Was ist dran am Trend Capsule Wardrobe?

Wie nachhaltig und alltagstauglich ist sie?

Bekleidung macht deutschlandweit einen hohen Anteil der Konsumausgaben aus.

Gerade jetzt im Frühsommer, wenn die Temperaturen langsam aber sicher steigen, stehen viele von uns morgens suchend vor dem Kleiderschrank. Zwischen Kleiderbergen gibt es scheinbar kein geeignetes Outfit, um uns gut durch den Tag zu bringen. Geht es dir momentan ähnlich? Die Capsule Wardrobe verspricht hier Abhilfe. Auf den sozialen Medien kursieren zurzeit viele Videos, auf denen Nutzer ihre Capsule Wardrobe präsentieren.

Was ist eine Capsule Wardrobe?

Die Idee der Capsule Wardrobe stammt ursprünglich aus dem Minimalismus. Der Kleiderschrank soll dabei so organisiert werden, dass zum Schluss nur noch Kleidungsstücke übrig bleiben, die gut gefallen und vielseitig kombinierbar sind. Strenggenommen sollten pro Saison nicht mehr als 37 Teile im Kleiderschrank hängen – das darf natürlich individuell angepasst werden. Erfinderin des Konzepts ist die Londoner Boutique-Besitzerin Susie Faux. Sie erfand das Konzept in den 70ern. Die Idee ist, am Ende nur noch Lieblingsstücke im Schrank zu haben.

Welche Vorteile bietet eine Capsule Wardrobe?

Zum einen die Zeitersparnis, die durch eine vielseitige Kombinierbarkeit der einzelnen Kleidungsstücke erreicht werden soll. Neben der Zeit, die man morgens vor dem Kleiderschrank spart, schafft man mit einer gut sortierten Auswahl an Kleidungsstücken aber auch eine Menge Platz. Kleiderberge adé. Investiert man etwas mehr Überlegung in die Anschaffung neuer Teile, hinsichtlich Qualität und Vielseitigkeit (indem man z.B. auf natürlichere, robuste Fasern setzt) zahlt sich das auch in puncto Langlebigkeit aus. Und damit wären wir beim wohl wichtigsten Aspekt: der Nachhaltigkeit.

Was hat Kleidung mit Nachhaltigkeit zu tun?

Die Anschaffung neuer Kleidungsstücke im Online-Handel boomt. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland rund 50 Mrd. € dafür ausgegeben. Rund 60 Kleidungsstücke kaufen wir jährlich. Davon werden 40 Prozent selten bis überhaupt nicht getragen. Obendrein werden für die Produktion neuer Kleidungsstücke nicht nur wertvolle Ressourcen verbraucht, sondern auch die Umwelt mit schädlichen Chemikalien belastet. Ein Grund mehr also, im eigenen Kleiderschrank eine Bestandsaufnahme zu machen und das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen.

Wie erstelle ich mir eine Capsule Wardrobe?

Anfangs solltest du deinen Kleiderschrank auf Lieblingsteile und zeitlose Basics prüfen. Außerdem ist es sinnvoll, herauszufinden, welche Farben dir am besten stehen. An dieser Stelle sei gesagt: Jeder darf das tragen, was er oder sie tragen möchte! Ob man sich auf bestimmte Farben festlegen sollte, ist deshalb jedem selbst überlassen. Laut Farbtypenlehre gibt es Farben, die manchen Typen besonders gut stehen. Weitere Infos dazu findest du hier. Deine Capsule Wardrobe sollte an die Wetterbedingungen der jeweiligen Saison angepasst werden. Es ist sinnvoll, auf Farben zu setzen, die vielseitig untereinander kombinierbar sind. Mache dazu am besten Fotos von verschiedenen Teilen aus deinem Kleiderschrank, die du miteinander kombinierst. Dabei könntest du dir Outfits für unterschiedliche Anlässe in deinem Alltag überlegen (Arbeit, Freizeit, Studium etc.).

