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Der Weg vom Kindheitstraum zur Wirklichkeit. Ein Interview mit Bundespolizistin Alicia Stöhr
Immer öfter sehen wir Frauen, die in verantwortungsvollen Berufen gefragt sind und ihre Spuren in einstigen Männerdomänen hinterlassen. Doch die Diskussionen um die Gender Pay Gap und die Anerkennung von Frauen in Führungspositionen zeigen, dass der Weg zur vollständigen Gleichberechtigung noch immer ein Thema ist. Dennoch gibt es Frauen, die ihre Zukunft in diesen eher männlich geprägten Branchen sehen und ihren Traum zum Beruf machen.
So wie Alicia Stöhr, eine junge Frau im Alter von 22 Jahren. Ursprünglich stammt sie aus einer kleinen Stadt in Ostfriesland. Schon als Kind entdeckte sie dort ihre Faszination für die polizeiliche Arbeit. Schon früh spielte sie am liebsten „Finde den Täter“ und tat gern so, als wäre sie Detektivin. Bei ihrem ersten Praktikum während ihrer Schulzeit traf sie dann die Entscheidung, ihren Kindheitstraum zur Realität werden zu lassen. Heute arbeitet Alicia als Bundespolizistin in der Nähe von Lübeck und ist leidenschaftlich bei ihrem Job dabei. Ich hatte das Privileg, sie zu besuchen und mehr über sie als Person und ihren Beruf zu erfahren.
Im folgenden Interview erzählt Alicia von ihrem Weg zur Bundespolizei, ihrer Zeit bei der Ausbildung und ihrem aktuellen Alltag als Polizistin. Sie spricht auch über die besonderen Herausforderungen, mit denen sie als Frau konfrontiert ist und wie sie damit umgeht. Darüber hinaus teilt sie ihre persönlichen Erfahrungen, ihre Wahrnehmung der Chancengleichheit bei der Polizei und gibt Ratschläge an andere Frauen, die sich in verantwortungsvollen Berufen bewähren möchten.
Wie begann dein Weg bei der Bundespolizei und seit wann bist du schon dort tätig?
Im Sommer 2017 absolvierte ich meinen erweiterten Realschulabschluss in Emden und merkte, dass ich ins Berufsleben einsteigen möchte. Nach dem Bewerbungsprozess und den Tests bei der Bundespolizei begann ich im September 2017 meine zweieinhalb jährige Ausbildung in Eschwege.
Im ersten Jahr ging es hauptsächlich um den theoretischen Input in Form von Unterrichtseinheiten. Das zweite Ausbildungsjahr beschäftigte sich mit den praktischen Inhalten auf verschiedenen Dienststellen. Es wurden beispielsweise Einsätze an Bahnhöfen oder an innerdeutschen Grenze vorgenommen. Das letzte halbe Jahr stand ganz im Zeichen des Laufbahnlehrgangs. Hierbei können sich die angehenden Absolventen bei vorgegeben Dienststellen bewerben. Ich habe mich für die Bereitschaftspolizei in Ratzeburg beworben und bin dort seit über drei Jahren tätig.
Beschreibe uns mal deinen jetzigen Alltag. Was macht ihn so besonders?
Meine Tätigkeiten in der Bereitschaftspolizei sind durchgehend abwechslungsreich. Im täglichen Dienst wechseln sich sportliche Aktivitäten, Fortbildungen und Schießübungen ab. An den Wochenenden folgen Einsätze bei Großveranstaltungen oder Demonstrationen.
Ebenfalls kann es auch zu Unterstützungseinsätzen in sozialen Brennpunkten kommen. Interessant ist der Dienst an verschiedenen Grenzabschnitten von Deutschland, der mehrmals im Jahr für uns stattfinden.
Du hast von Einsätzen gesprochen. Wie geht es dabei zu? Wirst du öfters angefeindet oder beleidigt?
Es gibt Einsätze, in denen es schon mal brisant und angespannt werden kann. Natürlich sind Beleidigungen und Pöbeleien bei unserer Arbeit an der Tagesordnung. Man merkt, dass der Respekt vor der Polizei und anderen Ordnungskräften immer weniger wird. Ich nehme solche Aktionen nicht persönlich. Wir arbeiten zusammen als Team der Polizei gegen diese „Störer*innen“ und bekommen die jeweiligen Lagen gut in den Griff.
Kommen wir nochmal zur dir. Was hat dich eigentlich nach Ratzeburg verschlagen und was gefällt dir hier besonders?
Das ist eine interessante Frage! Wie bereits erwähnt habe ich mich im Laufbahnlehrgang der Ausbildung für Ratzeburg entschieden, da ich diese Stadt interessant und beeindruckend fand. Ratzeburg ist wie eine kleine Insel aufgebaut und von der Natur ein echter Hingucker. Auch die Nähe zur Ostsee und zu den Städten Lübeck und Hamburg geben mir einen großen Mehrwert.
In der Dienststelle ging es für mich genauso beeindruckend weiter. Ich wurde direkt aufgenommen und durch meine netten Kollegen konnte ich mich gut einleben. Ich kann wirklich sagen, dass Ratzeburg meine zweite Heimat ist.
Erzähl uns doch mal, wie es in Zukunft für dich weiter geht und wie du deine Chancen als Frau bei der Polizei siehst?
Ende Mai findet für mich die Eignungsüberprüfung für den gehobenen Dienst statt. Auch hier hoffe ich, dass ich diese mit Bravour absolviere und niemals die Freude an der Arbeit verliere.
Zu den Chancen kann ich sagen, dass Frauen und Männer bei der Bundespolizei absolut gleichberechtigt sind! Allerdings sind wir Frauen in der Minderheit und der tägliche Dienst kann zu einer Herausforderung führen. Persönlich versuche ich mich seit Ende meiner Ausbildung fortzubilden und weiterzuentwickeln. Erst vor zwei Monaten habe ich einen anspruchsvollen Lehrgang in Walsrode besucht. Es ging um den sogenannten Personenbegleiter Luft. Hier konnte ich mich zwischen vielen männlichen Bewerbern durchsetzen. Die Chancengleichheit ist bei der Polizei auf jeden Fall vorhanden.
Zuletzt, was rätst du Frauen in verantwortungsvollen Berufen?
Ich selbst bin erst 22 Jahre alt und lerne jeden Tag dazu. Ich bezweifle, dass ich bereits große Ratschläge geben kann. Trotz dessen möchte ich sagen, dass man alles erreichen kann, wenn man an sich glaubt. Gesundes Selbstbewusstsein, Mut und ständige Leistungsbereitschaft kann Frauen als auch Männern in verantwortungsvollen Berufen helfen!