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12. Mai 2023Forschungsstelle duales Studium: Entstehung und Auftrag
Welche Aufgaben übernimmt die Forschungsstelle duales Studium und welche Erkenntnisse stellen sich daraus? Dieser Text befasst sich mit den Hintergründen der entwickelten Studien. Am Ende folgt ein Interview der leitenden Person Katrin Ripperda.
Entstehung des dualen Studiums
Seit circa 40 Jahren existiert in Deutschland mit dem dualen Studium ein Format, das die Wissenschaftlichkeit und den Praxisbezug im Studium durch die Verbindung von mindestens zwei Lernorten erschließt: Hochschule und Praxiseinrichtung sowie, je nach Studiengang und Konzeption, Fach- beziehungsweise Berufsschule. Dabei ist die enge Verzahnung von Theorie und Praxis im Studienverlauf prägend für das duale Studium.
Entstehung der Forschungsstelle
Um sich explizit mit den dualen Studiengängen zu beschäftigen und diese besser zu verstehen, untersucht die Forschungsstelle duales Studium der Hochschule Osnabrück zum einen den Informations- und Studienwahlprozess der Studieninteressierten. Jährlich werden Erstsemesterstudierende der dualen Bachelor- und Masterstudiengänge des Instituts für duale Studiengänge rückblickend zu ihrer Studienwahl befragt. Bei der Befragung beantworten die Studierenden unter anderem, mit wem sie über ihre Studienwahl gesprochen haben und wie wichtig die Meinung jeweiliger Personen rückblickend für sie war. Es wird sowohl quantitativ über Befragungen in schriftlicher oder digitaler Form geforscht als auch qualitativ.
Was ist die Systemstudie?
Um eine stetige Entwicklung beobachten zu können, läuft die Systemstudie seit 2022 als eine Panelbefragung ab. Das bedeutet, dass die Teilnehmenden mehrmals an der Befragung teilnehmen, damit Veränderungen während des zeitlichen Verlaufs festgehalten werden können.
Die Teilnehmenden setzen sich aus aktiven Praxiseinrichtungen, dual Studierenden und Verantwortlichen (Studienverantwortliche, Betreuende) der Hochschulen und deren Wechselwirken zusammen. Bisher hat keine Studie das duale Studium im Gesamtsystem in ganz Deutschland erforscht.
Was ist das Ziel der Forschungsstelle?
Die Forschungsstelle setzt sich das Ziel, aus der Studie stets neue Verbesserungsmöglichkeiten zu ziehen, damit das duale Studium kontinuierlich für die Studierenden, aber auch für die Betriebe weiterentwickelt und attraktiver wird.
Zudem sollen die strukturellen Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zwischen Hochschulen, Unternehmen und Studierenden verständlich erklärt und dargestellt werden. Dies dient allen vorhandenen Stakeholdern in dem Gesamtsystem des dualen Studiums.
Das Ziel der Forschungsstelle liegt darin, Daten zu erheben und bereitzustellen, um bestehende duale Studiengänge und ihre Studiengangkonzepte weiterzuentwickeln oder neue Studiengänge und Betreuungsformate zu konzipieren. Die Systemstudie liefert Vergleichsdaten. Daher gibt die Forschungsstelle, die von Katrin Ripperda und Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Arens-Fischer geleitet wird, halbjährlich das Fachjournal „Duales Studium“ heraus.
Kurzinterview mit Katrin Ripperda
Was ist eine der wichtigsten Aufgaben der Forschungsstelle?
Katrin Ripperda: Die zentrale Aufgabe der Forschungsstelle liegt darin, eine Metaperspektive auf die dualen Studiengänge einzunehmen. Diese übergeordnete Sichtweise vereint den Blick zwischen dem, was an Qualitätsvorgaben von essenziell wichtigen Institutionen für wissenschaftliche Qualität ausgeht, wie zum Beispiel der Wissenschaftsrat. Dieser legt Gutachten fest, wie die Qualität dualer Studiengänge zu definieren ist. Demnach analysieren wir die Studiengänge.
Welches Konzept steckt hinter der Forschungsstelle?
Katrin Ripperda: Um die Zielgruppen nicht zu sehr zu belasten, versuchen wir, mit möglichst wenig Datenerhebungsinstrumenten möglichst viele Daten zu gewinnen. Dabei gibt es in Bezug auf die Datenerhebung einen Unterschied zwischen qualitativen und quantitativen Daten.
Besonders wichtig während der Datensammlung zeigt sich die variierende Perspektiveinnahme zwischen den drei Kernzielgruppen eines dualen Studiums: Unternehmen beziehungsweise Einrichtungen, Hochschulen und Vertreterinnen dieser und dual Studierende selbst. Diese Perspektiven müssen alle gleichwertig berücksichtigt werden.
Welche Auswirkungen werden diese Ergebnisse auf die drei Stakeholder haben und unter welcher Besonderheit arbeitet die Forschungsstelle?
Katrin Ripperda: Die kennzeichnende Besonderheit der Forschungsstelle liegt darin, dass jeder einzelne Stakeholder betrachtet wird. Dabei ist es besonders wichtig, dass wir die Verbindungen zwischen diesen Zielgruppen sehen. Das heißt, wir können das duale Studium nur dann weiterentwickeln, wenn wir alle drei Perspektiven im Zusammenspiel beleuchten. Mit unseren Studien und beispielsweise den dual Studierenden können wir nur helfen, wenn wir die anderen beiden Perspektiven mit einbeziehen und entgegengesetzt ebenso.
Früher wurden nur dual Studierende befragt und aus den Ergebnissen wurde versucht, eine Verbesserung einzuschlagen. Diese Herangehensweise führt aber nicht zum Erfolg, da manche Dinge nicht in allen Unternehmen oder Hochschulen umsetzbar sind. Deshalb ist es stets wichtig, alle drei Perspektiven abzuwägen und den Kontakt zu allen drei Stakeholdern zu pflegen. Bisher kommt diese Umsetzung zu kurz, deshalb setzt sich unsere Forschungsstelle die Analyse zur Aufgabe. Die drei Zielgruppen werden in ihrem Alltag beobachtet und erforscht und mit diesen drei Sichtweisen werden permanent Lösungen für die Weiter- oder Neuentwicklung von Studiengängen erarbeitet.