Alltagstauglichkeit

Grundsätzlich ist eine Capsule Wardrobe relativ leicht umsetzbar. Dafür muss man keine neuen Käufe tätigen, was dem Nachhaltigkeitsaspekt widersprechen würde. Außerdem unterstützt die Capsule Wardrobe dabei, Fehlkäufe zu vermeiden. Dadurch, dass man einen ganzheitlichen Überblick über seine Outfit-Optionen hat, weiß man intuitiv besser, was in den eigenen Schrank passt – und was eben nicht. Vielleicht fallen dir beim Erstellen deiner Capsule Wardrobe auch Dinge auf, die dir noch fehlen, wie bestimmte Basics. Hier kann es sinnvoll sein, sich eine Wunschliste zu erstellen, statt impulsive Spontankäufe zu tätigen. Da wir so viel Kleidung konsumieren und gleichzeitig wenig davon tragen, gibt es Kleidung Secondhand auch in neuwertiger Qualität zu kaufen. Es lohnt sich also, sich auf Plattformen wie Vinted, Ebay Kleinanzeigen oder Sellpy umzuschauen.

Nachteile der Capsule Wardrobe

Das klingt alles erst einmal sehr positiv. Geld und Zeit sparen und nebenbei noch die Umwelt schonen? Kann das auch Nachteile mit sich bringen?

  1. Waschzwang. Wenn man nur noch Kleidung für eine Woche hat, liegt es auf der Hand, dass öfter gewaschen werden muss. Das kann im stressigen Alltag durchaus anstrengend werden, da ja keine Unmengen an unbenutzten Teilen mehr im Schrank liegen (sollten).
  2. Kleidung trägt sich schneller ab. Wenn man Kleidungsstücke häufiger trägt, ist die logische Konsequenz daraus natürlich, dass sie auch stärker beansprucht wird als zuvor. So kann es natürlich passieren, dass der Lieblingspullover schneller seine Form verliert oder die neuen Schuhe sich schnell ablaufen.
  3. Es gibt kein perfektes Allround-Material. Verschiedene Stoffe bieten unterschiedliche Eigenschaften, dabei gibt es aber nicht das eine Material, was alle Belastungen standhält. Leinen bleibt trotzdem knitteranfällig, Baumwolle ist zwar günstig, trocknet aber schlecht und Seide ist äußerst empfindlich. Daran ändert auch eine Capsule-Wardrobe nichts. Zwangsläufig ist man hier irgendwann wieder bei Punkt 2. und muss sich neue Kleidung kaufen.
  4. Kleidung geht kaputt. Kleidung bleibt trotz allem ein Gebrauchsgegenstand. Das bedeutet leider auch, dass eines Tages der Verschleiß einsetzt und die Kleidungsstücke die besten Zeiten hinter sich haben. Das Versprechen der Capsule Wardrobe, nichts Neues mehr kaufen zu müssen, kann also nicht auf Dauer gehalten werden. Besonders wenn sich die Kleidung durch häufigeres Tragen schneller abnutzt als vorher.

Fazit

Lohnt sich eine Capsule Wardrobe? Grundsätzlich bietet die Capsule Wardrobe im Alltag viele Vorteile. Sie ist bestenfalls vielseitig, gut kombinierbar und trägt einen kleinen Teil zu einem nachhaltigeren Umgang mit Kleidung bei. Auf der anderen Seite muss durch häufigeres Tragen derselben Teile öfter gewaschen werden und die Kleidungsstücke gehen schneller kaputt.

Ich persönlich glaube, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Ein bewussterer Konsum von Kleidung ist auf dem Weg zur Nachhaltigkeit ein wichtiger Schritt. Andererseits sollte die Capsule Wardrobe wirklich auf den Alltag und die Bedürfnisse des Trägers zugeschnitten sein. Damit macht eine festgelegte Anzahl von Kleidungsstücken als starre Vorgabe wenig Sinn. Trotzdem kann die Organisation des eigenen Kleiderschranks dabei helfen, sich das eigene Konsumverhalten bewusst zu machen und zukünftig weniger Fehlkäufe zu tätigen.

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