Weltstudent:innen-Tag
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23. Januar 2022Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
TW: Folgender Artikel enthält Inhalte über Gewalt an Frauen. Dies kann für Betroffene belastend oder retraumatisierend wirken. Bitte entscheide ehrlich, ob Du den Beitrag durchlesen möchtest. Informationen und Hilfe für Betroffene sind unter www.hilfetelefon.de verfügbar.
Mit rund 51.400 Kontakten ist die Zahl der Beratungen beim Hilfetelefon ‚Gewalt gegen Frauen‘ im Jahr 2020 erneut gestiegen.
Edith Kürthen im Jahresbericht 2020 des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“
Mit diesem Satz beginnt Edith Kürten, Präsidentin des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, das Editorial im Jahresbericht des Hilfetelefons 2020. Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen – und macht damit auf ein Thema aufmerksam, das mit Beginn der COVID-19-Pandemie wieder stärker ins Blickfeld gerückt ist.
Formen geschlechtsspezifischer Gewalt
Geschlechtsspezifische Gewalt richtet sich gegen eine Person aufgrund dessen biologischen oder sozialen Geschlechts und kommt in verschiedensten Formen vor: Psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt innerhalb einer Partnerschaft, sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum oder sogar Zwangsverheiratung und Menschenhandel.
Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben fasste folgende Zahlen aus zwei Studien zusammen:
- Jede dritte Frau in Deutschland ist von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen.
- 25 Prozent aller Frauen erleben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in ihrer Partnerschaft.
- Zwei von drei Frauen erfahren sexuelle Belästigung.
- 24 Prozent der Frauen werden Opfer von Stalking.
- 42 Prozent der Frauen erleben Formen psychischer Gewalt.
- Aber: Nur 20 Prozent der betroffenen Frauen nutzen Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen.
Die etwas anderen Symptome von SARS-CoV-2
Im März 2020 steht die Welt plötzlich still. Das Corona-Virus zwingt uns soweit es möglich ist, zu Hause zu bleiben. Statt morgens ins Büro, zur Schule oder zur Uni zu fahren, beziehen Angestellte ihr Homeoffice und Schüler:innen und Student:innen lernen von zu Hause. Die sozialen Kontakte sind eingeschränkt – teilweise darf man nur mit den Personen des eigenen Haushalts vor die Tür. Die neuen Umstände ziehen Folgen mit sich:
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, welches Beratungen in insgesamt 18 verschiedenen Sprachen anbietet, verzeichnet zwar seit dessen Einrichtung 2013 jährlich einen Anstieg der Beratungen, doch 2020 liegt der Anstieg mit rund 15 Prozent mehr Beratungskontakten etwas über dem Durchschnitt. Während es im März letzten Jahres im Schnitt 385 Beratungen zu häuslicher Gewalt pro Woche gab, steigt dieser Wert von April bis Ende letzten Jahres auf durchschnittlich 480 Beratungen pro Woche. Die Regelungen während der COVID-19-Pandemie haben dazu geführt, dass Aggressionen, Gewaltausbrüche und Konflikte sich verschärft haben. Öfter als vor Beginn der Pandemie werden während der Beratung andere Institutionen eingebunden und Kriseninterventionen durchgeführt. Auch betroffene Frauen mit Verletzungen aus konkreten Gefährdungssituationen suchen häufiger den Kontakt. Neben den Betroffenen fragen ebenfalls Menschen aus dem sozialen Umfeld häufiger nach Rat: Im Jahr 2019 waren es im Durchschnitt monatlich noch 624 Personen aus dem sozialen Umfeld, die Rat suchten – im April 2020 und in den Folgemonaten sind es 800 Personen.
Ich bin betroffen – Was kann ich tun?
Als von Gewalt betroffene Person kann es schwierig und überfordernd sein, aus eigener Kraft nach Hilfe zu fragen. Das Hilfetelefon soll unterstützen: Unter der bundesweit erreichbaren Rufnummer 0800 116 016 sind eine Erstberatung durch qualifizierte Mitarbeiterinnen sowie Krisenintervention und bei Bedarf die Vermittlung an eine Unterstützungseinrichtung vor Ort möglich – 24 Stunden am Tag. Außerdem kann eine Chat- und E-Mail-Beratung (auf Deutsch) genutzt werden. Auch als Familienmitglied, Freund:in oder Bekannte:r einer betroffenen Person kann man sich dort beraten lassen. Weitere Informationen zur Beratung durch das Hilfetelefon findest Du hier.
Auch die Stadt Lingen (Ems) bietet Informationen an und macht unter anderem mit einer Ausstellung auf das Thema „Häusliche Gewalt“ aufmerksam.