Zu schnell, zu weit, zu stark (für eine Frau)
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20. Dezember 2024Orange the World: 16 Tage gegen Gewalt an Frauen
Weltweite Kampagne setzt Zeichen
Vom 25. November bis zum 10. Dezember färbt sich die Welt orange – und das aus gutem Grund. Die UN-Kampagne „Orange the World“ rückt in diesen 16 Tagen das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen in den Fokus der Öffentlichkeit. Diese Aktion beginnt am internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen und endet am Tag der Menschenrechte. Seit 2008 ist sie Teil der Kampagne „UNiTE to End Violence against Women“ des UN-Generalsekretärs, die von UN Women durchgeführt wird.
Warum Orange gegen Gewalt steht
Orange steht für eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen. Weltweit werden Wahrzeichen in orangefarbenes Licht getaucht – von der Christusstatue in Rio de Janeiro bis zum Brandenburger Tor in Berlin. In Deutschland beteiligen sich unter anderem der SWR Fernsehturm in Stuttgart und die Allianz-Arena in München.
Die Notwendigkeit solcher Kampagnen wird durch erschreckende Statistiken unterstrichen. Laut dem Bundeslagebild Häusliche Gewalt 2023 des Bundeskriminalamts wird in Deutschland alle zwei Tage eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Täglich gibt es einen Tötungsversuch, und weniger als alle vier Minuten erfährt eine Frau Gewalt durch ihren Partner. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit im Mittelfeld, zeigt aber eine besorgniserregende Zunahme häuslicher Gewalt in den letzten Jahren.
Sexuelle Gewalt an Hochschulen: Ein wachsendes Bewusstsein
Sexuelle Gewalt gegen Studierende ist ein wichtiges Thema, das zunehmend auch in Deutschland Beachtung findet. Während es in den USA bereits seit Jahren im Fokus steht, wird hierzulande die Situation an Hochschulen genauer untersucht. Dazu haben die Bochumer Studien wertvolle Erkenntnisse geliefert. Die Bochumer Studien, durchgeführt von Dr. Katrin List und Prof. Dr. Thomas Feltes an der Ruhr-Universität Bochum, liefern hierzu wichtige Erkenntnisse.
Eine der zentralen Erkenntnisse ist, dass sexuelle Diskriminierung und Gewalt auch an deutschen Hochschulen verbreitet sind. Diese Studien, Teil des EU-geförderten Forschungsprojekts „Gender-based Violence, Stalking and Fear of Crime“ (2009-2012), zeigen, dass 13% der befragten Studentinnen innerhalb eines Jahres sexuelle Übergriffe erlebt haben.
Auch an Universitäten wird die Kampagne „Orange the World“ sichtbar. Viele Hochschulen beteiligen sich, indem auch sie Gebäude orange beleuchten oder Fahnen hissen. Dabei können sich Studierende ebenfalls einbringen, sei es durch das Tragen oranger Kleidung oder die Organisation von Infoveranstaltungen.
Aktueller Fall am Camprivi-Campus
Es geht um einen Vorfall am Caprivi Campus in Osnabrück und dem Appell: „Bitte seien Sie aufmerksam und achten Sie gut auf sich und andere in Ihrem Umfeld! Bitte melden Sie Ihnen verdächtige Vorkommnisse wie Kameras auf Toiletten o.ä. an Ihre Führungskräfte/Dekanatsleitungen und/oder das Gleichstellungsbüro. Grundsätzlich werden solche Vorfälle zur Anzeige gebracht. Von sexueller Diskriminierung, sexualisierter Belästigung und Gewalt betroffene Beschäftigte und Studierende werden ausdrücklich ermutigt, ihre Situation nicht hinzunehmen, sondern aktiv zu werden und sich an Dritte zu wenden mit dem Ziel, Fehlverhalten zukünftig im Vorfeld zu verhindern oder zeitnah ahnden zu können. Die Gleichstellungsbeauftragte bietet hierzu in Kooperation mit der Frauenberatungsstelle Osnabrück ein Beratungsangebot an.“ Hier findest du den Flyer und die Richtlinien der HS Osnabrück.
Lokale Aktionen: Von Brötchentüten bis zu orangen Bänken
In mehreren niedersächsischen Städten finden derzeit innovative Aktionen statt, um auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. In Lingen werden in Kooperation mit der Bäckerinnung 12.000 Brötchentüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ verteilt. Auf der Rückseite finden sich QR-Codes zu Hilfs- und Beratungsangeboten.
Bramsche setzt auf visuelle Präsenz im Stadtbild. Hier wurden fünf orangefarbene Aktionsbänke aufgestellt, die mit der Botschaft „Kein Platz für Gewalt an Frauen und Mädchen“ versehen sind. Diese Bänke bieten zudem Kontaktdaten zu lokalen Hilfsorganisationen.
In Osnabrück weht vor dem Kreishaus eine orange-lilafarbige Fahne als Zeichen gegen häusliche Gewalt. Außerdem stellen Initiativen seit 2022 in der Stadt orange Bänke mit der Aufschrift „Hier ist kein Platz für Gewalt“ auf, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.
Hannover geht einen Schritt weiter und kombiniert verschiedene Ansätze. In der Landeshauptstadt wehen Flaggen gegen Gewalt an Frauen am Neuen Rathaus, während ein Banner auf das Thema „Catcalling“ aufmerksam macht. Das Theaterstück „Evas Arche“ im Schauspielhaus Hannover beleuchtet den komplexen Zusammenhang zwischen Obdachlosigkeit bei Frauen und häuslicher Gewalt. Es zeigt, wie Frauen oft aufgrund von Gewalterfahrungen in die Obdachlosigkeit geraten und welche Herausforderungen sie dabei bewältigen müssen. Zudem findet ein Solidaritätslauf durch die Innenstadt statt, bei dem Teilnehmerinnen orange gekleidet sind. Dieser Lauf, der Teil der „Orange the World“ Kampagne ist, führt durch zentrale Bereiche Hannovers und macht mit der auffälligen Farbe der Läuferinnen auf das Thema aufmerksam. Entlang der Strecke gibt es Informationsstände, an denen Passanten sich über Hilfsangebote und Präventionsmaßnahmen informieren können.
Unterstützung und Hilfe
Für Betroffene gibt es Hilfe: Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist rund um die Uhr unter der Nummer 116 016 erreichbar und bietet anonyme Beratung in mehreren Sprachen an.
„Orange the World“ ist mehr als nur eine Farbakzent-Kampagne. Es ist ein Aufruf zum Handeln – für eine Welt, in der Gewalt gegen Frauen der Vergangenheit angehört.