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Von drauß' vom Walde komm ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! - Theodor Storm, Knecht Ruprecht (1862)
Fröhlicher Nikolaustag!
Auch in diesem Jahr wurden die Stiefel nach draußen gestellt und der Nikolaus empfangen. Den meisten Kindern wird die Geschichte vom heiligen Nikolaus bekannt sein, der in der Nacht vom 06. Dezember Kleinigkeiten in den Stiefeln versteckt. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Brauch und warum sieht der Nikolaus aus wie der Weihnachtsmann?
Die Geschichte des heiligen Nikolaus’
In der Figur des Heiligen Nikolaus verschmolzen zwei historische Figuren zu einer. Zunächst der Nikolaus von Myra, ein Bischof aus Myra, in der heutigen Türkei. Er lebte im dritten Jahrhundert. Auf der anderen Seite Nikolaus von Sion, welcher im 6.Jahrhundert in der Nähe von Myra, als Abt im Kloster Sion wirkte. Die Legenden über das Leben der beiden Männer sind in der mythischen Gestalt des Heiligen Nikolaus von Myra verwoben. Er soll zahlreiche Wunder vollbracht haben, darunter die Besänftigung eines Sturmes, sowie die Wiederbelebung mehrere Verstorbenen. Eine Geschichte erzählt, wie er einem verarmten Vater mit drei Töchtern hilft: Der verzweifelte Vater ist dabei, seine Töchter in die Prostitution zu schicken, da er sich die Mitgift nicht leisten kann. Als Nikolaus davon erfährt, hilft er, indem er in der Nacht heimlich Goldstücke durch das Fenster der Familie wirft.
Der Mythos vom barmherzigen Helfer und Beschützer, der nachts unerkannt Kindern Geschenke macht, war geboren.
Nikolaus – Nationalheiliger und Schutzpatron
Im Mittelalter war Nikolaus einer der beliebtesten Heiligen. In Russland wurde er sogar zum Nationalheiligen. Zudem wurde er auch zum Schutzpatron der Seeleute und Kaufleute und auch der zum Schutzpatron der Hanse. Davon zeugen noch heute viele Nikolaikirchen in den Hansestädten wie Rostock, Wismar und Stralsund. In Hamburg erinnert das Denkmal Sankt Nikolaus an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft im Nationalsozialismus. Um heute dem Heiligen zu gedenken, wird im Christentum am 06. Dezember sein Todestag als Nikolaustag gefeiert. In Erinnerung an die Legenden werden Stiefel nach Draußen gestellt. Diese werden dann in der Nacht mit kleinen Aufmerksamkeiten wie meist Äpfeln und Nüssen, befüllt.
Das ist jedoch nicht zu verwechseln mit dem Weihnachtsmann!
Vom Nikolaus zum Weihnachtsmann
Der Weihnachtsmann ist hingegen eine fiktive Figur. Eine modifizierte Version des Heiligen Nikolaus, die seit dem 19. Jahrhundert im Umlauf ist. Obwohl der Weihnachtsmann viel jünger und keiner realen Person nachempfunden ist, hat er den Nikolaus verdrängt und ist zu einem Symbol für Weihnachten geworden. Dies hat sowohl historische als auch kulturelle Gründe.
Einwanderer brachten die Figur des Heiligen Nikolaus zusammen mit Bräuchen und Legenden in die Vereinigten Staaten. Im Laufe der Zeit ist dem Bild des älteren Mannes ein langer weißer Bart und ein roter Mantel gewachsen. Hollywood und Werbung taten ihr Übriges, und die Figur des Weihnachtsmanns , der Geschenke bringt, wie sich der Weihnachtsmann in englischsprachigen Ländern nennt, ist um die ganze Welt gegangen. Diesem Umstand und dem Siegeszug der Weihnachtsmann-Uniform haben wir letztendlich zu danken, dass wir heute Weihnachten und den Nikolaus an unterschiedlichen Tagen feiern. Jedoch ist in einigen Ländern der 06.Dezember der wichtigere der beiden Feiertage geblieben. In den Niederladen beispielsweise ist der Besuch des „Sinterklaas“ und „Zwarter Piet“ der Höhepunkt der Weihnachtszeit.
Das Gegenstück zum Nikolaus- der dunkle Schatten Knecht Ruprecht
Denn spätestens im 19. Jahrhundert begleitet den Heiligen eine zweite dunklere Gestalt. Ein dunkel gekleideter Mann. Dieser Mann soll die Kinder erschrecken. Je nach Region ist auch sein Name unterschiedlich. Knecht Ruprecht, Pulterklas oder auch Rupsack. Normalerweise trägt er eine Rute bei sich, kein Sack mit Geschenken. Mit dieser soll er die Kinder ausschimpfen, die nicht artig waren. Aber er hat in der Geschichte nicht immer eine böse Rolle gespielt: Im 19. Jahrhundert glaubte man, der Gehilfe des Nikolaus sei auf heidnische Rituale zurückzuführen: Im Winter vertrieb er das Böse. Andere Theorien schildern ihn jedoch düsterer: Knecht Ruprecht lässt sich beispielsweise auf einen Priester zurückführen, der im Jahr 1021 Kinder verflucht haben soll, die an Weihnachten feierten und tanzten. Andere weisen darauf hin, dass er seinen Ursprung im Spätmittelalter hat, als Kinderangst noch zur Unterstützung von Bildungs- und Erziehungsmaßnahmen genutzt wurde. In jedem Fall wird er aber als Gegenstück zum Nikolaus gesehen und tritt auch am Nikolausfest mit Ihm auf. So auch in dem berühmten Gedicht des deutschen Schriftstellers Theodore Sturm, welches auch nach einem Jahrhundert noch allen Kindern bekannt ist:
Von drauß’ vom Walde komm ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Nun sprecht, wie ich’s hier innen find’! Sind’s gute Kind’, sind’s böse Kind’? -Theodor Storm, Knecht Ruprecht (1862)