. Nichtsdestotrotz ließen sich die Anhänger:innen des Feminismus nicht unterkriegen. So gründeten Auguste Schmidt und Louise Otto-Peters 1865 den ersten „Allgemeinen deutschen Frauenverein (ADF)“. Das Hauptziel dieses Vereins war es Frauen mehr und bessere Bildungsmöglichkeiten zu ermöglichen sowie deren Erwerbstätigkeiten zu unterstützen. Damals forderte dieser Verein eine faire sowie gleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit. Ist es nicht verrückt, dass diese Forderung schon in dem Jahr 1865 entstand, und bis heute immer noch nicht überall in Deutschland und auf der restlichen Welt erfüllt wird?
Frauenstudium, Internationaler Frauentag & Frauenwahlrecht
Es gibt zahlreiche Studierende auf der ganzen Welt aber wusstet ihr, dass es früher nur Männern gestattet war zu studieren? Nein, wusstet ihr nicht? Keine Sorge mir persönlich war dies auch nicht wirklich bewusst. Tätsächlich dürfen erst seit 1896 beide Geschlechter an deutschen Universitäten und Hochschule studieren.
Im Kampf der Gleichberechtigung entstand durch Clara Zetkin 1910 der internationale Frauentag. Das Datum für den internationalen Frauentag ist der 8. März. Tatsächlich ist dieser Tag nur im Stadtstaat Berlin ein Feiertag. In allen anderen Bundesländern wird dieser Tag wie jeder andere Tag wahrgenommen.
Der wohl größte Erfolg der Frauenbewegung ist, dass das Wahlrecht 1918 für beide Geschlechter mit in die Weimarer Verfassung aufgenommen wurde. So durften ab dem Jahre 1919 alle Frauen ab 21 Jahren ihre Stimme bei den Wahlen abgeben und vertreten. Mit dem Wahlrecht der Frauen wurde außerdem die Geschlechtsvormundschaft abgeschafft. Die Geschlechtvormundschaft war die Vormundschaft der Väter über mündige, unverheiratete Frauen und die Vormundschaft des Ehemannes.
Das Ende der ersten Welle des Feminismus
Das Ende der ersten Welle des Feminismus kam durch den Nationalsozialismus. Der Nationalsozialismus sorgte dafür, dass all die Rechte, die sich die Frauenbewegungen auf der ganzen Welt erkämpft hatten zunichte gemacht wurden. So musste der Feminismus während der Macht der Nationalsozialisten und des 2. Weltkrieges einige Rückschritte ertragen. Unter anderem durften Frauen keine gehobeneren Berufe ausüben und das Wahlrecht wurden ihnen ebenfalls entzogen. Außerdem wurden auch Verbände und Organisationen der Frauenbewegung verboten und zwangsaufgelöst.
Die zweite Welle des Feminismus
Die zweite Welle des Feminismus begann nach dem 2. Weltkrieg. Diese Welle wurde vor allem durch die dortige Studierendenbewegung beeinflusst. Geprägt wurde diese Welle durch folgende Hauptforderungen der Frauenbewegung: Recht auf Selbstbestimmung, aktives Mitspracherecht in der Politik, uneingeschränkter Zugang zu qualifizierten Tätigkeiten und die Abschaffung des Paragraphen 218 (Schwangerschaftsabbruch). All diese Forderungen konnte die deutsche Frauenbewegung erreichen und durchsetzen.
Die „vier Mütter des Grundgesetzes“
Elisabeth Selbert, Frieda Nadig, Helene Weber und Helene Wessel gelten als die „vier Mütter des Grundgesetztes“. Der Grund dafür ist, dass diese vier Frauen, als Mitgliederinnen des Parlamentarischen Rats, sich 1949 dafür einsetzten, dass die Gleichberechtigung von Männern und Frauen mit in das Grundgesetzt aufgenommen wurde.
Männer und Frauen sind gleichberechtigt.
Grundgesetz, Artikel 3, Abschnitt 2
Der Weg zur vollständigen Umsetzung des Artikel 3 Abschnitt 2 des Grundgesetzes war ein sehr langer Weg. Erst 1994 wurde der Artikel durch folgendes ergänzt: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
Der Rassismus im Feminismus
In den 1980-er Jahren entstanden viele Disskusionen darüber, dass sich afroamerikanische Frauen durch den mehrheitlich „weißen“ Feminismus unterdrückt fühlten. Damals, und leider auch heutzutage, wurde bzw. wird Feminismus mit weißen Frauen gleichgesetzt. Aus diesem Grund entstand Mitte der 1980er Jahre der erste Frauenverein „ADEFRA“, der von afrodeutschen Frauen gegründet wurde.
Die dritte Welle des Feminismus
Wir befinden uns gerade inmitten der dritten Welle. Einige behaupten sogar, dass wir uns schon in der vierten Welle befinden. Gerade die Menschen, die in den 80er und 90er Jahren geboren sind, prägen nun den heutigen Feminismus. In unserem nächsten Artikel werdet ihr einiges dazu erfahren, warum der Feminismus gerade heutzutage so wichtig ist. Aus diesem Grund endet heute die Reise in die Vergangenheit des Feminismus und wird beim nächsten Mal in der Gegenwart des Feminismus weitergehen.
Da die Vergangenheit des Feminismus so vielfältig und prägend war bzw. ist, gibt dieser Text nicht alle Punkte bis ins kleinste Detail wieder. Aus diesem Grund können wir Euch empfehlen in die Quellen dieses Textes zu schauen und Euch dort noch detailierter über die Geschichte des Feminismus zu informieren.